Krefeld SPD: Klassenkampf und Sozialromantik zum Fisch

Mit einer Portion trockenem Humor, etwas Ironie, Sozialromantik, Klassenkampf und rührendem Gefühl im Gedenken an den verstorbenen Fraktionschef Uli Hahnen garnierte die SPD gestern Abend im Brauhaus Gleumes ihren Politischen Aschermittwoch. Der neue Parteichef Ralph-Harry Klaer begrüßte zum ersten Mal nach vielen Jahren einen SPD-Oberbürgermeister beim traditionellen Fischessen. Und das solle auch die kommenden zwei bis drei Dekaden so weitergehen, sagte er mit Blick auf Parteikollege Frank Meyer, der vor wenigen Monaten den Wachwechsel im Krefelder Rathaus vollzogen hat.

 Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) hatte im Brauhaus Gleumes beim traditionellen Aschermittwoch der SPD ein Heimspiel.

Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) hatte im Brauhaus Gleumes beim traditionellen Aschermittwoch der SPD ein Heimspiel.

Foto: Thomas Lammertz

Klaer begrüßte viele Abgeordnete aus Berlin, Düsseldorf, dem Rat und den Bezirksvertretungen - stets mit dem Hinweis, sie seien von der SPD. Diesen politischen Wandel würde er am liebsten nicht nur in Krefeld, sondern in der gesamten Bundesrepublik absolviert sehen. Vieles in der Großen Koalition gefalle ihm nämlich nicht. Ohne dessen Namen zu nennen, kritisierte er Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer für dessen Besuch im Kreml. Zu einer Zeit, als das Assad-Regime mit russischer Unterstützung Bombenangriffe auf Aleppo geflogen sei. Klaer sprach von geistigen Brandstiftern und der Notwendigkeit, die aktuellen Probleme in der Gesellschaft mit echten Demokraten zu lösen. Klaer verzichtet deshalb auch darauf, die politischen Konkurrenten in der Stadt verbal ins Visier zu nehmen. Stattdessen nannte er den Mindestlohn eine Krücke auf dem Weg zur Gerechtigkeit, die offenbar Bürgerversicherung heißen soll.

Oberbürgermeister Meyer sah sich dramaturgisch zwischen den Zuhörern im voll besetzten Saal und dem Abendessen stehen. Das führte dazu, dass er sich schnell und präzise auf einige Punkte beschränkte. Im Fokus standen die Chancen, die sich der Stadt Krefeld bieten - durch Zuzug von Flüchtlingen und durch Zuzug vom Land und aus überteuerten Großstädten wie Düsseldorf. Meyer will der Wirtschaft gute Rahmenbedingungen bieten; gewerbliche Ansiedlungen forcieren; etwas für Bildung tun; die Integration fördern und die Stadtentwicklung mit guten und günstigem Wohnraum vorantreiben. "Lasst das doch die anderen für den Personenkreis am Stadtwald machen, die SPD kümmert sich um den kleinen Mann und die kleine Frau", sagte der Oberbürgermeister - da war er wieder, der altbekannte klassenkämpferische Ansatz der Sozialdemokraten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort