Krefeld Neues Denkmal Färberschule

Krefeld · Das 1895 erbaute Haus der im Kaiserreich einmaligen Färberei- und Appreturschule dient heute dem Fachbereich Chemie der Hochschule Niederrhein als Quartier. Das Haus wurde jetzt von der Stadt unter Denkmalschutz gestellt.

 Aus Backstein, Tuffstein und Basaltlava wurde das Gebäude an der Adlerstraße erbaut und ausgestaltet.

Aus Backstein, Tuffstein und Basaltlava wurde das Gebäude an der Adlerstraße erbaut und ausgestaltet.

Foto: Thomas Lammertz

SÜDBEZIRK Heute ist das Gebäude Teil der Hochschule Niederrhein am Standort Krefeld. Der Fachbereich Chemie ist an der Adlerstraße untergebracht. Das Gebäude aus dem Jahr 1895 wurde jetzt in die Denkmalliste aufgenommen. Das Gebäude ist nicht nur in seiner Erscheinung interessant, sondern auch mit seiner Geschichte. Es handelt sich um die ehemalige Färberei- und Appreturschule. Eine Einrichtung dieser Art war weltweit zunächst einmalig, später dann die bedeutendste in Deutschland.

Die Textilindustrie zählte zusammen mit der Textilchemie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Krefelds. Deshalb nahm die Königliche Provinzial-Gewerbeschule 1853 den Textilbereich in ihren Lehrplan auf und gründete 1855 die Crefelder Höhere Webschule. Da das Textilgewerbe zunehmend technisiert wurde, musste auch in Chemie speziell ausgebildet werden. Das führte zur Gründung der Färberei- und Appreturschule.

Für den Denkmalschutz waren jetzt aber vor allem architekturgeschichtliche Gründe ausschlaggebend: Das 1895 von Regierungsbaumeister Reimer errichtete Gebäude orientierte sich am preußischen Schulbau. Die Denkmalschützer der Stadt zählen dazu die unverputzten Backstein-Fassaden, das Hervorheben von Gebäudeteilen durch Giebelaufbauten und die axiale Anordnung. Der Bau ist schlicht und zweckmäßig gehalten. Bauschmuck beschränkt sich auf die unterschiedlichen Materialen wie roter und gelber Backstein, Basaltlava und Tuffstein. Der 1923 angebaute Teil zeigt an der Fassade kristalline Schmuckformen expressionistischer Bauten.

Die Schule ist aber auch ein Baustein für die Geschichte der Fachhochschule. Die Färberschule bildete Fachleute für Farbenfabriken, Färbereien, Druckereien, Bleichereien und Appreturanstalten aus, damit sie chemische Vorgänge in ihren jeweiligen Fachbereich übertragen können. Nach Krefeld kamen sogar promovierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, um sich an der Schule weiterzubilden. 1924 wurde sie als einzige selbstständige Fachschule für Textilveredelungsindustrie in Deutschland bezeichnet, die "die Abteilungen für Färberei an den übrigen Textilfachschule an Größe und Bedeutung weiter hinter sich" lasse. Im Innern ist der Aufbau der Schule im Wesentlichen erhalten, ebenso wesentliche Teile der wandfesten Ausstattung. Die Flure haben ein Kreuzgratgewölbe. Hervorzuheben ist das vollständig erhaltene qualitätvolle Treppenhaus mit Gusssteinstufen und einem gusseisernem Gelände.

(RP)
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