Kreis Kleve "Betongold" wieder entdeckt

Kreis Kleve · Vermietete Mehrfamilienhäuser sind als Alternative zur Aktie als Anlage gefragt, beobachten die Mitglieder der Immobilienbörse Niederrhein. Die Preise für Eigenheime sind gesunken, die Mieten steigen dagegen leicht.

Sinkende Eigenheimpreise, aber teilweise steigende Mieten meldete die Immobilienbörse Niederrhein bei ihrem Jahrespressegespräch in Moers mit Blick auf die Marktentwicklung. Besonders Häuser ohne energiesparende Maßnahmen seien nur noch mit Preisabschlägen zu vermitteln. Laut Eckhard Brotte, stellvertretender Vorsitzender der Immobilienbörse und Makler in Moers, seien zwei Käufergruppen unterwegs: Vermögende, die ihr Geld nicht mehr in Aktien, sondern in vermietete Immobilien investieren. Der Kapitalanleger habe angesichts von Inflationsgefahren das "Betongold" wieder entdeckt. Zweite Gruppe sind Familien mit mittlerem Einkommen, die gern ein Eigenheim kaufen oder bauen wollten. Deren Wunsch scheitere aber oft an der zurückhaltenden Kreditvergabe durch die Banken, haben auch die Makler Andreas Eck (Geldern) und Richard Lukassen (Kleve) beobachtet. Ansonsten wirke sich die Wirtschafts- und Bankenkrise am Niederrhein noch nicht gravierend auf den Immobilienmarkt aus.

Die Lage bestimmt den Wert

In Kleve prägt den Markt laut Richard Lukassen besonders, dass die Niederländer, die in den vergangenen Jahren in großem Maße Häuser im Kleverland gekauft haben, die Wirtschaftskrise stärker spüren. Trotzdem gehen noch mehr als die Hälfte der Verkäufe an Holländer. Eine Nachfrage aus dem Ruhrgebiet gebe es dagegen gar nicht mehr. Preisrückgänge in Kleve seien ähnlich wie am gesamten Niederrhein von der Lage der Objekte abhängig. Je besser die Lage eines Hauses sei, umso wertbeständiger sei es auch.

"In Moers können sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr nur schwer behaupten. So koste etwa das durchschnittliche Reihenhaus in mittlerer Lage rund 160 000 Euro und in guter Lage 180 000 Euro", sagt Brotte. Grundsätzlich gefragt seien Wohnungen im Erdgeschoss, am liebsten mit Garten.

Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Kaufverträge fiel den Fachleuten auf, dass im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der Neubauten – also die klassischen Bauträgerobjekte – deutlich an Boden verloren haben.

Eine Trendwende scheine sich auf dem Mietwohnungsmarkt abzuzeichnen. Hier stiegen die mittleren Wohnwerte am Niederrhein leicht. In Kleve blieben die Mieten stabil. In mittleren Lagen werden bis zu 4,10 Euro Miete fällig, in Top-Lagen 4,60 Euro.

Positive Effekte für den Wohnungsmarkt erwarten die Makler durch die neue Hochschule Rhein-Waal. Besonders Kleve sollte von der Neugründung profitieren. Schon jetzt werde nach Wohnungen für Wohngemeinschaften gefragt, so Lukassen.

(RP)
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