Reihe Denkmalschutz Krefelder Macht und Pracht

Krefeld · Denkmäler sind das Gedächtnis einer Gesellschaft, historische Gebäude erzählen von der Vergangenheit. Daran erinnert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit einem bundesweiten Tag des offenen Denkmals. Auch in Krefeld sind am 10. September historische Gebäude für Besucher geöffnet.

Blick in den Websaal des Hauses der Seidenkultur: Die Manufaktur brachte Krefeld im 18. Jahrhundert Reichtum und Ansehen. Besichtigung am Denkmaltag: 10 bis 17 Uhr.

Foto: T.l./L.S.

Der gleichmäßige Rhythmus eines Webstuhls ist heute kein vertrautes Geräusch mehr. Zu besonderen Gelegenheiten setzt der Webmeister einen der acht Webstühle im Haus der Seidenkultur in Gang und demonstriert wie hier - in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes - vor 150 Jahren gearbeitet wurde. Wenn alle Webstühle im Saal gearbeitet haben, muss es unerträglich laut gewesen sein. Aber es war der Klang des Geldes: Mit Seiden- und vor allem Samtweberei ist Krefeld im 18. Jahrhundert zu Reichtum gekommen. Um 1720 hatte Krefeld ein königliches Monopol auf die Herstellung feinster Samte.

Auch die Dionysiuskirche ist am Denkmaltag geöffnet.

Foto: Lammertz Thomas

Heute ist die ehemalige Paramentenweberei ein Denkmal und Museum. Und ein Paradebeispiel von "Macht und Pracht" einer Stadt. Unter dieses Motto hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" gestellt. Als deutscher Beitrag zum "European Heritage Day" präsentieren sich Baudenkmäler, die für eine große Zeit stehen. Architektur und Kunst drückten schon immer den Wunsch ihrer Erbauer und Auftraggeber aus, Schönheit, Wohlstand und weltliche und religiöse Machtansprüche zu zeigen - durch Form- und Materialwahl, künstlerische Ausgestaltung mit Farben, Motiven und Ornamenten, den Bauplatz und die Qualität der eingebundenen Baumeister, Architekten, Künstler und Handwerker.

Das Alte Rathaus in Uerdingen ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Führung: 11 bis 12 Uhr.

Foto: Lammertz Thomas

Die Denkmäler einer Stadt erzählen ihre Geschichte. "Sie sind identitätsstiftend. Identität können nur Gebäude stiften, die Charakter haben. Den haben sie, wenn sie von einem charaktervollen Menschen erbaut wurden und in einer charaktervollen Umgebung stehen. Ist das Umfeld ärmlich, dann ist es schwierig, den Charakter zu zeigen", sagt Klaus Reymann, Architekt und Gründer der Krefelder Baudenkmal-Stiftung, die sich ideell und finanziell für den Erhalt und die Wiederherstellung von historisch wertvollem Erbe in der Stadt einsetzt.

Die Verseidag: Besichtigung zwischen 10 und 18 Uhr. Eine Führung beginnt um 12 Uhr.

Foto: Königs Bastian

Folgende Adressen stehen am Sonntag, 10. September, zur Besichtigung offen: Das Haus der Seidenkultur, Luisenstraße 75. Das um 1868 erbaute Krefelder Stadthaus hat einen historischen Websaal mit sechs authentischen und betriebsbereiten Jacquard-Handwebstühlen, mit denen bis Ende der 1980er Jahre Paramente hergestellt wurden. 2013 war es umfangreich saniert worden zu einem Museum, das nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart und Zukunft der Textilstadt Krefeld beleuchtet. Zur Textilgeschichte gehört auch die Verseidag, Girmesgath 5. Sie wurde 1920 von den Textilfabrikanten Hermann Lange und Josef Esters gegründet und nach Plänen des Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe gebau - als einzige Produktionsgebäude, die er je errichtet hat. Heute trägt das Areal den Namen Mies van der Rohe Business-Park. Das Alte Rathaus in Uerdingen, Am Marktplatz 10, ist im Stil des Barock 1714/25 erbaut worden. Im Inneren sind der Grundriss und die feste Ausstattung weitestgehend noch original erhalten. Heute ist sie Sitz der Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt und Land e.V. . Et Klöske, Oberstraße 29, war früher die Kapelle eines im 14. Jahrhundert gegründeten Hospitals, ursprünglich ein Gasthaus zum Hl. Michael. Sie diente bis Anfang des 19. Jahrhunderts der Pflege von Kranken, Armen, Waisen und Obdachlosen und wurde später als Schule, Feuerwehrhaus und Gefängnis genutzt.. Seit 2003 ist es im Besitz der Schlaraffia Crefeldensis, die viel zur Erhaltung beigetragen hat. Haus Steinert, Kliedbruchstraße 67, hat 1929 der Architekt Hans Poelzig für den Fabrikanten Fritz Steinert errichtet - als einziges Einfamilienhaus für einen privaten Bauherrn. Es ist eines der wenigen erhaltenen Bauten Poelzigs, das im expressionistischen Stil erbaute Treppenhaus ist original erhalten. Als Wohnhaus entstanden ist auch die Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42, heute NS-Dokuemtationsstelle. Besonders seheneswert sind die Wandgemälde, die Heinrich Campendonk für Richard Merländer geschaffen hat.

Im Haus Steinert können sich besucher von 11 bis 17 Uhr umsehen. Führungen nach Bedarf.

Foto: Florian Monheim /

Auch die Religion komt zum Zuge: die katholische Pfarrkirche St. Dionysius 1752-56 erbaut und 1768 mit ihrem ersten Turm ausgestattet, und die evangelische Lutherkirche, 1900-1904 nach Plänen von Professor Eduard Arnold im neuromanischen Baustil mit Jugendstilelementen erbaut, sind beteiligt.

(RP)