Langenfeld Tubenfabrik Höll baut jetzt 130 Stellen ab

Langenfeld · Vom Betriebsrat durchgesetzte Transfergesellschaft fängt gekündigte Mitarbeiter der angeschlagenen Firma vorerst auf.

 Die an der Poststraße in Langenfeld ansässige Firma Karl Höll wird dort nach dem Stellenabbau lediglich die Produktion von Laminat-Tuben (Bild) belassen. Aluminium-Tuben werden nur noch im Werk Kirchheimbolanden hergestellt.

Die an der Poststraße in Langenfeld ansässige Firma Karl Höll wird dort nach dem Stellenabbau lediglich die Produktion von Laminat-Tuben (Bild) belassen. Aluminium-Tuben werden nur noch im Werk Kirchheimbolanden hergestellt.

Foto: Matzerath, Ralph

Der im Dezember angekündigte Abbau von 130 Arbeitsplätzen bei der angeschlagenen Tubenfabrik Karl Höll hat jetzt begonnen. Nach Angaben des geschäftsführenden Gesellschafters Oliver Höll geschieht das sozialverträglich. "Allen betroffenen Mitarbeitern ist angeboten worden, zunächst in eine Transfergesellschaft zu wechseln, die ersten haben das Anfang Februar bereits getan" (siehe Infobox). Hart kritisiert indes der Betriebsratsvorsitzende Andreas Saes-Vissers (45) die Geschäftsleitung.

"Nur auf unseren Druck hin wurde diese Transfergesellschaft überhaupt eingerichtet", sagt Saes-Vissers. "Eigentlich war geplant, die betroffenen Mitarbeiter direkt rauszuschmeißen und ihnen eine Abfindung zu zahlen, die im Schnitt nicht mal ein Monatsgehalt betragen hätte." Nur dank Unterstützung durch die Industriegewerkschaft Metall sowie die Beratungsfirma BSB habe der Betriebsrat die Transfergesellschaft durchsetzen können, in dem gekündigte Mitarbeiter weiterqualifiziert werden und wenigstens die ersten Monate finanziell überbrücken können.

Langenfeld: Tubenfabrik Höll baut jetzt 130 Stellen ab
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Saes-Vissers kritisierte zudem eine "schlechte Informationspolitik" der Firmenleitung. Im September war das seit 1908 an der Poststraße ansässige Unternehmen in die so genannte Planinsolvenz gegangen. Hierbei wird in der Sanierungsphase das Management nicht einem Insolvenzverwalter übertragen, sondern bleibt bei der alten Geschäftsführung.

"Erst 45 Minuten vor der Bekanntmachung am Gericht wurde der Betriebsrat darüber informiert", klagt Saes-Vissers. Dabei hätte es nach seiner Ansicht Möglichkeiten gegeben, das Unternehmen durch Produktionsänderungen ohne gravierenden Stellenabbau wieder auf Kurs zu bekommen. "Leider war die Geschäftsleitung bei diesen Änderungsvorschlägen beratungsresistent."

Im Zuge des immer noch laufenden Sanierungsverfahrens werden die drei Anlagen zur Produktion von Aluminiumtuben ins rheinland-pfälzische Zweigwerk Kirchheimbolanden verlegt. "Das erste ist dort bereits im Aufbau", sagt Höll. Nur die Laminattuben-Produktion bleibe in Langenfeld und solle dort mittelfristig ausgebaut werden. "Unser Restrukturierungsprogramm ist sehr weit fortgeschritten. Ich bin zuversichtlich, dass wir im Mai aus der Planinsolvenz heraus sind."

Nach den Worten des Betriebsratsvorsitzenden hat die Geschäftsleitung zur Umsetzung ihrer Pläne die Belegschaft der beiden Werke in Langenfeld und Kirchheimbolanden "auch gegeneinander ausgespielt. Bei unserem Konzept für einen Erhalt der Alutuben-Produktion in Langenfeld wären an beiden Standorten Stellen abgebaut worden." Zudem seien Mitarbeiter in Altersteilzeit nicht informiert worden, sich Anfang Dezember arbeitslos zu melden.

Zum 1. April wird der gelernte Dreher Saes-Vissers 28 Jahren Betriebszugehörigkeit bei Höll selber in die Transfergesellschaft wechseln; und einen neuen Job suchen.

(RP)
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