Kleve Camper-Idyll am Bahnhof

Kleve · Bürgermeister Theo Brauer eröffnete den neuen Wohnmobilstellplatz an der van-den-Bergh-Straße. Auf 4500 Quadratmetern entstand binnen sechs Wochen Bauzeit Platz für 60 Wohnmobile. Kostenpunkt: 110 000 Euro.

Vermutlich durch den Trubel der feierlichen Eröffnung geweckt, schleicht der Camper mit zerzaustem Haar um sein mobiles Anwesen. Im olivfarbenen Unterhemd dem Alkoven entstiegen werden die Nachbarn begrüßt, die die Zeremonie tief entspannt auf ihren Klapp-stühlen im Schatten sitzend schon eine ganze Weile beobachten. Bei den Temperaturen reicht dann auch ein stummes Nicken. Man kennt sich. Wohnmobilistenidyll.

"Stadtnäher geht kaum"

Solche Szenen wird es zukünftig häufiger geben zwischen Bahnhof und Clever Stolz, denn Theo Brauer eröffnete jetzt den dortigen Wohnmobilstellplatz. Auf 4500 Quadratmetern wurde binnen sechs Wochen Platz für bis zu 60 Wohnmobile geschaffen. "Stadtnäher geht kaum", lobte Bürgermeister Brauer die Alternative zum bisherigen Hochschulstellplatz. Die 110 000 Euro seien gut investiert, schließlich müsse Kleve auch in Krisenzeiten "Angebote schaffen". Angebote, die sich andere Städte "nicht einmal vorstellen können".

Vorstellungskraft braucht es derzeit allerdings noch, was die Begrünung der Fläche angeht. Denn was die Experten als "Schotterrasen" bezeichnen, sieht derzeit nämlich noch deutlich mehr nach Schotter aus denn nach Rasen. Doch bald schon soll das besonders robuste Grün wachsen und dann, nach einer Weile sogar selbstständig wieder aufhören – wodurch das Mähen entfällt. Die Zeit der "nicht idealen Attraktivität" des Platzes, so Brauer, wird dann vorbei sein.

Da trifft es sich, dass Kleves neuer Wohnmobilstellplatz ab dem kommenden Montag gleich erst mal wieder für gut zwei Wochen gesperrt wird. Während der Klever Kirmes werden nämlich ausschließlich die Schausteller die Fläche nutzen dürfen. In der Zeit können Besucher auf die gebührenfreien Stellplätze an der Tiergartenstraße, am Dorfanger in Reichswalde, am Postdeich in Kellen, am Wehrpöhl in Griethausen, in Schenkenschanz oder am Drususdeich in Rindern ausweichen. Darüber hinaus bietet der private Campingpark an der Landwehr/Ecke Spyckstraße Plätze gegen Gebühr. Nach der Wiedereröffnung ist der Platz dann für 4 Euro pro Tag nutzbar. Strom gibt es per Münzeinwurf aus Stromsäulen (50 Cent = 1 Kilowattstunde), Wasserzapfstelle sowie Entsorgungsstation sind gebührenfrei.

Dass gleich nach dem Durchtrennen des Bandes – in den Deutschlandfarben – ein Wohnwagen mit niederländischem Kennzeichen auf den Platz rollte, freute Brauer besonders. Schließlich drückt der Fußballfan nicht nur der deutschen Mannschaft bei der WM in Südafrika die Daumen: "Wenn schon nicht Deutschland Weltmeister werden sollte, dann doch bitte unsere Nachbarn." Ein Wunsch, der sicher nicht nur unter den Wohnmobilisten mehrheitsfähig ist.

(RP)
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