Langenfeld/Monheim "80 Prozent sind betroffen"

Düsseldorf · Ruhe bewahren – vor dem Sturm

Die Wirtschaftskrise hat den Arbeitsmarkt erreicht. RP-Redakteur Thomas Gutmann sprach mit Andreas Tressin, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Rhein-Wupper, der etwa 250 Unternehmen in den Städten Langenfeld, Monheim, Leverkusen, Leichlingen und Burscheid vertritt.

Im Bezirk der Arbeitsagentur Düsseldorf sind inzwischen rund 30 000 Arbeitnehmer in Kurzarbeit – gegenüber 200 (!) vor einem Jahr. Ist diese Zahl in Ihrem Beritt ähnlich explodiert?

Tressin Ja, besonders in der Metall- und Elektro-Industrie. Wenn Sie neben der offiziellen Kurzarbeit die inoffizielle, durch flexible Tarifverträge ermöglichte Arbeitszeitreduzierung – bei entsprechender Gehaltskürzung – hinzunehmen, kommen Sie in dieser Branche auf mehr als 80 Prozent der Betriebe, die von Kurzarbeit betroffen sind.

Die Bundesregierung hat eine Verlängerung der Kurzarbeit-Höchstdauer von 18 auf 24 Monate und Antragserleichterungen für die Unternehmen beschlossen. Beides kommt Arbeitgebern und Arbeitnehmern zugute, kostet die Solidargemeinschaft aber Milliarden Euro.

Tressin Das ist richtig, und deshalb ist Kurzarbeit auch nur dann ein sinnvolles Instrument, wenn ein Betrieb realistische Chancen hat, mittelfristig wieder auf das Umsatzlevel vor der Krise zurückzufinden. Ist dies nicht der Fall, so wird nicht nur die Solidargemeinschaft belastet, sondern auch das Unternehmen selbst, denn es muss ja zum Beispiel weiter Urlaubs- und Weihnachtsgeld zahlen und dies für dauerhaft unrentable Arbeitsplätze. Allerdings: In der derzeitigen Situation entlastet die Kurzarbeit-Regelung die Unternehmen – bis hoffentlich möglichst viele das Ende des Tunnels erreicht haben.

Deutschlandweit leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit" – von dieser Meldung werden sich Zweckoptimisten wieder einmal blenden lassen. "Krise? Ist doch gar nicht so schlimm", sagen sie. Experten wie die NRW-Regionaldirektorin der Bundesanstalt für Arbeit, Christiane Schönefeld, wissen es besser. Sie erkennt in der – gegenüber den Vorjahren deutlich schwächeren – Frühjahrsbelebung zwar ein Signal, "dass die Talfahrt der Wirtschaft sich im Mai zumindest vorübergehend abgebremst hat", sieht darin aber keine Entwarnung, "sondern eher die Ruhe vor dem Sturm". Die Kurzarbeiterzahl in der Region deutet an, was sich da zusammenbraut. Binnen eines Jahres ist sie von 200 auf 30 000 explodiert. Um so mehr muss es nun heißen: Ruhe bewahren und auf Lichtblicke vertrauen wie auch auf positive Begleiteffekte, so etwa die stabilen Lebenshaltungskosten. gut

(RP)
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