Krefeld Vor 50 Jahren: Baubeginn der Piuskirche

Krefeld · Das unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus in Gartenstadt wurde kurz nach seiner Vollendung vom Bund Deutscher Architekten als vorbildliches Bauwerk der Nachkriegszeit ausgezeichnet. Bald soll es Katholiken und Protestanten dienen.

Wie ein großes, weites Zelt steht an der Traarer Straße neben dem Insterburger Platz das beeindruckende Gebäude der Kirche Pius X. mit seinem grün patinierten Kupferdach. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist eines der markantesten Kirchenbauten Krefelds und wurde 1969 vom Bund Deutscher Architekten (BDA) als vorbildliches Bauwerk der Nachkriegszeit ausgezeichnet. Vor 50 Jahren wurde mit dem Bau nach den Entwürfen des Düsseldorfer Architekten Josef Lehmbrock begonnen.

Durch die nach außen wachsenden Fassadenhälften, die sich wie zwei Arme ausbreiten, werden die Besucher durch die beiden mittig angeordneten gleichberechtigten Doppelportale auf der West- und der Südseite regelrecht angezogen. Dem Eintretenden eröffnet sich ein weiter Raum unter der holzverkleideten Decke, die an vier nahezu unsichtbaren Trägern aufgehängt ist und daher über dem Raum schwebt, wie Hans-Peter Schwanke in seinem von der Stadt 1996 herausgegebenen Architekturführer beschreibt. Die Fläche von 33 Metern im Quadrat - die Hauptachse vom Taufbecken bis zum Altar ist überraschenderweise diagonal ausgerichtet - wird durch eine gewölbte Wand aus Sichtbeton hinter dem Altar in einen Hauptkirchenraum und eine Kapelle unterteilt.

Der Kirchenraum präsentiert sich in diffusem Licht, das durch die schmalen Fenster zwischen den lamellenartig angeordneten Beton-Stelen der Fassade eindringt. Die Fenster - eher Lichtschlitze - hat Professor Günter Grote mit sparsamen roten und blauen Elementen auf hellem Glas mit Wellenlinien gestaltet. Künstliches Licht, das stärker oder schwächer eingestellt werden kann, spendet ein großer Rundleuchter, von dem strahlenförmig vier weitere Leuchtschienen ausgehen.

Christoph Zettner ist seit 2010 Pastor in der Pfarre St. Nikolaus, zu der auch die Pius-Kirche gehört. Er weist auf zahlreiche Kunstwerke in der Kirche hin, von denen hier beispielhaft drei genannt seien: Das beeindruckende, schlanke Bronzekreuz wurde laut einem 1986 erschienenen Führer durch die Piuskirche von dem langjährigen Pastor Florian Hermann entworfen und von dem Münsteraner Bildhauer Wilhelm Heising gestaltet und gegossen. "Das Kreuz reckt sich, einem von Sturm und Wetter zerzausten Baum ähnlich, schlank und hoch auf. Der modellierte Korpus zeigt den Herrn am Ende seines Leidens", heißt es in dem Kirchenführer.

Das wunderschöne Tabernakel von Karl-Heinz Trittien steht in der Kapelle und stellt auf einer Stele mit Bildern von Heising eine Krone dar, die sich öffnen lässt. Darin befindet sich der Schrein aus weißem Emaille und Gold mit dem Allerheiligsten: "Auch das ein anschaulicher Hinweis auf die Vollendung, war doch schon für das Volk Israel das Land der Verheißung und das Ziel ihrer Hoffnung auf ein Land, das von Milch und Honig fließt' (weiße und goldgelbe Farbe)", formuliert der Kirchenführer.

Der Taufbrunnen zwischen den Eingangsportalen liegt vertieft und ist aus einer mehrere hundert Jahre alten zentralen Königswelle geschnitzt, um die sich normalerweise alte Windmühlen drehen und die Flügel in den Wind stellen, berichtet der Kirchenführer durch St. Pius.

Das Tabernakel wird sicherlich an eine andere Stelle versetzt, wenn die Pius- zu einer Simultankirche mit neuem Namen wird, in dem Katholiken und die evangelischen Christen der benachbarten Lukaskirche ihre Gottesdienste feiern. 2015 waren die Evangelischen auf die Katholiken zugekommen, weil die Schließung der Lukaskirche zur Debatte steht. "Sie fragten uns, ob sie unser Kirchengebäude mitnutzen und ob man materielle Mittel bündeln könnte", sagt Pfarrer Zettner. Die Rückmeldungen zu der Idee seien beiderseitig positiv.

Zurzeit stellt der regelmäßig zusammenkommende Lukas-Pius-Kreis aus Mitgliedern der gewählten Gremien Überlegungen zur Inneneinrichtung der Kirche, zu den beiderseitigen finanziellen Möglichkeiten und zum Entwurf eines Vertrags an. Das Bistum und der Landeskirchenkreis stünden der Idee prinzipiell positiv gegenüber, sagt Zettner. Was jetzt noch fehlt, ist die konkrete Vertragsformulierung. "Das wird sicher noch einige Monate dauern."

(RP)
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