Kleve Aussichtslos

Kleve · Ein gebürtiger Klever besucht nach 50 Jahren wieder seine Heimatstadt und möchte den Aussichtsturm erklimmen. Doch er steht vor verschlossener Tür. Bei der Tourist-Info gibt man den Schlüssel nicht mehr an Fremde heraus.

 Der Klever Aussichtsturm ist nur eingeschränkt zugänglich.

Der Klever Aussichtsturm ist nur eingeschränkt zugänglich.

Foto: Marc Cattelaens

In den 60 Jahren, als Horst Vink noch ein Kind war, kletterte er oft auf den Klever Aussichtsturm hinauf. Als Erwachsener verschlug es ihn nach Süddeutschland. Von dort aus, wendete er sich nun, 50 Jahre später, an den Bürgermonitor der Rheinischen Post. "Da ich jeden morgen den Klever Lokalteil auf RP-Online lese, war ich darüber informiert, dass der Aussichtsturm am Bresserberg wieder geöffnet ist. Weil ich zu Besuch in Kleve war, wollte ich ihn bei bestem Wetter wieder aufsuchen", schreibt Vink. Doch daraus wurde nichts.

 In der "Restauration zum Aussichtsturm" liegt ein Schlüssel zum Turm. Der wird zu den Öffnungszeiten herausgegeben. Ein Hinweis darauf fehlt allerdings.

In der "Restauration zum Aussichtsturm" liegt ein Schlüssel zum Turm. Der wird zu den Öffnungszeiten herausgegeben. Ein Hinweis darauf fehlt allerdings.

Foto: Marc Cattelaens

Als erstes ging Vink zur neuen Tourist-Info im Rathaus. Dort gab man ihm, so schreibt er, die Auskunft, dass der Schlüssel nur in der Gaststätte direkt am Turm erhältlich wäre. Die Öffnungszeiten habe man ihm aber nicht nennen können. "Also am Mittwoch, 9. Mai, auf zum Bresserberg, wo ich aber feststellen musste, dass die Gaststätte geschlossen war und es auch keinen Aushang über die Öffnungszeiten gibt. Aber Google hilft ja weiter - die Öffnungszeiten sind lediglich am Wochenende ab 18 Uhr", schreibt Vink. Sein Fazit lautet: Der Turm ist so gut wie gar nicht zu betreten. "Warum ist es nicht möglich, den Schlüssel gegen ein entsprechendes Pfand bei der Tourist-Info in Empfang zu nehmen?", fragt er sich. Schließlich sei der Turm aufwendig restauriert worden, stehe aber so gut wie niemandem offen. "Man sollte fast meinen, dass Kleve das ,Schilda' der heutigen Zeit ist", so Vink abschließend.

Bruno Schmitz, einer der Besitzer der "Restauration zum Aussichtsturm", auf deren Gelände der im Eigentum der Stadt Kleve befindliche Turm steht, gibt Vink Recht, "aber nur zur Hälfte", wie er sagt. So könne jeder den Schlüssel zum Aussichtsturm an der von Janes Warnke gepachteten Gaststätte erhalten. Diese sei auch nicht nur am Wochenende ab 18 Uhr geöffnet, sondern auch donnerstags und freitags ab 18 Uhr, an Feiertagen sowie "zur Biergartenzeit" auch am Wochenende ab 14 Uhr. "Bei der Tourist-Info sollte auch ein Schlüssel liegen", sagt Schmitz. Er wisse jedoch nicht, ob der an jeden herausgegeben werde.

Stadt-Sprecher Jörg Boltersdorf erläutert die aktuelle Regelung: "Die Wirtschaft, Tourismus und Marketing GmbH ist im Besitz eines Schlüssels, der auf Anfrage an die Stadtführer weitergeben wird, damit Gruppen im Rahmen einer Führung den Aussichtsturm besuchen können." Die Vorgehensweise, dass der Schlüssel für den Aussichtsturm nicht an Einzelpersonen oder privaten Gruppen weitergegeben wird, sei keinesfalls neu. Man habe sie eingeführt, nachdem Randalierer auf dem Turm große Schäden angerichtet hatten. Die Stadtführer müssten dafür Sorge tragen, dass die Plattform nicht von mehr als zehn Personen zeitgleich betreten wird und dass der Turm in sauberem und unbeschädigten Zustand hinterlassen wird. "Dies zu beaufsichtigen wäre nicht möglich, wenn der Schlüssel an Einzelpersonen oder privaten Gruppen weitergegeben würde. Daher wurde bereits 2016 vereinbart, dass Einzelpersonen oder private Gruppen, die den Turm besuchen möchten, sich an die Gastronomie wenden können", erläutert Boltersdorf.

Janes Warnke, der Pächter der Turmgastronomie, sagt: "Ich schließe gerne den Turm auf, wenn ich vor Ort bin, komme auch gerne dorthin, wenn man mich anruft." Wirklich empfehlen will er einen Aufstieg, zumindest im Frühsommer und Sommer, niemanden. Warnke: "Man sieht sowieso nichts." Die Baumkronen versperrten jegliche Aussicht, so der Gastronom. Dass man den Schlüssel an der Tourist-Info nicht an Privatpersonen herausgibt, kann er nicht so recht verstehen. "Nach meiner Erfahrung wollen meist Familienväter, Senioren oder Kindergartengruppen auf den Turm. Das sind schon echt gefährliche Menschen", sagt er ironisch.

In einem geben sowohl Bruno Schmitz, als auch Janes Warnke und Stadtsprecher Jörg Boltersdorf dem Beschwerdeführer Horst Vink übrigens Recht: Ein Schild am Aussichtsturm "Der Schlüssel ist im Restaurant zu den Öffnungszeiten ... erhältlich" wäre schön. Doch wer soll das anfertigen und installieren? Weder Stadtverwaltung, noch Pächter haben hier bislang die Hand gehoben.

(RP)
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