Schulschwimmsport Hallenbad bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt

Krefeld · Gutachter schlagen Alarm: Die Standsicherheit von zwei Wänden im Hallenbad des Badezentrums Bockum ist gefährdet. Sportdezernent Markus schön zieht sofort die Reißleine und sperrt das Bad auf unbestimmte Zeit. Schul- und Vereinsschwimmsport haben jetzt ein Problem.

 Gutachter äußern Bedenken zur Standfestigkeit der blauen, 40 mal neun bis elf Meter großen Wand hinter dem Sprungturm im Badezentrum Bockum.

Gutachter äußern Bedenken zur Standfestigkeit der blauen, 40 mal neun bis elf Meter großen Wand hinter dem Sprungturm im Badezentrum Bockum.

Foto: Stadt

Verrostete Stahlanker gefährden die Standfestigkeit eines Teils der so genannten Vorsatzwände im Hallenbad des Badezentrums Bockum. Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Bäderwesen, die die gut 50 Jahre alte Sportstätte im Auftrag der Stadt unter die Lupe nehmen, haben Alarm geschlagen. Es ist davon auszugehen, dass die beiden Wände aus glasierten blauen Lochklinkern in Gänze mit rund 575 Quadratmetern Fläche einsturzgefährdet sein könnten, weil die Befestigung an den Betonwänden allenthalben denselben Bedingungen ausgesetzt waren. „Wir haben das Hallenbad vorsorglich und auf unbestimmte Zeit gesperrt“, berichtete Sportdezernent Markus Schön am Donnerstag im Rathaus.

Unabhängig davon, was das für eine Sanierung der denkmalgeschützten Wände bedeutet, sei ein Problem akut und sehr schnell zu lösen, erklärte der Beigeordnete gestern. In der kommenden Woche enden die Sommerferien, und es beginnt der Schulunterricht mit Schwimmsport. Ferner sei das Hallenbad auch für den Vereinsschwimmsport unverzichtbar. Rund die Hälfte aller Angebote würden im Badezentrum Bockum gemacht.

„Wir, das heißt die Schul- und die Sportverwaltung, arbeiten mit Hochdruck an einem Notfallkonzept“, sagte Schön. Derzeit würden diverse Ideen auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Dazu zähle auch das Aufstellen einer Traglufthalle über dem Freibad, das so lange wie möglich, und die Witterung es erlaubt, geöffnet bleiben solle. Mit dem Personal des Hallenbades in Bockum könnten auch die Öffnungszeiten der Bäder in Fischeln und Uerdingen ausgeweitet werden. „Die Hallenbadzeiten müssten dann gerecht zwischen den Schulen aufgeteilt werden“, betonte Schön.

 Schwimmkurse im Hallenbad des Badezentrums Bockum finden bis auf unbestimmte Zeit aus: Das Hallenbad ist von der Stadtverwaltung gesperrt.

Schwimmkurse im Hallenbad des Badezentrums Bockum finden bis auf unbestimmte Zeit aus: Das Hallenbad ist von der Stadtverwaltung gesperrt.

Foto: Strücken,Lothar/Strücken, Lothar (slo)

Hilfe soll gegebenenfalls auch aus den Nachbarstädten kommen. In Meerbusch, Willich und St. Tönis sei bereits nachgefragt worden, ob Hallenzeiten von der Stadt Krefeld reserviert werden könnten, berichtete der Beigeordnete. „Wir lassen nichts unversucht, um den Schwimmsport für Schulen und Vereine zu ermöglichen“, sagte Schön. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund sei entschieden worden, das Wasser im Naturfreibad Hüls erneut auszutauschen, um die Trübstoffe zu entfernen. Unterstützung erhofft die Stadtverwaltung auch von anderer Seite: Der Landschaftsverband Rheinland betreibe ein Bad an der Gerd-Jansen-Förderschule, und der Sportverein Bayer 08 Uerdingen verfüge ebenfalls über ein eigene Schwimmstätte. „Wir wünschen uns eine solidarische Unterstützung“, betonte Schön. Am kommenden Mittwoch sollen die Vertreter der Vereine im Rathaus bei einem Informationsabend mehr erfahren.

Die Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Bäderwesen haben im Februar dieses Jahres ihre Arbeit im Badezentrum aufgenommen, um eine Bestandsanalyse zu erarbeiten. Die technische Ausstattung und die Wasserleitungen entstammen noch der Anfangszeit des Badezentrums, das 1967 eröffnet wurde. Bei den Krefelder Sportstätten habe sich ein Sanierungsstau ergeben, den es abzuarbeiten gelte. „Dafür benötigen wir verlässliche Angaben“, erklärte Schön. Mit dem Alarm der Experten hatte indes niemand gerechnet. Die beiden betroffenen Wände sind 40 und 25 Meter breit und zwischen 6,30 und elf Meter hoch. Es sind so genannte Vorsatzwände, die mit Stahlankern an den tragenden Betonwänden befestigt sind. Die Gutachter haben Rost an den Halterungen festgestellt und sehen die Standfestigkeit der Wände bedroht.

Im vergangenen Jahr haben 73.146 Besuche von Schülern und 55.377 von Vereinssportlern stattgefunden. Hinzu kommen 10.333 Besuche von Teilnehmern an Kursen im Sport- und Gesundheitsbereich sowie rund 100.000 von privaten Badegästen.

Über die Abläufe, den Zeitrahmen und die Kosten einer Sanierung kann die Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. „Wir erwarten den Schlussbericht der Gutachter in einigen Wochen“, sagte Schön. Von 1998 bis 2002 ist das Badezentrum Bockum bereits einmal aufwändig saniert worden. Damals war die abgehängte Decke teilweise eingestürzt und musste erneuert werden. Außerdem wurde die Glasfassade ersetzt und ein Edelstahlbecken eingebaut.

Das Badezentrum Bockum wurde 1999 in die Denkmalliste aufgenommen und unter Schutz gestellt. Auch die möglicherweise vom Einsturz bedrohten beiden Wände stehen unter Denkmalschutz, was eine Sanierung in der Regel aufwändig und teuer  macht. „Wir werden die Öffentlichkeit unverzüglich informieren, wenn  technische Details geklärt sind“, versprach Schön.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort