Sportschießen Mit ruhiger Hand und zielsicherem Auge

Erkelenz · Beim Schieß-Sport-Verein Tüschenbroich schießen rund 65 Mitglieder im Alter zwischen zwölf und über 70 Jahren.

Bei der zu Beginn eines jeden Jahres auch in der Stadt Wegberg durchgeführten Sportlerehrung, zu der Akteure eingeladen werden, die auf überregionaler Ebene mit herausragenden Leistungen nicht nur auf sich und ihren Verein aufmerksam gemacht haben, sondern auch zu Botschafter für ihre Heimatstadt geworden sind, hat sich der Schieß-Sport-Verein 1972 Tüschenbroich das größte Kapitel verdient. Stolz weiß Vereinsvorsitzender Heinz-Bert Hanraths (66): "Das ist seit vielen, vielen Jahren so, ganz besonders aber seit der Jahrtausendwende. Da standen SSVer zum Beispiel bei Deutschen Meisterschaften, die auf dem Olympiagelände in München-Garching geschossen werden, bis heute immer oben auf dem Treppchen."

Die aktuell herausragenden Sportschützen im "Trikot" des SSV Tüschenbroich sind die Altersklassenschützen Ulrich Pelzer, Wolfgang Wimmers, Dittmar Gerwin und Reiner Lützenkirchen: Deutsche Mannschaftsmeister mit dem Standardgewehr und Olympisch Match (60 Schuss liegend), aber auch Medaillengewinner in den Einzelwettbewerben. "Seit 2000 kamen so für den SSV 23 Goldene zusammen", zählt Heinz-Bert Hanraths, der in seiner Bescheidenheit gar nicht erwähnen will, dass er selbst mit ruhiger Hand und zielsicherem Auge dazu beigetragen hat.

Dass die DM-Erfolge auch einen Unterbau haben, versteht sich von selbst — die Titel- und Platzierungslisten auf Landes-, Bezirks- oder Kreisebene lassen sich kaum mehr erfassen. Wo bei "normalen" Menschen die Wände von Tapeten oder Bilder geziert werden, sind das beim SSV 1972 Tüschenbroich unzählige Pokale in den verschiedensten Größen und Wertigkeiten. Übrigens auch gewonnen bei Rundenwettkämpfen (u.a. Rheinlandliga und auf Kreisebene), aber auch bei Bezirks- und Kreismeisterschaften.

Zu bewundern sind die Trophäen in der Schießsporthalle des SSV, die gleich hinter der Heilig-Geist Kirche neben dem Jugendheim in Tüschenbroich liegt. Das hat historische Gründe, ging der SSV doch im Münchener Olympiajahr 1972 aus der Schießabteilung der St. Lambertus-Bruderschaft hervor, die 1965 aktiviert wurde und an Wettbewerben der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften teilnimmt. Ein Gründungsmitglied des SSV 72 ist Heinz-Bert Hanraths, der mit seinen Freunden fortan für Bruderschaft und SSV zielt. Geschah dies zunächst in den ehemaligen Gaststätten Esser und Fischer, stieß der damalige Vorsitzende Reimer Schniedewindt schon 1976 die Idee einer eigenen Sportanlage an. Als gelernter Polier war er der ideale Mann, der gute Überzeugungsarbeit bei seinen Freunden leistete und die Planung vorantrieb. 1980 erfolgte der Spatenstich, und nach tausenden ehrenamtlichen Stunden (Hanraths: "Da half das ganze Dorf mit.") war der für damalige Verhältnisse modernste Schießstand weit und breit schon 1981 fertig. Auch mit Zuschüssen von Stadt und Land waren zehn Luftgewehrbahnen und unterirdisch noch acht Kleinkaliberbahnen nutzbar. Ein Saal zum Feiern (natürlich auch fürs Dorf) ist auch heute übers Jahr hinweg vielfach genutzt.

Und weil 31 Sportjahre auch an Bausubstanz nagen, ist der 65 Mitglieder (davon 45 Aktive und neun Jugendliche) starke SSV gerade mit Modernisierungsmaßnahmen beschäftigt. Im Mittelpunkt steht dabei die Umstellung der Schießbahnen auf Elektronik (Jugendobmann Christian Tielens: "Da läuft die Ergebnisanzeige über PC, kann aber auch über Beamer dargestellt werden."), die Isolierung und Schalldämmung wurde erneuert, die Schießanlagen präsentieren sich nun in hellen Farben.

Auch in der Neuzeit gilt beim SSV 72 Tüschenbroich, was Pionier Reimer Schniedewindt schon in den 1970ern propagierte: "Viele Hände können auch viel leisten." Handwerkliche Talente der SSV-Mitglieder sind willkommen, ob jung oder alt, schließlich liegt die Altersbreite zwischen zwölf und Mitte 70 Jahren. Heinz-Bert Hanraths und Christian Tielens, die mit Guido Weingram auch das Sportwarteteam bilden übereinstimmend: "Da gibt es in den verschiedenen Altersklassen keine Berührungsängste. So starten zum Beispiel in den Rundenwettkämpfen Junge mit Alten, oder auch Versehrtensportler."

(hg)
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