Langenfeld Leichte Flaute auf Reisemarkt

Düsseldorf · Die Wirtschaftskrise macht auch vor den "schönsten Wochen des Jahres" nicht halt. Reiseverkehrsleute ermuntern, den geplanten Urlaub trotzdem zu buchen: Plötzliche Arbeitslosigkeit sei ein anerkannter Reiserücktrittsgrund.

Langenfeld / Monheim "Verzögerte Buchungen" und "spürbare Zurückhaltung": Mit diesen Worten kommentieren die Reisebürokaufleute das Kundenverhalten der letzten Wochen und bestätigen so, dass die Wirtschaftskrise auch vor den "schönsten Wochen des Jahres" nicht halt macht. Ralf Hoyer in seinem Langforter Büro beobachtete beispielsweise, dass "eher nur zehn statt sonst 14 Tage" gebucht werden" oder "anstelle des Wunschlandes ein günstigeres Ziel".

Ursächlich für die Sparsamkeit der sonst so reiselustigen Bundesbürger sei selten bereits eingetretene Arbeitslosigkeit, sondern eher die Ungewissheit über die nahe Zukunft, hat der Reiseverkehrskaufmann beobachtet – nach dem Motto: "Vielleicht brauchen wir das Geld an anderer Stelle dringender."

"Der Saison-Start war holpriger"

Stephan Benthake vom Reisebüro First in Monheim räumt ein, dass der Saisonstart "holpriger" war als sonst. Andererseits werde "bei Reisen bisher kaum gespart". Allerdings buchen die Stammkunden später als sonst, besonders bei Familien wird auf Angebote gewartet. Folge: Für die Sommerferien gibt es noch viele freie Plätze, während die Herbstferien mit ihrem engeren Zeitfenster sehr nachgefragt sind.

Ralf Hoyer verweist auf die Angebote, mit denen die großen Veranstalter verstärkt auf die zurückhaltende Nachfrage reagierten. Vier-Sterne-Hotels auf Mallorca mit Halbpension für 350 Euro pro Woche, das sei "deutlich billiger als im Vorjahr". Für fernöstliche Fünf-Sterne-Herbergen errechnet der Fachmann "Übernachtungspreise von 50 Euro mit Frühstück". Denkbare Arbeitslosigkeit ist nach seiner Ansicht kein Grund, auf eine Buchung zu verzichten. "Plötzliche Arbeitslosigkeit ist ein anerkannter Reiserücktrittsgrund", beruhigt er unschlüssige Kunden.

Auch die drohende Insolvenz des Handelskonzerns Arcandor, zu dem u.a. der Reiseanbieter Thomas Cook gehört, ist für die Kundschaft kein Thema. Denn der nach deutschem Recht seit 20 Jahren notwendige Sicherungsschein garantiert im schlimmsten Fall die Rückzahlung bereits geleisteter Gelder. Bei den klassischen Anbietern günstiger Familien- oder Jugendurlaube wie den Kirchengemeinden oder Trägern örtlicher Ferienprogramme gebe es jedenfalls keine auffälligen Anfragen nach zusätzlichen Angeboten. "Die Programme sind bereits im Vorjahr geplant und kurzfristig keine Erweiterungen möglich", macht Peter Rischard, der Jugendleiter der Evangelischen Kirchengemeinde Monheim die praktischen Grenzen solcher Überlegungen deutlich. "Für den Sommer sind alle Maßnahmen ausgebucht, für den Herbst geht noch was", beschreibt er den Buchungsstand. Erstmalig musste er jetzt eine geplante Wochenendfahrt wegen fehlender Teilnehmer absagen, allerdings gab es "keine Hinweise darauf, dass die Kosten von 60 Euro als Folge wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht zu leisten waren".

Ulrich Moenen, Referatsleiter im Langenfelder Rathaus, sieht sich bislang ebenfalls keinen Wünschen nach Ausweitung der örtlichen Ferienangebote gegenüber. Im Kinderhaus gibt es das alljährliche Sommerprogramm, und fast 1400 Kinder können in diesem Sommer am Programm des Stadtsportverbandes und der SGL teilnehmen.

Interview Seite C 2

frage des tages

(RP)
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