Rp-Serie Die Schwere Geburt Des Kreises Mettmann (3) Wülfrath verlor vor 40 Jahren Dornap

Langenfeld · Bei der Gebietsreform 1975 kam die Stadt mit einem blauen Auge davon: Sie schrumpfte, blieb aber selbstständig.

 Karl-Heinz Schultz, langjähriger Vorsitzender des TSV Einigkeit Dornap, auf dem inzwischen aufgegeben Sportplatz in Düssel. 40 Jahre lang spielte sein Wuppertaler Verein auf Wülfrather Stadtgebiet.

Karl-Heinz Schultz, langjähriger Vorsitzender des TSV Einigkeit Dornap, auf dem inzwischen aufgegeben Sportplatz in Düssel. 40 Jahre lang spielte sein Wuppertaler Verein auf Wülfrather Stadtgebiet.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

kreis mettmann Ende der 1960er Jahre begann die Diskussion um eine kommunale Neugliederung und wurde in NRW zum beherrschenden Thema. Die Neugliederung, die zum 1. Januar 1975 vollzogen wurde, führte dazu, dass aus dem damaligen Landkreis Düsseldorf-Mettmann der Kreis Mettmann wurde. Im Vorfeld artete die Neugliederung zu einem harten Kampf aller Beteiligten mit Bürgeraktionen und Demonstrationen aus. Wuppertal streckte die Hand nach Wülfrath aus, die Zuordnung des Stadtkerns von Wülfrath in die Stadt Mettmann wurde als Möglichkeit diskutiert.

"Letztlich sind wir in Wülfrath mit einem blauen Auge davon gekommen. Wir hatten nur Dornap an Wuppertal verloren, die obere Flandersbach ging an Velbert", erinnert sich das langjährige Wülfrather Ratsmitglied und Kreistagsabgeordnete Udo Switalski. "Damals war ich im Vorstand der Jungen Union. Wir sind auf die Straße gegangen und haben unter anderem vor dem Rathaus lautstark gegen die Zersplitterung Wülfraths demonstriert."

Für die jungen Leute in der CDU sei es eine gute Gelegenheit gewesen, sich für weitere Aufgaben zu empfehlen. Seine Mitstreiter seien unter anderem Gerd Rammes und Norbert Fiebig gewesen. "Wir drei zogen nach der kommunalen Neugliederung als junge Spunde in den Stadtrat ein und mischten die damals von Claus Flachsenberg geführte CDU-Fraktion und den Stadtrat insgesamt mächtig auf", sagt der heute 58-Jährige schmunzelnd. An ein Plakat, das die JU damals präsentierte, erinnert er sich besonders gern. "Kalkstein lässt sich sprengen - Wülfrath nie!", habe darauf gestanden, so Switalski.

Er macht deutlich, dass nicht nur die CDU mit ihrem Bürgermeister Ulrich Schiller, sondern auch Stadtdirektor Günther Schiffmann und alle anderen Wülfrather Parteien, beispielsweise die SPD mit ihrem unvergessenen Fraktionsvorsitzenden Siegfried Bangert gemeinsam für die kommunale Selbstständigkeit der Kalkstadt gekämpft hätten. "Das war die große Fraktion Wülfrath", die unseren Protest bis in die Landeshauptstadt und zu den Gremien des Landtages gebracht haben. Die gemeinsamen Aktionen hätten für ein "Wir-Gefühl" bei den Wülfrather Bürgern gesorgt.

Dass Wülfrath Dornap an Wuppertal verlor, hatte zwei besondere Auswirkungen. "Es hat Wülfrath schon wehgetan, das die Rheinische Kalksteinwerke Dornap nun die Gewerbesteuer an Wuppertal zahlten. Immerhin waren die Dornaper Kalkwerke, neben Kalk Wülfrath und Ford die drei größten Arbeitgeber Wülfraths", erklärt Switalski. Auf der anderen Seite hätte dies dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren in verschiedenen Wülfrather Gewerbegebieten mittelständische Firmen gesiedelt haben. "Dadurch sind wir unabhängiger von der früher dominierenden Kalkindustrie geworden."

Karl-Heinz Schultz, langjähriger Vorsitzender des TSV Einigkeit Dornap, wies auf eine Besonderheit hin. "Wir sind damals dem Stadtsportbund Wuppertal beigetreten. Das führte dazu, dass der TSV Einigkeit Dornap ein Wuppertaler Verein wurde." Er weist darauf hin, dass dies hätte verhindert werden können. "Wenn der damalige Einigkeit-Vorstand den Verein beim Amtsgericht Mettmann als Wülfrather Verein hätte eintragen lassen, wäre die seltsame Kombination, Wuppertaler Verein auf Wülfrather Boden, nicht passiert."

(RP)
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