Jüchen Aussichtspunkte "wandern" mit Tagebau

Jüchen · Bei Jackerath ermöglicht ein "Skywalk" einzigartige Einblicke ins Gebiet Garzweiler II. Auch bei Hochneukirch soll bis zum Herbst ein neuer Aussichtspunkt entstehen. Der alte auf Höhe des Autobahnkreuzes Holz wird aufgegeben.

 Zum "Sky-Walk" bei Jackerath kommen viele Besucher.

Zum "Sky-Walk" bei Jackerath kommen viele Besucher.

Foto: C. Kandzorra

Ein bisschen was vom Grand Canyon hat er ja schon, der Tagebau Garzweiler. Und wer an der Brüstung steht, könnte meinen, dass er sich mitten in der Braunkohlegrube befindet. Das ist ein echtes Erlebnis - ein wenig schwankt das Stahlkonstrukt in der Form eines "Absetzers" bei heftigen Windstößen, und der Blick durch den Gitterboden auf den Abgrund erfordert Schwindelfreiheit: Der "Sky-Walk" bei Jackerath ist im Rheinischen Braunkohlenrevier ein einzigartiger Aussichtspunkt - er ist einem Absetzer nachempfunden. Was viele nicht wissen: Diese besondere Plattform wurde auf Jüchener Grund errichtet. Im Herbst soll auf Gemeindegebiet ein weiterer neuer Aussichtspunkt südöstlich von Hochneukirch eröffnet werden. Das Projekt wurde gestern im Gemeinderat vorgestellt.

Die "Mondlandschaft" mitten in NRW zieht täglich Hunderte in die Region. Insbesondere bei Ortsunkundigen stehen die Aussichtsplattformen am Rande der Abbaufelder häufig ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Die Lage dieser Aussichtspunkte ändert sich mit dem Verlauf des Tagebaus. Darum etwa wird die erst 2011 erbaute Terrasse auf Höhe des Autobahn-Kreuzes Holz an der Grubenrandstraße schon wieder aufgegeben."Der bestehende Aussichtspunkt südwestlich von Hochneukirch fällt weg, weil er nur noch begrenzt Einblicke in den Tagebaubetrieb ermöglicht", erläutert Manfred Lang, Sprecher von RWE Power. Der neue Aussichtspunkt südöstlich von Hochneukirch, der über einen bisher nicht befestigten Weg abzweigend vom Kreisverkehr an der Autobahn-Anschlussstelle Wanlo erreichbar sein soll, werde ähnlich aufgebaut wie der bestehende an der Grubenrandstraße.

Weil diese Umgehungsstraße schon bald wegen Bauarbeiten für die neue Autobahn 44 unterbrochen werden soll, kann die Zufahrt zum Aussichtspunkt nur noch über eine Seite erfolgen. Auch das ist ein Grund, warum dieser Punkt samt Sitzbänken und Info-Tafeln aufgegeben werden soll. "Die neue Plattform wird voraussichtlich im Herbst fertiggestellt", kündigt Lang an. Wer das Gefühl haben will, direkt in der Grube zu stehen, muss allerdings weiter von Jüchen aus über die Autobahnen 46 und 61 einmal um den Tagebau herum bis zur Anschlussstelle Jackerath fahren. "Wer dort einen Blick in Richtung Norden auf das blaue Silo, die katholische Kirche und die vier großen Windräder wirft, wird erst einmal feststellen, wie groß die Gemeinde Jüchen eigentlich ist und wie groß die Flächen sind, die aktuell mitten im Abbaufeld liegen", sagt Bürgermeister Harald Zillikens. Bis zur Umsiedlung sei dort, wo sich heute der "Skywalk" befindet, die Bundesstraße 1 von Jackerath in Richtung Alt-Garzweiler verlaufen. Die Lage dieses Aussichtspunktes ermöglicht einen weiten Blick in den Tagebau Garzweiler mit seinen Großgeräten und dem Bandsammelpunkt bei Jackerath. "Auf Grund der strategisch günstigen Lage wird diese Plattform mehr als zehn Jahre Bestand haben", erzählt Manfred Lang. Weil der Tagebau stetig an der Wohnbebauung Jüchens "vorbei wandert", will RWE Power dort auf größere Investitionen in Sachen Aussichtspunkt verzichten.

(NGZ)
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