Langenfeld/Mettmann Die Stadt verändert langsam ihr Gesicht

Langenfeld/Mettmann · Der Regionalplan für den Kreis Mettmann entsteht neu. Er regelt das künftige Zusammenspiel von Industrie, Wohnen und Natur. Jedermann kann sich beteiligen. Im Langenfelder Rathaus wird an einer Stellungnahme gearbeitet.

 In Langenfeld könnte laut Regionalplan-Entwurf das Waldstück an der A 3 nahe der Haus-Gravener-Straße zu Industriegelände werden.

In Langenfeld könnte laut Regionalplan-Entwurf das Waldstück an der A 3 nahe der Haus-Gravener-Straße zu Industriegelände werden.

Foto: rm-

Eigentlich könnten sich Georg Görtz und Karl Heinz Reuter entspannt zurücklehnen. Die beiden Planer sind beim Kreis Mettmann die Experten für den Entwurf des Regionalplans, der zurzeit fertig gedruckt in den Rathäusern zur Ansicht bereit liegt. Ebenso im Kreishaus. Außerdem im Internet. Doch vor ihnen liegen zwischen 188 und rund 2000 Druckseiten mit Karten und einem gewichtigen Umweltbericht. All das bekommen Interessenten derzeit auf Wunsch vorgelegt und erläutert.

Private Nachfrage hält sich nach Reuters Erfahrung in Grenzen. Was nicht nur am Volumen des Werks liegt, Wenn endgültig beschlossen, wird es mindestens 15 Jahre den Gang der Planerdinge leiten. "Unmittelbare Rechtswirkung gegenüber Privatpersonen und Investoren" habe der Plan nicht, Rahmenbedingungen sind das Leitmotiv. Ein Teil-Plan in absoluter Miniversion ist immer noch zwei DIN A 3-Farbdrucke groß: eine Karte des Kreises Mettmann. Sie enthält alle bisher vorgesehenen Festsetzungen dazu, wie das Zusammenspiel von Industrie, Wohnen und Natur in den Städten des Kreises künftig aussehen soll. Und schon an dieser Stelle erläutert Görtz dem Besucher die ersten Einschränkungen: "Der Regionalplan dient nicht dazu, Städten bis auf den Quadratmeter vorzuschreiben, wo etwas erlaubt oder etwas anderes verboten ist." Stattdessen eine Fülle von Zielen ("sind zu beachten") und Grundsätzen ("sind zu berücksichtigen"). Aber es gibt Maßgaben für die Städte, die in einem regionalen Zusammenhang stehen. Görtz: "Nach dem Entwurf sind beispielsweise die Orte Mettmann und Metzkausen nicht mehr durch einen so genannten regionalen Grünzug voneinander getrennt. Das heißt: Sie dürfen zusammenwachsen." Theoretisch. Denn der Regionalplan regelt eben nicht, wie irgendeine neue Bebauung im Detail aussehen könnte, ob sie überhaupt realisierbar oder erwünscht ist. Das Gegenteil gelte für die regionalplanerisch getrennten Orte Monheim und Baumberg. Hier bleibe es bei der Trennung.

Ein weiteres Teilthema: Industriegebiete. Für den Kreis haben Städte, Kreisverwaltung und IHK ein abgestimmtes Gewerbeflächenkonzept auf den Weg Richtung Bezirksregierung gebracht. Ebenso ist ein "Flächen-Ranking" eingeflossen. Hintergrund: "Düsseldorf hat rechnerisch zu wenig Wohnraum. Der muss auswärts gesucht werden, soll aber nicht zu mehr Autoverkehr nebst Pendler-Staus führen", sagt Görtz. Ein Ergebnis: Städte wie Velbert und Monheim - mit S-Bahn-Anschluss - erhielten so genannte "Bedarfszuschläge", dürfen also in Grenzen mehr bauen.

Gleich zu Jahresbeginn 2015 müssen die Städte Stellung beziehen. Im Langenfelder Rathaus arbeitet zurzeit Referatsleiter Stephan Anhalt an einer Stellungnahme, die er den Stadtpolitikern im Februar zur Diskussion vorlegen wird. "Wie erwartet, sind nicht alle unsere Vorschläge berücksichtigt worden, die wir 2012 zum Teil als Alternativstandorte eingereicht hatten", sagt Anhalt. Beispiele hierfür seien etwa ein Wohngebiet am Flachenhof oder ein großes Wohn- und Gewerbegebiet rund um das Gartencenter Dehner. Im Entwurf für Langenfeld enthalten seien hingegen Lückenschlüsse an der Brunnen- und Grünewaldstraße, eine Erweiterung des Gewerbegebiets Fuhrkamp über die Wolfhagener Straße hinaus sowie ein Industriegebiet entlang der A 3 nahe der Haus-Gravener-Straße. "Unser Bedarf an Gewerbeflächen wird nicht erfüllt", kritisiert Anhalt den Entwurf. Dies gelte es zu ändern

Rund 400 einzelne Stellen, Organisationen und Verbände aus den gesamten Plangebiet werden Stellungnahmen und Einwände vorlegen. "Die sollen im Lauf des Jahres 2015 abgearbeitet werden, schneller ist das wohl auch unter Hochdruck kaum zu schaffen", so Görtz. Vorerst gilt der rund 20 Jahre alte Vorfahr des neuen Regionalplans weiter. Mit allen Zielen und Grundsätzen.

(RP)
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