Monheim Halay-Tanz verbindet Monheim mit Istanbul

Monheim · Im Redaktionsgespräch erläutert der Leiter der Türkisch-Tanz-AG am OHG sein Engagement für die Völkerverständigung.

 Engin Altinova, türkischstämmiger Monheimer mit deutschem Pass, trainiert die Schülertanzgruppe am Otto-Hahn-Gymnasium in Monheim.

Engin Altinova, türkischstämmiger Monheimer mit deutschem Pass, trainiert die Schülertanzgruppe am Otto-Hahn-Gymnasium in Monheim.

Foto: RALPH MATZERATH,

Tanz, Völkerverständigung und Integration, das sind drei große Themen im Leben von Engin Altinova. Alle drei ergänzen sich auf wunderbare Weise. Integration ist nicht Angleichung: Integration bedeutet Teil werden von etwas. Die traditionellen türkischen Halay-Tänze, bei denen man Hand in Hand tanzt, vermitteln das besonders gut. Erstens, weil Musik anspricht und verbindet. Zweitens, weil man sich beim Volkstanz integrieren muss, um eine Formation zu bilden. Das gilt nicht nur für einzelne, es gilt für jeden Tänzer: Alle müssen sich aufeinander abstimmen und dem Rhythmus folgen.

Die "Türkisch-Tanz-Arbeitsgruppe" am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) besteht zu etwa 70 Prozent aus deutschstämmigen Jugendlichen und zu rund 30 Prozent aus Jugendlichen, deren Familien ursprünglich aus anderen Ländern stammen. Entstanden ist die Gruppe aus dem Projekt "Wir tanzen nach Istanbul", das Altinova ins Leben gerufen hat. Schnell hatte er Schulleiter Dr. Hagen Bastian dafür begeistert. Altinova trainiert ehrenamtlich die Gruppe, die zunächst von Lehrerin Claudia Bastian betreut wurde, dann von Emine Akkaya. Im Rahmen des Projekts reisten die Schüler in die Türkei und führten dort in einem Stadion vor 10 000 begeisterten Zuschauern türkische Volkstänze auf.

Das Wort "Migrationsgeschichte", das auf eine "Wanderung" verweist, trifft auf Altinova in besonderer Weise zu. Geboren wurde der Mann mit deutschem Pass und türkischen Wurzeln in Deutschland. Sein Vater war als Gastarbeiter aus der Türkei gekommen, und dorthin ging die Familie zurück. Nach dem Militärputsch sah der Vater in seinem Herkunftsland keine Zukunft mehr und schickte die Kinder wieder nach Deutschland. Engin Altinova war neun, als er mit anderen gemeinsam die Tanzgruppe "Baris" gründete. Baris heißt Frieden. "Es sollte ein Zeichen für Frieden und Verständigung sein", sagt er.

Baris aus Köln hat eine Kooperation mit der Türkisch-Tanz-AG des OHG. Die Türkeireise war natürlich ein großes Erlebnis für die Teilnehmenden. Für Altinova war es vor allem ein Stück gelebte Völkerverständigung. "Als wir den Eltern die Dias von der Reise gezeigt haben, fragte ein Vater: ,Warum weint meine Tochter denn beim Abschied? Sie kommt doch nach Hause!...'", erzählt Altinova. Als dieser Vater dann nach dem einwöchigen Gegenbesuch sein türkisches Gastkind am Flughafen verabschiedete, hatte er selbst Tränen in den Augen. Da hat er verstanden, warum seine Tochter geweint hatte." Altinova verbindet mit solchen Begegnungen eine große Hoffnung: "Diese Kinder werden ihr Leben lang nicht vergessen, was sie bei dem Besuch erlebt haben. Die türkischen Kinder werden die Deutschen in der Türkei verteidigen, wenn es heißt, die Deutschen seien ,Nazis'. Und die Deutschen werden die Türken gegen Vorurteile in Deutschland verteidigen."

Eine weitere Gelegenheit, Brücken zu bauen, sieht Altinova in der geplanten Städtepartnerschaft zwischen Monheim und dem Istanbuler Stadtteil Atasehir. Der Stadtteil ist noch relativ jung; dort leben etwa 400 000 Menschen. Eine Reise der führenden Monheimer Politiker Ende 2014 zerstreute alle vorherigen Bedenken: Die Gruppe kam begeistert zurück, und im Dezember brachte der Rat die Vereinbarung einer Städtepartnerschaft auf den Weg. Altinova kann dabei seine Lieblingsrolle übernehmen: die als Botschafter und Vermittler.

(dgn)
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