Weihbischof in Hückelhoven Wo sind hohe Summen aus zwei Pfarren?

Hückelhoven · Weihbischof Johannes Bündgens nahm Stellung zu dem entpflichteten Pfarrer, der ein Fall für den Staatsanwalt wurde. Von verschwundenen Summen seien zwei Gemeinden betroffen. Unregelmäßigkeiten tangieren auch die Grabeskirche Schaufenberg und das Kindergartengeld.

 Während seiner Visitation in der Gemeinschaft der Gemeinden Hückelhoven besuchte Weihbischof Johannes Bündgens mit Pater Anton Steinberger (l.) das Rathaus. Im Beisein der stellvertretenden Bürgermeister Dieter Geitner und Andrea Axer sowie Kämmerer Helmut Holländer (r.) trug er sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

Während seiner Visitation in der Gemeinschaft der Gemeinden Hückelhoven besuchte Weihbischof Johannes Bündgens mit Pater Anton Steinberger (l.) das Rathaus. Im Beisein der stellvertretenden Bürgermeister Dieter Geitner und Andrea Axer sowie Kämmerer Helmut Holländer (r.) trug er sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

Foto: Gabi Laue

Es war beileibe nicht das einzige Thema, das Weihbischof Johannes Bündgens während seiner Visitation in den neun Pfarren der Gemeinschaft der Gemeinden zu besprechen hatte – aber eins, das den Hückelhovener Katholiken besonders auf den Nägeln brennt: der Verdacht der Untreue gegen den im März vom Bischof entpflichteten Pfarrer und die Zukunft der GdG. Die „Unregelmäßigkeiten“ in den Kirchenfinanzen betreffen zwei Gemeinden, sagte Bündgens, und es gehe wohl um einen sechsstelligen Betrag. Zur Frage, ob es bald einen neuen Pfarradministrator gebe, kündigte er zum 1. Januar eine Erklärung des Bischofs von Aachen an.

„Der Papst hat heute Geburtstag. Franziskus ist 82 geworden“, bemerkte Weihbischof Johannes Bündgens launig, als er in Begleitung von Pater Anton Steinberger das Rathaus besuchte. In Vertretung des erkrankten Bürgermeisters empfingen dessen Stellvertreter Dieter Geitner und Andrea Axer sowie Erster Beigeordneter Helmut Holländer den Gast aus dem Bistum, der sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Eine gute Nachricht verkündete Holländer, gleichzeitig Kämmerer der Stadt: „Wir haben die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche für die Jugendarbeit auf neue Beine gestellt. Die neuen Kooperationsverträge verbessern die Finanzsituation der Kirche.“

Ab 1. Januar, dem hat der Rat am vergangenen Mittwoch zugestimmt, zahlt die Stadt 100 Prozent (statt bisher 95) der Personalkosten und von den Sachkosten pro Jugendheim 5000 Euro. Das nannte Holländer „ein gutes Zeichen für das neue Jahr“. Die Finanzlage der GdG haben wohl diverse Transaktionen des ehemaligen Pfarrers beeinträchtigt.

Dessen Privatvermögen hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers „in niedriger sechsstelliger Höhe“ beschlagnahmt. „Viel größer ist der Schaden hier nicht“, sagte dazu Weihbischof Johannes Bündgens, der eine genaue Summe nicht nennen wollte. Immerhin habe die GdG „vom Generalvikariat die Zusage, dass langfristig kein Schaden durch das Wirken des Pfarrers entsteht“.

 Es geht um ein Gewirr von Kontenbewegungen, Spenden und deren Weiterleitung. „Das hat klein angefangen und sich dann ausgeweitet“, erklärte Bündgens. Der Pfarrer habe aber nicht lange Gelegenheit zu dieser Vorgehensweise gehabt, weil Mitarbeiter in der GdG sehr aufmerksam gewesen seien. „Es geht teils auch um Kindergartengeld, und im Kontext mit der Grabeskirche Schaufenberg sind Unregelmäßigkeiten aufgefallen“, nannte der Weihbischof Beispiele.

Noch im Amt, habe es weitere Kontenbewegungen durch den Pfarrer gegeben, „doch dann wurde dem ein Riegel vorgeschoben und alle Konten und Unterschriftsvollmachten wurden ihm entzogen“. Was Irrtum ist oder Missverständnis oder ein strafrechtlich zu bewertendes Vergehen, sei noch nicht bis ins Letzte aufgeklärt, stellte der Weihbischof fest. „Für alles gibt’s Erklärungen, genauso wie für das Gegenteil.“ Der Pfarrer dürfe weiterhin keine priesterlichen Dienste ausüben, sei aber noch nicht laisiert, das sei ein kompliziertes Verfahren und könne Monate dauern.

Indessen hat Pater Anton Steinberger, Oblate des Hl. Franz von Sales aus dem Kloster Haus Overbach, Jülich-Barmen, als Vertreter eines Pfarrers Verantwortung übernommen. Mehr Verantwortung wird aber auch den Kirchenvorständen zugestanden. Das sei ein Zeichen: „Wir vertrauen Euch“, so der Pater. Der Frage nach einem Nachfolger des Leitenden Pfarrers wich Weihbischof Bündgens aus: „Warten wir erst mal das Christkind ab.“ Die Frage der Administration werde aber geregelt und vom Bistum noch verkündet. Möglicherweise ist es jemand, der in den neun Gemeinden schon gut bekannt ist.

Zu Weihnachten sind trotz der Vakanz in der GdG Hückelhoven kaum Gottesdienste entfallen. Die Weihbischöfe Bündgens und Borsch und Generalvikar Frick werden hier Gottesdienste zum Fest zelebrieren. „Wir sind in Not“, räumte Johannes Bündgens ein. Es werde noch ein Priester nach Hückelhoven ziehen, und in Nigeria warte Michael Anozie auf ein Visum. Er war 2012 schon einmal als Pfarrvikar für ein Jahr in Hückelhoven. „Wir helfen, wo wir können“, versicherte Bündgens.

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