Krefeld Betrüger erbeuten Million

Krefeld · Die Polizei hat zwei Männer verhaftet, die von Krefeld aus Waren bestellten und nicht bezahlten.

Ein 51- und ein 42-jähriger Mann haben nach Ermittlungen der Polizei eine alt eingesessene Firma für Druckereizubehör an der Uerdinger Straße zu einer Zentrale für Millionenbetrug genutzt. Die Männer kauften dem Eigentümer die GmbH im vergangenen Jahr ab und nutzten die guten Werte des Unternehmens bei Wirtschaftsauskunfteien, um mit dem Firmennamen Waren im Wert von mehreren 100 000 Euro zu bestellen.

"Die Ware wurde nicht bezahlt, aber unter der Hand weiterverkauft", erläuterte Jochen Fier, Leiter der Ermittlungskommission. Dazu gaben die Männer den Firmensitz an der Uerdinger Straße auf und mieteten Büroräume und Halle im Gewerbegebiet an der Kleinewefersstraße. Sie bestellten Wein aus Frankreich, Lebensmittel wie Zucker, Mehl und Öl, leasten auch Oberklasse-Limousinen wie VW Phaeton oder Audi A8. Die Lebensmittel wurden an türkische Großbäckereien verkauft, die Autos sollten nach Albanien verschoben werden.

Mit derselben Masche waren die Männer zuvor in Hilden erfolgreich. Dort richteten sie nach Ermittlungen der Polizei einen Schaden von mindestens 370 000 Euro an. Trotz groß angelegter Öffentlichkeitsfahndung in Deutschland und der Türkei gelang es damals nicht, die Täter zu fassen.

Das dürfte auch daran gelegen haben, dass zumindest der 42-jährige Mehmet Y. unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren agierte. Im Herbst vergangenen Jahres tauchten die mutmaßlichen Betrüger unter, waren auch für ihre Angestellten nicht mehr zu erreichen. Zum Verhängnis wurde Mehmet Y. Anfang Februar ein Fingerabdruck auf einem Leasingvertrag, dessen Raten die Firma nicht mehr zahlte. "Dadurch konnten wir ihn identifizieren", erläuterte Fier. Gemeinsam mit den Hildener Kollegen schaltete er Zielfahnder des Landeskriminalamtes ein. Die Beamten hörten Telefone ab – Anfang Mai nahmen sie den 51-Jährigen im belgischen Tongeren fest, wenig später verhafteten sie auch den 42-Jährigen. Beide Männer befinden sich zurzeit in Untersuchungshaft, haben sich noch nicht zu den Tatvorwürfen eingelassen.

Im Herbst will Staatsanwalt Georg Blank Anklage wegen bandenmäßigen und gewerbsmäßigen Betrugs erheben. Realistischerweise drohe den Männer eine Haftstrafe von etwa sechs Jahren.

Land und leute Seite A 3

(RP)
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