Leichtathletik Albert Eßer ist jetzt ein "Sportabzeichenfuffziger"

Leichtathletik · Der 84 Jahre alte Erkelenzer absolvierte die Prüfungen zum Deutschen Sportabzeichen zum mittlerweile 50. Mal.

Ein Jahr, bevor das Deutsche Sportabzeichen auf das Hundertjährige blickt, hat der Erkelenzer Albert Eßer sein ganz persönliches Sportabzeichenjubiläum gefeiert. Er tat dies im Kreise der Vereinsfreunde beim TV 1860 Erkelenz, die ihn in einer Feierstunde zur erfolgreichen 50. Goldprüfung mit langanhaltendem Beifall überhäuften. Dieser beinhaltete aber auch große Anerkennung, immerhin zählt der "Mister Sportabzeichen" nicht weniger als 84 Lenze.

Ein Leben lang ETV-Mitglied, trug Albert Eßer das Trikot des Traditionsvereins als Leichtathlet, Handballer oder Faustballer. Dass er die Bedingungen zum Deutschen Sportabzeichen nicht schon in ganz jungen Jahren erfüllte, war nicht nur auf die Kriegswirren zurückzuführen, sondern hatte auch mit seiner ersten Sportart zu tun: "Schwimmen war bei der Leichtathletik wegen anderer Bewegungsabläufe nicht erwünscht. Aber geschwommen werden muss beim Sportabzeichen immer", erklärt der ehemalige 11,1-Sprinter. Der dann aber "stolz war", 1953 die erste Prüfung "geschafft zu haben".

Das war damals eigentlich nur in Erkelenz möglich, wo Peter Theißen (in Erinnerung als Starter im schneeweißen Anzug im Strohhut bei der Leichtathletik) und Friedel Krings (Trainer und später Chef am Cusanus-Gymnasium in Erkelenz) die Förderer der Idee von Carl Diem waren. Albert Eßer übernahm Mitte der 60er Jahre die Organisation zum Deutschen Sportabzeichen in Erkelenz. Was zunächst kommissarisch angedacht war, ließ dann bis 2010 immerhin 45 Jahre intensive Administration werden.

Zuletzt galt es nicht nur die Statistiken für den Landessportbund von Erkelenz-Mitte, sondern auch für die Prüfungen in Arsbeck, Baal, Gerderhahn, Kückhoven, Ratheim, Schwanenberg und Wegberg, aber auch für zahlreiche Aktionen an Schulen zu Papier zu bringen. "Und das war Hand- und Schreibmaschinenarbeit, die zum Ende des Jahres hin oft lange Nächte brachte", weiß Eßer, der dabei über Jahrzehnte eng mit seinem vor wenigen Wochen verstorbenen Kreisobmann Konstantin Reifferscheidt in Kontakt stand. Das Sportabzeichen war für Albert Eßer aber auch stets Grund "zur Pflege von vielen, vielen Freundschaften". Die von ihm für den Stadtsportverband Erkelenz organisierten Verleihungsabende "sind heute noch teils unvergessen".

Dass der 84 Jahre alte "Sportabzeichenfuffziger" im Jubiläumsjahr zum 100. Bestehen des Sportabzeichens noch einmal "antritt", scheint eher unwahrscheinlich: "Dann wäre ich 85, und die 50. Prüfung ist mir schon nicht leicht gefallen." Aber "Oldies" lässt der Deutsche Olympische Sportbund nicht im Regen stehen, gibt ihnen Ausweichmöglichkeiten.

Albert Eßer wählte bei seiner 50. Prüfung anstatt Weitsprung den Sprung aus der Hocke auf einen Kasten, ersetzte den Laufsprint durch Fahrradtempofahren mit fliegendem Start, erfüllte das Ausdauer-Fahrradfahren über 20 Kilometer, stieß den zwei Kilogramm schweren Vollball auf 7,20 m — und ist geschwommen. Immerhin jene Disziplin, die ihn in jungen Jahren aus disziplinspezifischen Gründen stoppte, sonst hätte man Albert Eßer vielleicht schon Medaille und Urkunde für Gold-60 überreichten können.

(hg)
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