Jüchen Fund-Schafe: Jüchen wartet

Jüchen · Seit Pfingsten hat sich der Besitzer der Schafe, die Polizei und Ordnungsamt in Wey einfingen, nicht gemeldet. Die Gemeinde Jüchen muss die Tiere nun sechs Monate lang "verwahren". Ein Umzug ins Tierheim steht an.

 Wer kann diesem Blick widerstehen? Offenbar der Besitzer der Moorschnucken, die seit dem Pfingstwochenende auf ihn warten. Merkwürdig dabei: Die Tiere haben keine Ohrenmarken.

Wer kann diesem Blick widerstehen? Offenbar der Besitzer der Moorschnucken, die seit dem Pfingstwochenende auf ihn warten. Merkwürdig dabei: Die Tiere haben keine Ohrenmarken.

Foto: Detlef Ilgner

Die Schafe, die derzeit auf einer ehemaligen Ziegenwiese in Wey stehen und bald wohl neben Katzen, Hamstern und Hunden im Tierheim Oekhoven ein Asyl finden, sind unbestritten arme Schweine. Anders lässt es sich kaum sagen. Am Pfingstwochenende waren die Tiere, die zur Rasse der Moorschnucken gehören, herrenlos über die Weyer Wiesen geirrt.

Ein Anwohner verständigte Polizei und Ordnungsamt, die die Schafe einfingen. Der Besitzer scheint den Verlust entweder noch nicht bemerkt zu haben oder hat die Bande absichtlich ausgesetzt. "Es ist mittlerweile nur noch schwer vorstellbar, dass dem Eigentümer noch nicht aufgefallen ist, dass ihm seine Tiere abhandengekommen sind", sagt Gemeindesprecher Norbert Wolf. Und weil das so ist, muss nun die Gemeinde einspringen.

"Das ist schon eine sehr kuriose Angelegenheit für uns", sagt Wolf. Denn für einen so langen Zeitraum war die Verwaltung noch nie für die Obhut von Tieren zuständig. "Vor vier Jahren haben wir ein freilaufendes Pferd eingefangen. Aber der Besitzer hat sich sehr schnell gemeldet, und so war die Sache erledigt", sagt Wolf.

Weil die Schafe aber rechtlich gesehen eine Fundsache sind, muss die Gemeinde sie sechs Monate lang verwahren. Das gilt für Fahrräder und Rucksäcke ebenso wie für Tiere. Erst nach der halbjährigen Frist gehen die Schafe in den Besitz der Gemeinde über und können dauerhaft an einen anderen Schäfer vermittelt werden.

Nur lassen sich die Fundtiere eben nicht einfach in den Gemeindekeller sperren. "Momentan kümmert sich die Weyer Familie Hofmann um die Tiere, hat sie auf einer ehemaligen Ziegenwiese untergestellt und versorgt sie mit Wasser. Aber eben nur noch bis Ende des Monats", sagt Wolf. Doch wie geht es dann weiter?

Ein Schäfer aus Jüchen hatte sich zwar bereiterklärt, die Tiere in seine Herde aufzunehmen. "Nur kann es eben sein, dass sich der Besitzer nach einigen Monaten meldet und der Schäfer die Tiere dann umsonst durchgefüttert hat", sagt der Gemeindesprecher. Stattdessen bringe man die Schafe nach Oekoven. "Wir haben einen Pauschalvertrag mit dem Tierheim dort", sagt Wolf.

Das Tierheim ist auf die Ankunft der Vierbeiner zwar vorbereitet, die anderen Bewohner wird der Zuwachs jedoch nur mäßig freuen. "Wir haben eine Wiese mit Schweinen, die ein Brautpaar als Hochzeitsferkel bekommen und dann abgegeben hat. Die ist aber so matschig für die Schafe. Also kommen sie auf die Auslaufwiese der Hunde. Die müssen dann vorerst ausweichen", sagt Tierheimleiterin Vera Hübinger.

Sie findet es merkwürdig findet, dass die Schafe keine Ohr-Marken haben, die eigentlich Pflicht sind und Hinweise auf den Besitzer geben würden. "Eigentlich sind wir auf die Unterbringung solcher Tiere nicht eingerichtet", so Hübinger. Eine Dauerlösung für die Schafe sei die Auslaufwiese nicht. "Nach drei Wochen geben wir sie in die Vermittlung. Der neue Besitzer muss dann aber unterschreiben, dass er die Tiere zurückgibt, falls sich der alte Besitzer innerhalb von sechs Monaten meldet."

(RP)
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