Langenfeld Lautenspiel und Schwertkampf

Langenfeld · Beim Mittelalterlichen Burgfest auf der Wiescheider Wasserburg Haus Graven ging es am Wochenende ereignisreich zu. Der ausrichtende Förderverein hat den Spagat zwischen Kommerz und Kultur geschafft.

Applaus brandet auf. Zig Schaulustige haben sich im Außenlager der Bergischen Ritterschaft auf der Wasserburg Haus Graven eingefunden, um dem Schwertkampf-Spektakel beizuwohnen. Die Kontrahenten tragen authentische Rüstungen. Und wenn Schwert auf Schwert trifft, entsteht ein Geräusch, das für sich genommen schon die Rohheit dieses Kampfes vermittelt. Es ist dies nur eines der mannigfältigen Erlebnisse, die das Mittelalterliche Burgfest am Wochenende den zahlreichen Besuchern bescherte.

Lothar Marienhagen vom Förderverein der Wasserburg - selbst in ein stilechtes Kostüm "gewandet" - zeigt sich denn auch "positiv beeindruckt". Bereits eine Stunde vor dem offiziellen Beginn seien die ersten gekommen, überraschend viele, auch Nicht-Akteure, in entsprechender Kleidung. Da sei es doch klar, so Marienhagen, dass er da mitmache.

Hufschmied und Verschläge

Vor der Burg steht eine Pferdekutsche und wartet auf Passagiere. Rechterhand, bevor man den Hof entert, hat ein Hufschmied seine Werkstatt aufgeschlagen. Kinder können sich hier an dem traditionellen Handwerk versuchen, wovon metallische Klopfgeräusche zeugen. Im Burghof stehen zahlreiche Verschläge und Buden. Das alles fügt sich hervorragend in die Umgebung. Wer an Marktstände denkt, liegt also falsch. Vielmehr wurde Wert auf Authentizität gelegt.

Zwei Jungs stehen mit großen Augen vor den Fellen von Andreas Wilkins. "Stehen diese Felle zum Verkauf?" fragt der eine schüchtern. "Ne", sagt der Bottroper, "die hängen." Was sie suchen, wissen sie selber nicht, aber faszinieren tun sie die Fuchs-, Wildschwein- und Iltisdecken schon. Er beziehe seine Ware von Jägern, Kürschnern und Präparatoren. Wie wenig die Menschen vor seinem Stand heuer noch damit anfangen könnten, verwundere ihn manchmal schon, sagt er. An anderen Ständen gibt es Plüsch-Morgensterne (für acht Euro) zu kaufen, Felle, Leder und Horn sieht man auch. Es gibt mittelalterliche Musik (die Großen der Zunft tragen Namen wie "Schandmaul" oder "In Extremo"), außerdem wird Leder- und Silberschmuck feilgeboten. Kulinarisch sind die im holzbefeuerten Steinofen frisch gebackenen Brezeln der Renner. Allenfalls der grüne Altbierwagen fällt etwas aus der Rolle, was aber durch Stoffbahnen abzumildern versucht wird.

"Die nächtigen auch hier"

Die Grenze zwischen denen, die Mittelalter spielen und jenen, die es leben, verläuft ungefähr zwischen Pflanzenkundigem und Runenratgeberin. Denn dort beginnt das Lager der Bergischen Ritterschaft, eines rund 50 Mitglieder zählenden Wuppertaler Vereins, der sich ganz dem echten ritterlichen Leben verschrieben hat. "Die nächtigen auch hier", sagt Marienhagen voller Bewunderung. Und tatsächlich hat Karin von Crimenholl, wie Karin Immig (42) aus Solingen sich zu solchen Anlässen nennt, ein geräumiges Zelt mit Steckbett, Teppichen, Fellen und Truhen aufgeschlagen - wie es sich für eine Gräfin auf Reisen eben ziemt.

Natürlich, sagt Immig, während über dem Feuer ein Wasserkessel hängt, sei das hier in der Wasserburg mehr als Rollenspiel. "Reenactment" nämlich, also die Nachstellung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise.

(maxl)
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