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Ausstellung im Kunstverein Krefeld Wenn die Jeans zum Kunstobjekt wird

Krefeld · Vom Kleidungsstück zur Kunstinstallation – der Krefelder Kunstverein zeigt „Repurpose Textiles“: Neun Künstler präsentieren im Buschhüterhaus ganz unterschiedliche Ideen – vom Wandteppich bis zur Rauminstallation aus Nylonstrumpfhosen.

 Ausgestopfte Jeanshosen an der Fassade des Buschhüterhauses: Für die Ausstellung „Repurpose Textiles“ im Kunstverein hat Ulrike Kessl diese Installation geschaffen.

Ausgestopfte Jeanshosen an der Fassade des Buschhüterhauses: Für die Ausstellung „Repurpose Textiles“ im Kunstverein hat Ulrike Kessl diese Installation geschaffen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Ausstellung trägt den Titel „Repurpose Textiles“: Damit  ist die Umdeutung und Nutzbarmachung von Textilien gemeint. Dass dieser keine Grenzen gesetzt sind, zeigt die von Wilko Austermann behutsam kuratierte Schau bereits von Weitem. Bis Mitte September ist sie beim Krefelder Kunstverein am Westwall zu sehen.

Erster Blickfang ist die Installation der Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Kessl. Ausgestopfte Jeanshosen rangeln sich an der Balustrade des Buschhüterhauses entlang, Passanten bleiben staunend vor dem Haus stehen und rätseln. „Ich habe mich mit der historischen Fassade des Hauses auseinandergesetzt und verwebe Kleidung und Architektur miteinander“, erzählt Kessl, die die Arbeit ganz neu für den Kunstverein geschaffen hat.

Besonders interessiert die Künstlerin die Verbindung von Gegensätzen: Kleidung ist  intim und persönlich, Architektur hingegen repräsentativ und öffentlich. Diese Spannung greift Kessl auch in ihrer zweiten Arbeit „Nylons in space“ in der oberen Etage des Buschhüterhauses auf. Hier spannt die Künstlerin Nylonstrumpfhosen immer in strengen Modulen von drei farbigen Strumpfhosen zusammen und zieht diese so weit in die Länge, dass sie von den Wänden zur Decke ein buntes Netz ergeben. Der Besucher taucht in einen wunderbaren Raum aus Farben und Formen ein und entdeckt, je nach Standpunkt, neue Ansichten.

 Den oberen Raum im Kunstverein füllt die Installation „Nylons in space“ mit farbigen Nylonstrumpfhosen.

Den oberen Raum im Kunstverein füllt die Installation „Nylons in space“ mit farbigen Nylonstrumpfhosen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auffällig ist auch die Arbeit von Angelika Huber, „Catching nets“ ist eine schwebende Skulptur aus Baumwolle-Leinen-Canvas. Die Stoffe wirken wie eine Berglandschaft ohne Schwere, die im Raum zu schweben scheint. „Die Oberfläche“, so Kurator Austermann, „spielt eine große Rolle und der Aspekt der Wiederverwertbarkeit.“

Alle Arbeiten widmen sich diesem Thema auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Offensichtlicher wird dies bei der schwedischen Künstlerin Linnea Sjöberg, sie verwendet eigene Kleidungsstücke und Schuhe und webt diese in einem großen kontrastreichen Wandteppich zusammen. Sogar die Bänder alter VHS-Filmkassetten werden zu Webmaterial umfunktioniert. Eine weitere verbindende Ebene ist der erzählerische Aspekt. Richard Helbin erzählt auf alten Wandteppichen aus dem 18. und 19. Jahrhundert von seiner Lebenwirklichkeit: „I am not you“ ist auf einer seiner Arbeiten zu lesen. Helbin färbt die Fundstücke ein, bestickt sie in Handarbeit und kreiert völlig neue Erzählungen. Dabei erfährt der Betrachter Details aus seinem persönlichen Leben, seiner Kindheit und seinem Heimatland Polen.

Die Werke des indonesischen Künstlers Ari Bayuaji sind während des Lockdowns auf Bali entstanden. „The Earth, Wind & Ocean“ ist eine vierteilige kleinformatige Reihe, in der Bayuaji Baumwollfäden mit Plastikfäden von alten Fischernetzen miteinanderverwebt. Neben der ökologischen Botschaft hat diese Arbeit auch eine soziale. Bayuaji ließ die Stoffe eigens anfertigen und hat den vom Tourismus lebenden Menschen somit eine Arbeitsmöglichkeite gegeben, erzählt Wilko Austermann.

Die Ausstellung appelliert an unser textiles Bewusstsein und blickt ganz unterschiedlich auf die Zeitfragen von Nachhaltigkeit und Ökologie, von Identität und Zugehörigkeit.

Wer sich noch intensiver mit den Arbeiten der Künstler*innen beschäftigen möchte, hat hierzu auch ab 15 August. im Kunstverein Mönchengladbach die Gelegenheit. Hier werden weitere Arbeiten der teilnehmenden Künster gezeigt. Austermann hat vor einigen Jahren die Kooperation zwischen dem Krefelder Kunstverein und dem Kunstverein MMIII, Künkelstraße 125, in Mönchengladbach ins Leben gerufen. In völlig unterschiedlichen Architekturen zeigen dieselben Künstler zu einem Thema unterschiedliche Werke.

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