Krefeld Polizei erwartet neue Rocker-Kämpfe

Krefeld · Mit einem Großaufgebot hat die Polizei Freitagabend ein Rockertreffen in dem Lokal "Route 81" an der Breite Straße in Krefeld überwacht. Die "Hells Angels" haben Mitglieder der verfeindeten "Bandidos" aufgenommen - eine "Todsünde". Die Polizei stellt sich auf neue Konflikte ein.

"Das sind alles gute Jungs", sagt der Präsident des Hells-Angels-Charters Central über die Ex-Mitglieder der Bandidos.

"Das sind alles gute Jungs", sagt der Präsident des Hells-Angels-Charters Central über die Ex-Mitglieder der Bandidos.

Foto: rpo

Die Krefelder Polizei stellt sich nach dem Großeinsatz Freitagabend auf eine zunehmende Zahl von Einsätzen bei Auseinandersetzungen zwischen den neuerdings in Krefeld massiv präsenten Hells Angels und den verfeindeten Bandidos ein, die verstärkt in Duisburg aktiv sind.

Freitagabend hat es in Krefeld eine spektakuläre Aufnahmefeier für Bandidos im Lokal "Route 81" an der Breite Straße gegeben. Dabei sollen Bandidos und Mitglieder anderer Motorradclubs in großer Zahl zu den Hells Angels übergetreten sein - laut Polizei gelten solche Übertritte im Ehrenkodex der Rocker als "Todsünde".

Unter den neuen Hells Angels ist auch der ehemalige Bandido Ramin Y. (24) aus Mönchengladbach, der im Januar 2012 ein Mitglied der Hells Angels in Mönchengladbach niedergestochen haben soll. Insgesamt 30 Mitglieder und 70 Unterstützer wechselten nun die Seiten.

Der Präsident des Hells-Angels-Charter Central sagte am Freitagabend, die Ex-Bandidos müsssten sich bei den Hells Angels bewähren. Es handele sich aber um "gute Jungs", die er schon länger kenne. Die Männer seien von den Bandidos enttäuscht. Sie hätten nach Zusammenhalt und Treue gesucht und diese gibt es nach Worten des Präsidenten nur bei den Hells Angels.

Großes Sicherheitsaufgebot

Die Polizei wollte am Freitagabend Auseinandersetzungen unterbinden und rückte mit massiven Kräften an. Die Breite Straße und deren Seitenstraßen wurden abgeriegelt; auf Zufahrtstraßen wie dem Europaring wurden Fahrzeuge aus dem Ruhrgebiet kontrolliert, um anreisende Club-Mitglieder abzufangen. Die Sicherheitsmaßnahmen zahlten sich aus. Es blieb friedlich.

Im Lokal "Route 81" saßen derweil laut Polizei auch führende Köpfe aus dem Rockermilieu. Krefeld wird mit der offenbar erfolgten Neuaufnahme der Bandidos zum neuen Schwerpunkt der Hells-Angels-Aktivitäten am linken Niederrhein. Der Ortsverein (Hells Angels nennen es "Charter") Köln ist vom NRW-Innenministerium verboten, in Leverkusen findet die Gruppe kein Vereinsheim.

Das Krefelder Lokal "Route 81" ist seit einem dreiviertel Jahr Treffpunkt der Hells Angels der Region. Bisher sind von den Nachbarn keine Beschwerden über die Rockergruppe bekannt. Die Polizei will auch nichts über kriminelle Verstrickungen der Krefelder Mitglieder sagen. Generell aber, so sagte ein Polizeisprecher, seien Rockerclubs deutschlandweit im Rotlichtmilieu und im Drogenhandel ebenso aktiv wie in der Türsteherszene.

Selbstinszenierung der Hells Angels

Wie sehr die Hells Angels auch den öffentlichen Raum für sich reklamieren, beweist eine Aktion vom vergangenen Wochenende. Mehrere Dutzend Hells Angels, darunter übergetretene Neu-Mitglieder der Bandidos, stellten sich da auf der Breite Straße vor dem Clublokal Route 81 auf und ließen sich fotografieren. Freitag gaben sich die Hells Angels offen: Sie veranstalteten im ersten Stock des "Route 81"-Gebäudes eine Pressekonferenz. Dabei wurden Fragen nach den Gründen für den Übertritt der Bandidos beantwortet. Demnach soll der Zusammenhalt unter den Hells Angels größer sein. Auf die Frage, ob es zu Gewalt kommen könnte, hieß es: "Wir haben keinen Krieg."

Es ist nicht das erste Mal, dass das Lokal Route 81 im Visier der Polizei ist. Im Juni 2012 gab es dort eine große Razzia. Die Polizei erhoffte sich Hinweise auf die Bluttat von Mönchengladbach, bei der ein Bandido einen Hells Angels niederzustechen versucht haben soll. Dieses Mitglied ist nun offenbar zu den Krefelder Hells Angels übergetreten.

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