Obdachlosen-Schlafplatz in Köln angezündet "Ich werde dich lebendig abfackeln!"

Köln · In Köln steht ein Obdachloser wegen versuchten Mordes vor Gericht. Er soll die Schlafstätte seines Kumpels in Brand gesteckt haben. Der Mann konnte sich damals gerade noch in Sicherheit bringen.

Georg H. (Name geändert) war obdachlos, als die Polizei ihn am 31. Juli vergangenen Jahres festnahm. Der 41 Jahre alte Bulgare hatte sich auf einer Kölner Wache gestellt, nachdem die Polizei nach ihm gefahndet hatte. Was ihm vorgeworfen wird, bestreitet er aber bis heute. Seit Dienstag muss er sich nun wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht verantworten. Er wirkt fahrig und nervös, während eine Dolmetscherin ihm alles übersetzt, was in Saal 23 gesagt wird.

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass H. am 30. Juli 2017 die Matratze eines anderen Obdachlosen angezündet hat, während der 47-Jährige betrunken darauf schlief. Die Schlafstätte war unter einem Gewölbebogen am Bahnhof Ehrenfeld. Um hinzukommen, musste man über eine fast zwei Meter hohe Holzwand klettern. Die Obdachlosen hatten sich Kletterhilfen an die Wand gebaut.

Am Nachmittag soll es zum Streit zwischen den beiden Männern gekommen sein, während sie an einem Kiosk in Ehrenfeld Bier tranken. Der 47-Jährige hatte offenbar einem Passanten 50 Euro gestohlen — Georg H. wollte laut Anklage die Hälfte davon haben und regte sich auf, weil sein Kumpane das Geld für sich behalten wollte. H. soll gedroht haben: "Ich werde dich lebendig abfackeln!"

Am späten Abend soll H. über den Zaun geklettert sein, die Matratze in Brand gesteckt haben und geflüchtet sein. Das Feuer griff auf den Holzzaun über, der Schlafende wurde wach und schaffte es gerade noch, über den Zaun zu klettern und sich in Sicherheit zu bringen. Er wurde nur leicht durch Rauchgas verletzt.

Am ersten Verhandlungstag wurde nur die Anklage verlesen. Am kommenden Dienstag soll der Angeklagte aussagen. Er hatte bei der Polizei gesagt, das Feuer sei womöglich durch eine brennende Zigarette seines schlafenden Kumpels entfacht worden. In der kommenden Woche werden auch die ersten Zeugen gehört.

Im November 2016 ist in einem ähnlichen Fall ein junger Obdachloser in Köln ums Leben gekommen, der unter der Hohenzollernbrücke geschlafen hatte. Ein Paar aus der Obdachlosenzene hatte ihn angezündet, die beiden wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

(hsr)
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