Krefeld "Kirche soll gegen Politik kämpfen"

Krefeld · Die Kirchen sollen gegen die Politik kämpfen: Das fordert der katholische Gesellschaftsethiker Professor Friedhelm Hengsbach SJ.

Auf Einladung des Krefelder Katholikenrates behandelte er im Saal der Gemeinde Thomas Morus die Frage, wie die Welten der neoliberalen Wirtschaft mit der auf Gleichheit jedes Menschen beruhenden gesellschaftlichen Moral wieder zusammenzubringen seien. Und da kritisierte er die Kirche scharf, hält sie nicht für fähig, für Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, solange sie als Körperschaften öffentlichen Rechts Staatsnähe praktizieren. Hengsbach fordert, dass die Kirchen mit ins gewerkschaftliche Boot steigen.

Die Finanzkrise habe die Glaubenssätze der Marktdogmatiker zusammenbrechen lassen. Der mehrere Jahrzehnte lang verachtete Staat wurde zum Retter. Statt Verantwortung zu übernehmen, hätten sich die Verursacher der Krise als "Getriebene des Marktes" reingewaschen. In der neoliberalen Wirtschaft werde mit der Betonung der Verantwortung für das eigene Alter, die eigene Krankheit und die selbstverschuldete Arbeitslosigkeit der Umbau der Sozialgesellschaft betrieben. "Nach unten wird gedrückt, oben werden Erleichterungen zugestanden," sagte Hengsbach.

In der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft führen Krisen zu Angst und in deren Folge zur Entwertung der Anderen. Immer mehr Menschen spürten, dass es um die eigene Existenz gehe. Die oberen zehn Prozent der Gesellschaftspyramide besäßen mehr als 50 Prozent des Kapital- und Immobilienvermögens und benutzten Geld überwiegend als Spekulationsmittel, während das untere Viertel immer mehr in Hartz-IV-Versorgung und prekäre Arbeitsverhältnisse abrutsche.

Die Politik helfe bei der Einschränkung der sozialen Sicherung. Eigentlich müssten alle Betroffenen streiken, wenn nicht gegen die Betriebe, dann doch gegen die Regierung, meint Hengsbach.

(RP)
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