Eishalle Die Eismacher aus Österreich

Krefeld · Rund fünf Wochen sollen vier Arbeiter brauchen, um die Anlage in der Rittberger-Halle zu bauen.

 Norbert Keller, Vorarbeiter der ausführenden Firma AST aus Tirol, wird mit drei Kollegen unter anderem 112 Kilometer Schläuche verlegen. Seine Firma hat weltweit – bis nach Japan – mehrere hundert Eisflächen im Verleih.

Norbert Keller, Vorarbeiter der ausführenden Firma AST aus Tirol, wird mit drei Kollegen unter anderem 112 Kilometer Schläuche verlegen. Seine Firma hat weltweit – bis nach Japan – mehrere hundert Eisflächen im Verleih.

Foto: Sven Schalljo

Noch sieht die mobile Eisfläche, die derzeit in der Werner-Rittberger-Halle verlegt wird, wenig nach Eissport aus, sondern erinnert an eine Fußbodenheizung im Wohngebäude. Im Endeffekt sind die Systeme auch durchaus vergleichbar. „Wo bei einer Fußbodenheizung warmes Wasser durch die Rohre gespült wird, um zu heizen, da läuft hier das Kühlmittel hindurch, um Eis zu bereiten“, sagt Norbert Keller. Er ist der Vorarbeiter der Firma AST aus Tirol, die die Anlage verkauft und installiert.

Dabei wartet die Anlage mit imposanten Zahlen auf. Verlegt werden zwölf Zentimeter breite Matten mit je acht Schläuchen. Diese liegen dicht an dicht quer über die spätere Eisfläche. Die Enden werden aufgetrennt, die einzelnen Schläuche mit großen, entlang der Fläche laufenden Rohren auf Seite der Westparkstraße verbunden. „Es kommt immer abwechselnd ein Schlauch in den Vor- und Rücklauf. Auf der anderen Seite werden dann Verbindungskappen daraufgesetzt, so dass ein Kreislauf entsteht“, erläutert Keller.

„Es sind 456 Bahnen mit rund 14 Kilometer Länge, die hier liegen werden“, sagt der Vorarbeiter. Multipliziert mit acht Schläuchen je Matte liegen damit rund 112 Kilometer Schlauchleitungen unter dem Eis. Hinzu kommen die großen Rohre, die das Glykol, das Ammoniak als Kühlmittel ablösen wird, zum Kühlaggregat transportieren.

„Glykol ist nicht so giftig wie Ammoniak. Wir hatten einmal ein großes Leck in einem Ammoniak-System in Salzburg, wo am Ende rundherum die Bäume schwarz wurden, weil die Substanz so schädlich ist. Bei Glykol gibt es solche Probleme nicht“, erläutert Keller. Dafür aber sei die Eisbereitung etwas schwieriger, weil die Temperaturen bei Ammoniak deutlich tiefer seien. Rund minus zehn bis zwölf Grad bilden bei Glykol die Grenze. Bei Ammoniak sind die Werte weit tiefer. Gut 12.000 Liter des Kühlmittels werden im Betrieb durch die Leitungen gepumpt.

Auch das Kühlaggregat, das später angeliefert wird, hat beeindruckende Ausmaße. Gut sieben Meter lang, über zwei Meter breit und mannshoch ist das 4,5-Tonnen-Monstrum. 150 Kilowatt Leistung wird es bringen und maximal 480 Ampère Stromstärke aufnehmen. Es wird auf einem eigenen Tieflader angeliefert. Die Eisanlage wiegt alles in allem gut 21 Tonnen. Dazu kommen noch die Banden, die ebenfalls von AST geliefert und installiert werden. Insgesamt vier Sattelschlepper werden für die Lieferung benötigt.

Nur vier Arbeiter sind nötig, um alles zu installieren. „Wir haben am Montag angefangen und wollen in rund fünf Wochen fertig sein. Dann dauert die Eisbereitung eine Woche. Das ist etwas aufwendiger als beim alten System mit Leitung im Betonboden, weil die Eisfläche mit rund zehn Zentimetern dicker sein muss, um die Schläuche zu schützen. Außerdem muss die Fläche noch mit Kalk geweißt, und die Linien müssen aufgebracht werden“, sagt Keller. Dass es zusätzliche Verzögerungen geben könnte, glaubt er nicht. Immerhin hat das Unternehmen viel Erfahrung in der Installation. „Wir haben weltweit, vor allem in Europa, mehrere Hundert Anlagen im Verleih. Meist auf Weihnachtsmärkten. Allein Frankreich hat über 200 unserer Eisflächen. Der dortige Partner hat ein größeres Lager als wir.“

Wo immer Eissport groß geschrieben wird, ob in Nordamerika, Russland oder Westeuropa, AST ist dabei und liefert seine Eisflächen. Sogar in Japan für die Red-Bull-Crashed-Ice-Events wurde unlängst ein System installiert. Diese sind auch durchaus lange haltbar. „Wenn es Probleme gibt, müssen höchstens mal ein paar Bahnen ausgetauscht werden. Das ist im Sommer ganz problemlos. Die älteste Anlage, die wir dauerhaft im Betrieb haben, ist 25 Jahre alt. Da mussten erst zwei Bahnen getauscht werden“, sagt der Vorarbeiter der Spezialfirma.

Die Folgekosten seien mithin kaum der Rede wert. Lediglich die Energiekosten schlügen natürlich zu Buche. Für die Stadt soll das Investment über höchstens 650.000 Euro eine Übergangslösung sein, bis über die Zukunft der Eishallen entschieden wird. Es ist aber eine, die qualitativ auch für längere Nutzung ausreichend wäre.

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