Kevelaer Kevelaer und Weeze fürchten Pkw-Maut

Kevelaer · Wenn die Niederländer zur Einreise nach Deutschland eine Abgabe zahlen müssen, bleiben sie weg, fürchten Touristiker in Kevelaer und Weeze. Flughafen sieht sich vor einer weiteren Belastung. Auch Gastronomie im Nachteil.

 Der Kapellenplatz in Kevelaer wäre ohne zahlreiche niederländische Besucher oft so leer wie hier.

Der Kapellenplatz in Kevelaer wäre ohne zahlreiche niederländische Besucher oft so leer wie hier.

Foto: gerhard seybert

Gelbe Nummernschilder sind auf dem Parkplatz des Flughafens Weeze in großer Anzahl vertreten. Noch. Wenn die Pkw-Maut eingeführt wird, könnte sich die Situation dramatisch ändern. "Dagegen wird die Luftverkehrssteuer eine vernachlässigbare Größe sein", erklärt Airport-Geschäftsführer Ludger van Bebber. Er fürchtet, dass die Niederländer Fahrten nach Deutschland vermeiden werden, wenn sie zumindest eine Kurzzeit-Vignette für 20 Euro kaufen müssen. "Da hat sich die Politik ein weiteres Hemmnis für uns ausgedacht", regt sich van Bebber auf. "Die Holländer werden zum Flughafen künftig in die andere Richtung fahren." Schon wegen der deutschen "Ticketsteuer" haben sich viele Niederländer vom grenznahen Airport abgewandt, was Ryanair mit der Streichung diverser Strecken beantwortete.

Kevelaer ist ein bekannter Tourismus-Standort, nicht zuletzt Niederländer kommen gerne in den Marienwallfahrtsort. Die Pilgergruppen aus Benelux "liefern" Jahr für Jahr verlässlich zehntausende Besucher. Bisher. Kommen sie auch noch, wenn sie für die Einreise nach Deutschland eine Vignette kaufen müssen? "Wir halten die geplante Maut für eine Katastrophe", sagt Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns. "Diese Belastung ausländischer Gäste ist nicht förderlich für das Zusammenwachsen Europas", stellt Bruns fest. Und mit Blick auf die Entwicklung der Marienstadt fügt er hinzu: "Sowohl die Wallfahrt, als auch die Einkaufsstadt Kevelaer rechnen von jeher mit den Niederländern. Wir können nur hoffen, dass die Maut nicht kommt."

Kevelaer ist auch Mitglied im Euregiorat, der ebenfalls sein Befremden ausdrückt: "Die deutschen Mautpläne werden für das Grenzgebiet große nachteilige Folgen haben. Es wird ein neues Hindernis für den lokalen Grenzverkehr errichtet. Der Arbeitsplatz in Deutschland, das Praktikum bei einem deutschen Unternehmen, aber auch der wöchentliche Besuch des Supermarktes verlieren an Attraktivität. Ebenso ist der Flughafen abhängig von den vielen niederländischen Reisenden", stellt Ulrich Francken, Weezer Bürgermeister und Vorsitzender der Euregio Rhein-Waal, fest. Darum habe man die Bundesregierung gebeten, von den Mautplänen abzusehen.

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Weezes Fremdenverkehrsexperte Khalid Rashid, der seit vielen Jahren grenzüberschreitende Projekte erarbeitet, fände eine Maut für Autobahnen noch akzeptabel. Aber wenn jede Landstraße gebührenpflichtig wird, bleiben viele Gäste weg, ist er überzeugt. "Gerade unsere Restaurants werden das merken. Die Holländer kommen bisher gerne, weil es hier gute Qualität und ordentliche Portionen zu vernünftigen Preisen gibt."

(RP)
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