Kempen Verwirrende Ladenöffnungszeiten

Kempen · Was Kunden beklagen, die mittags oder abends unerwartet vor verschlossenen Ladentüren stehen, weil es keine einheitlichen, durchschaubaren Öffnungszeiten im Kempener Einzelhandel gibt, hat eine Umfrage des Werberings unter seinen 73 Geschäftsmitgliedern bestätigt. "Gewisse Zeiten sind gut belegt, aber an den Rändern klafft es auseinander", sagt Vorsitzender Reinhard Stein im RP-Gespräch.

Kempen: Verwirrende Ladenöffnungszeiten
Foto: ddp, ddp

Ein System sei mittags, abends und samstags nicht erkennbar: Einige Händler schließen um 18 Uhr, andere um 18.30 oder 19 Uhr, die großen Filialisten wie Supermärkte um 20 Uhr. Mittags machen 50 von 73 Werberingmitgliedern dicht, das heißt hochgerechnet: Zwei Drittel der 150 Geschäfte in der Altstadt haben geschlossen — mal bis 14.30, mal bis 15 Uhr.

Das gleiche verwirrende Bild bietet sich samstags: Nur 50 der 150 Läden sind bis 16 Uhr verkaufsbereit, die Mehrzahl schließt zu ganz unterschiedlichen Zeiten: 13, 13.30, 14, 15 Uhr. "Da ist alles vertreten", beklagt Stein. "Kein Kunde kann sich die vielen Zeiten merken. Da müssen wir ansetzen und das System durchschaubar machen." Ein Umdenken habe bereits eingesetzt, etwa bei den Optikern: "Dort hat sich schon einiges bewegt."

Dennoch keine leichte Aufgabe, weiß Stein, und eine, die Jahre dauert. "Wir können und wollen da keine Vorschriften machen", betont er. Ein Schritt auf diesem beschwerlichen Weg war eine Veranstaltung am Dienstagabend mit Rainer Schmidt-Illguth von der Unternehmensberatung BBE in Köln. Vor 35 Einzelhändlern empfahl der Fachmann, der das Kempener Zentrenkonzept erarbeitet hat, deckungsgleich mit dem Werberingvorstand eine einheitliche Öffnungszeit wochentags von 9 bis 19 Uhr, samstags von 9 bis 16 Uhr.

Wer bei Altbewährtem bleibe und nicht auf die veränderten Wünsche und Kaufgewohnheiten der Kunden eingehe, "kippt hinten runter", warnt Stein seine Kollegen. Denn das Einkaufsbudget werde laut Schmidt-Illguth bis 2015 eher sinken, der Kampf um den kleiner werdenden Kuchen werde noch härter.

Schon heute wächst die Bedeutung der beiden letzten Wochentage, Freitag und Samstag, als Haupteinkaufszeiten, vor allem in den Großstädten. Da dürfe sich Kempen als Mittelzentrum mit seinen attraktiven Rahmenbedingungen (kurze Einkaufswege, günstige Parkplätze, Branchenvielfalt, schönes Ambiente) nicht abhängen lassen. "Dann können wir nicht Samstagmittag schließen", so Stein. Hier bestehe der größte Handlungsbedarf. Allerdings sind die Voraussetzungen für die Geschäftsleute sehr unterschiedlich: von "Einzelkämpfer" mit über 60 Wochenstunden bis zum Laden mit 30 Mitarbeitern.

Mindestens hundert Einzelhändler sollten sich an den empfohlenen Öffnungszeiten zumindest samstags orientieren, damit der Werbering mit dieser Verlässlichkeit bei den Kunden werben kann: "So könnten wir den Prozess beschleunigen", glaubt Stein, "dass sich diese Zeit in den Köpfen festsetzt." Wenn genug mitziehen: "Statt Einzelhandel müsste es eigentlich Gemeinsamhandel heißen, denn wir sitzen alle in einem Boot." MEINUNG

(RP)
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