Kleve Awo: Mehr schwangere Minderjährige

Kleve · Die Schwangerschafts-Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat ihren Jahresbericht für 2012 veröffentlicht. Insgesamt haben sich 416 Frauen beraten lassen. Neu ist ein Präventionsprogramm speziell für Grundschulen.

 Bei der Schwangerschaftsberatung der Awo arbeiten Nicole Saat, Andrea Twele und Milena Wehren (v.l.). Sie berieten im vergangenen Jahr 416 Frauen.

Bei der Schwangerschaftsberatung der Awo arbeiten Nicole Saat, Andrea Twele und Milena Wehren (v.l.). Sie berieten im vergangenen Jahr 416 Frauen.

Foto: Gottfried Evers

Die Zahl der schwangeren Frauen, die sich in der AWO-Beratungsstelle an der Thaerstraße in Kleve beraten ließen, hat im vergangenen Jahr abgenommen. Insgesamt gab es 416 Beratungsfälle, davon waren 192 allgemeine Beratungen zu Fragen der Finanzierung und Unterstützung und 224 Konfliktberatungen für diejenigen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zogen. Im Jahr 2011 lag die Zahl bei 424 insgesamt, im Jahr 2008 waren es sogar fast 600.

Die Zahl der minderjährigen Schwangeren hat im vergangenen Jahr gegenüber 2011 wieder zugenommen. Insgesamt kamen 29 Mädchen unter 18 Jahren in die Beratung, zwölf davon wurden im Rahmen der Konfliktberatung hinsichtlich einer Abtreibung beraten. Im Jahr 2011 belief sich die Zahl der Minderjährigen in der Beratung noch auf 22. Im Vergleich zu den Jahren 2008 (36 Minderjährige) und vor allem 2009 (49 Minderjährige) ist die aktuelle Zahl aber auch weiterhin vergleichsweise gering.

Die am stärksten vertretene Altersgruppe in der Konfliktberatung waren Frauen zwischen 22 und 34 Jahren. Über anonyme Fragebögen wertet die Beratungsstelle die Beweggründe der Frauen aus, über eine Abtreibung nachzudenken. "Es war auffällig, dass im vergangenen Jahr besonders viele Frauen ihre berufliche oder finanzielle Situation als Grund angaben", berichtet Sozialpädagogin Milena Wehren von der Beratungsstelle.

Oft habe es sich um Frauen oder Paare gehandelt, die befristete Arbeitsverträge hatten oder geringfügig beschäftigt waren. Im Jahr 2011 war der häufigste Grund für eine Konfliktberatung, dass die Frauen sich zu alt für eine Schwangerschaft fühlten. Auch in der allgemeinen Schwangerschaftsberatung, die sich nicht mit dem Thema Abtreibung beschäftigt, beobachteten die Sozialpädagogin und ihre Kolleginnen eine Zunahme von schwierigen privaten und finanziellen Verhältnissen, was dazu führt, dass die Beratungen zeitintensiver werden. Die Präventionsprogramme der Beratungsstelle erreichten im Jahr 2012 rund 1700 Schüler im Kreis.

"Wir haben vermehrt auch Anfragen von Grundschulen bekommen und uns daher entschlossen, ein Programm speziell für diese Altersgruppe zu entwickeln", sagte Milena Wehren.

Mit Beamer und Laptop werden die Berater die vierten Klassen besuchen und mit ihnen ein Quiz zum Thema "Liebe und Sexualität" machen. Die Kinder können mit der Beantwortung der Fragen in verschiedenen Kategorien Punkte sammeln. Gestellt werden Fragen wie etwa: "Was heißt eigentlich Pubertät?", "Ab wann kann man ein Kind zeugen?" oder "Was bedeutet es, ,Schmetterlinge im Bauch' zu haben?"

Die spielerische Beratung findet klassenweise statt und ist kostenlos. Schulen, die daran teilnehmen möchten, können sich unter Telefon 02821 8993949 direkt bei der Beratungsstelle melden.

(RP/rl)
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