Radsport Eefting siegt - schwerer Sturz bei Senioren

Kleve · 17. Radrennen rund ums Tönnissen Center: Nach seinem Sieg im Elite-Rennen der Männer ist Niederländer Roy Eefting der schnellste Mann von Kleve. Beim Schlussspurt der Senioren wurden vier Fahrer in einen schweren Unfall verwickelt.

 Das Hauptfeld der Elite-Männer kämpfte bis auf die Zielgerade um die besten Positionen.

Das Hauptfeld der Elite-Männer kämpfte bis auf die Zielgerade um die besten Positionen.

Foto: Gottfried Evers

Schockstarre auf der Albersallee. Gerade, als Moderator Boris Fastring die Zuschauer zum finalen Anspornen des Seniorenrennens 3+4 (Start gegen 14.35 Uhr) auffordert, kommt es zu einem schweren Sturz im Feld der Fahrer. Vier werden nach einer gefahrenen Strecke von 44 Kilometern im Schlussspurt rund 200 Meter vor der Zielgerade zu Boden gerissen. Mehrfach wird das Sanitäter-Team ausgerufen, am Ende kommen die Krankenwagen direkt vom nahegelegenen St.-Antonius-Hospital.

 Wer mit so viel Ernst bei der Sache ist, muss auch mal lachen können. In Kleve sorgt dafür traditionell der Fahrrad-Clown.

Wer mit so viel Ernst bei der Sache ist, muss auch mal lachen können. In Kleve sorgt dafür traditionell der Fahrrad-Clown.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mindestens ein Fahrer muss mit schweren Verletzungen unter Blaulicht und Sirene abtransportiert werden. Der Niederländer soll Verletzungen am Kopf erlitten haben. Andere haben mehr Glück und kommen mit Prellungen und Schürfwunden davon. Nicht zuletzt ein zerbrochener Helm auf der Strecke zeugt von der Wucht des Unfalls. Ersten Informationen zufolge soll ein Fahrer zu dicht auf den Vordermann aufgefahren sein und den Sturz so verursacht haben.

Zuschauer und Angehörige eilen zu Fuß in Richtung Unfallort, an der Ziellinie versammeln sich einige der Fahrer und diskutieren sichtlich sichtlich mitgenommen. Aber: Der Wettkampf muss weitergehen. Nachdem die Unfallstelle freigegeben ist, rollen wieder Fahrräder über die Piste - der sportliche Höhepunkt des Tages steht mit dem Rennen der Elite-Männer über 70 Kilometer schließlich noch aus.

Der Sturz wirft einen Schatten auf das 17. Radrennen rund ums Tönnissen Center, das für die Veranstalter um Rudi Tönnissen und die Radrenngemeinschaft (RRG) Kleverland ansonsten viel Licht gebracht hat - nicht nur wegen des herausragenden Wetters. "In den vergangenen Jahren hatten wir immer mal wieder mit Regenschauern zu kämpfen, in diesem Jahr haben wir optimale Bedingungen", sagt Tönnissen. Doch auch bei Sonnenschein sind Radrennen längst keine Selbstläufer mehr. "Man muss den Zuschauern viel mehr liefern als das bloße Rennen. Damit bekommt man fast nur die Familien und Freunde der Fahrer", sagt Tönnissen. Da hilft das Rahmenprogramm, das sich das Team wieder ausgedacht hat. Zuschauer entspannen in der Strandbar, die vor dem Euforia am Tönnissen Center eigens mit Sand aufgeschüttet wurde, Kinder toben sich auf Hüpfburgen und beim Bullenreiten aus. Da helfen aber auch große Namen im Radsport - die sind angesichts der zeitgleich stattfindenden Cyclassics in Hamburg, seines Zeichens größtes Radrennen Europas, aber nicht leicht zu bekommen. "Fast alle guten Fahrer sind für uns weg. Zumal wir keinen Eintritt nehmen wie andere Veranstalter", sagt Tönnissen. "In den Niederlanden muss man bis zu 15 Euro Eintritt zahlen." Auch wenn sich die Sponsoren in Kleve sehr verdient machen: Mit solchen Einnahmen sind ganz andere Prämien möglich.

Auf klangvolle Namen musste das Klever Publikum dennoch nicht verzichten. Schließlich ging mit Lucas Liß vom Team rad-net ROSE Team einer der momentan erfolgreichsten deutschen Radrennsportler an den Start. Unter anderem gewann der 23-Jährige im Februar die Bahnweltmeisterschaften im Scratch, galt in Kleve also durchaus als Favorit. Auch wenn die Stadt nicht unbedingt Bergetappen in den Alpen und eine Zieleinfahrt auf der Champs Elysees zu bieten hat: Leicht ist es für die Fahrer hier nicht. Mit der Albersallee bietet sich in der Schwanenstadt nämlich eine lange Gerade mit leichter Steigung, auf der die Fahrer häufig mit Gegenwind zu kämpfen haben.

In diesem Jahr aber standen die Zeichen auf Streckenrekord für die Elite-Männer. "Das Feld hat ausnahmsweise Rückenwind. Die schießen hier mit 60 Km/h durch", sagt Rudi Tönnissen. Das bestätigt auch Moderator Boris Fastring, der selbst für den RC Bocholt 1977 bis 2012 Elite-Radrennen gefahren ist. "Wir haben Durchschnittsgeschwindigkeiten von 46 Km/h. Das ist eine sehr schnelle Gruppe."

Das sollte auch Lucas Liß merken, der sich nach 70 gefahrenen Kilometern auf der Zielgerade einen Massensprint mit der Konkurrenz liefern musste und am Ende hauchdünn unterlag. Schnellster Mann von Kleve wurde in diesem Jahr der Niederländer Roy Eefting vom Baby-Dump Cyclingteam. Der war sich seiner Sache dermaßen sicher, dass er schon kurz vor dem Ziel die Arme hochriss. Als zweiter wurde zunächst Lucas Liß ausgerufen - dann musste Moderator Boris Fastring das Ergebnis aber zurücknehmen. Die Bilder der Ziellinienkamera zeigten: Lennart Klein vom Radon RV / Blitz Spich lag noch ein paar Millimeter vor Liß und schickte ihn damit auf den dritten Platz. "Am Ende war es sehr knapp. Gegen Roy zu verlieren ist keine Schande. Der dritte Platz geht für mich heute voll in Ordnung", sagt Liß.

Eine vorbildliche Haltung, auch für die zahlreichen Kinder und Jugendlichen, die am Sonntag in ihren Altersklassen an den Start gegangen sind. Rudi Tönnissen: "Radsport ist ein harter Sport, bei dem die ganze Familie eingebunden werden muss. Aber er ist einer, der begeistert."

(lukra)
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