Uedem Hilfe bei der Bewältigung des Alltags

Uedem · Für Angehörige von Demenzkranken kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden: Begleiterin Irene Lehmkuhl weiß Rat.

Alltagsbegleiterin Maria Graape-Rippel (links) mit Leni Blenkers bei der Zubereitung des Frühstücks.

Alltagsbegleiterin Maria Graape-Rippel (links) mit Leni Blenkers bei der Zubereitung des Frühstücks.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Nichts geht mehr. Beruf, Familie, der eigene Alltag - und dann erkrankt ein Elternteil an Demenz. Wie sollen denn sämtliche Erledigungen und die Betreuung zu schaffen sein? Ratlos und mitunter auch ängstlich stehen viele Familien, Angehörige und erkrankte Menschen selbst vor genau diesem Problem. Denn: Oftmals sind sie nicht pflegebedürftig im klassischen Sinne, benötigen jedoch Unterstützung im Alltag - bei Behördengängen, Arztbesuchen, beim Einkauf oder einfach zum Spazierengehen. "Das können viele Familienmitglieder nicht neben ihrem eigenen Alltag schaffen", erläutert Irene Lehmkuhl das Problem.

Sie selbst kann sich noch sehr gut an die Situation erinnern, als ihre Mutter Hilfe benötigte. "Heute weiß ich, dass es Unterstützung gibt", sagt sie, "und das nicht nur im Hinblick auf Demenzerkrankte, sondern in sämtlichen Situationen, in denen Alltagsbegleitung notwendig ist." Die Uedemerin ist seit 2012 selbstständige Alltagsbegleiterin. Ein Fazit nach den ersten beiden Jahren zeigt, dass immer noch Aufklärungsbedarf herrscht und man "den Menschen Mut zusprechen sollte, sich zu erkundigen und eine Betreuung im Alltag durch Externe in Erwägung zu ziehen", erläutert sie, "dadurch schaffen Angehörige sich Freiräume und sichern dem hilfebedürftigen Menschen eine Begleitung im Alltag."

Dieser Alltag beinhaltet beispielsweise das Einkaufen, die Beschäftigung des Menschen, hauswirtschaftliche Versorgung, Begleitung bei Arztbesuchen oder die Übernahme von Schriftverkehr und ähnlichem. "Alltagsbegleiter organisieren alles - vom Essen bis zum Kontakt mit der Krankenkasse - damit ältere Menschen so lange wie möglich zuhause bleiben können", so Irene Lehmkuhl. Dabei legen sie und ihre Mitarbeiterinnen großen Wert darauf, die ihnen anvertrauten Menschen so zu behandeln, wie sie selbst es sich wünschen würden. "Wir werden alle einmal alt und dann möchte auch ich so lange wie möglich zuhause bleiben", sagt die Alltagsbegleiterin aus Uedem.

Welche Möglichkeiten haben Familien, die Hilfe im Alltag brauchen? Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten der Inanspruchnahme einer Alltagsbegleitung. Zum einen kann bei "eingeschränkter Alltagskompetenz", bei Menschen mit Demenz, psychischen Erkrankungen oder einer geistigen Behinderung ein Betreuungsgeld beantragt werden, dessen Anspruch vom Medizinischen Dienst genehmigt werden muss. Durch die Anerkennung der Alltagsbegleiter bei der Bezirksregierung in Düsseldorf können die Kosten in einem solchen Fall mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Darüber hinaus kann eine Verhinderungspflege beantragt werden oder das "Projekt Alltagsbegleitung" wird privat finanziert.

Im Kreis Kleve arbeiten die Alltagsbegleitungen in einem Netzwerk. Das ist im Internet unter der Adresse "www.alltagsbetreuung.com" zu finden.

(kare)
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