Hilden Soldaten lernen Hilden kennen

Hilden · Neue Mitglieder der Waldkaserne werden offiziell begrüßt – und laufen dann durch die Stadt, die für ein Jahr ihre neue Heimat sein wird. Die 15 Uniformierten wollten diesmal nicht nur Rathaus und Kirche sehen. Sondern auch unbedingt die Ausstellung "Vom Tatort ins Labor" im Museum.

 Harald Noubours vom Team des Bürgermeisterbüros begrüßt die neuen Soldaten zu ihrem Stadtrundgang.

Harald Noubours vom Team des Bürgermeisterbüros begrüßt die neuen Soldaten zu ihrem Stadtrundgang.

Foto: olaf staschik

Da staunten die Passanten nicht schlecht, als 14 Herren und eine Dame in Uniform vor dem alten Rathaus angetreten waren, um sich mit Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Wolfgang Antweiler auf Besichtigungstour zu begeben. Eine Reihe bildeten sie, in unterschiedlichen Uniformjacken, die Baretts auf den Köpfen.

Vorausgegangen war der offizielle Stadtempfang, zu dem Bürgermeister Horst Thiele in den alten Ratssaal eingeladen hatte. Denn es ist seit mehr als 20 Jahren gute Tradition, die neuen Soldaten der hiesigen Waldkaserne offiziell zu begrüßen, damit sie ihre Stationsheimat besser kennen lernen. Und so war denn zunächst zu lernen, dass das Rathaus aus dem Jahr 1900 stammt und Hilden seit 1861 Stadtrechte hat.

Die 14 Oberfeldwebel unter dem Kommando von Kompanieführer Wolfgang Wrede sind erst seit wenigen Tagen in der Kaserne an der Elberfelder Straße stationiert und werden ein Jahr lang eine berufliche Fortbildung zum Industriemeister in Elektrotechnik erhalten. "Alle haben sich für zwölf Jahre verpflichtet, sind im achten oder neunten Dienstjahr und haben ihre militärische Ausbildung, beispielsweise für die Instandsetzung von Hubschraubern, abgeschlossen", erklärt der Spieß. Die zusätzliche Ausbildung dient dem beruflichen Weiterkommen nach der Bundeswehrzeit.

Aber zunächst einmal geht es über die Mittelstraße Richtung Alter Markt, der schon 985 das Zentrum Hildens bildete. Dort erwähnt der Museumsleiter angesichts der würdigen Büste auf neuem Sockel selbstverständlich Wilhelm Fabry, den 1560 hier geborenen Wundarzt und berühmtesten Bürger der Stadt. Aber auch die "Eilige Einkäuferin" (von 1992) und die Thematik der Kirchentür gehören zum nicht militärischen Bildungsprogramm.

"Irgendwie gemütlich hier"

In der knapp 800 Jahre alten Reformationskirche herrscht Ruhe. Zeit, die Ohren zu spitzen für Wissenswertes aus der Historie. Wer weiß schon, dass sie ursprünglich katholisch war und an einem "Jakobs-Weg" liegt? Beim Weiterbummeln zum "Haus am Schwan" erfährt man mehr zur jüngeren Geschichte: Etwa, dass durch Bau der Berliner Straße als Verkehrs-Umgehung und Entlastung viele Häuser abgerissen wurden, aber dies alte Fachwerkhaus vor 30 Jahren Stein für Stein an den jetzigen Standort versetzt wurde. "Es gibt viel Altes und Neues nebeneinander in Hilden. Ich finde es irgendwie gemütlich hier", kommentiert Patrick Dickes auf dem Weg zum Fabry-Museum, der letzten Station dieses Rundgangs. Die Blicke der jungen Soldaten schweifen dabei über Geschäfte und Cafés. Im noch gar nicht so alten Museum (1989) sind sie jetzt eigentlich zum Kaffeetrinken eingeladen, wollen aber vorher unbedingt die sehenswerte, aktuelle und etwas gruselige Ausstellung "Vom Tatort ins Labor" – und anschließend noch die Dampfmaschine von 1887 in der Kornbrennerei in Aktion sehen.

Die Patenschaft, die die Stadt bei allen Gruppenteilen der Waldkaserne übernommen hat, kommt offenbar gut an.

Oberfeldwebel Serkan Kabakci, dessen Heimatort an der Schweizer Grenze liegt, und der gerade von einem Einsatz in Afghanistan bei den Taktischen Operativen Kräften der Bundeswehr zurück ist, spricht aus, was seine Kameraden denken: "Man merkt die Akzeptanz der Bürger gegenüber uns Soldaten. Und wir wissen jetzt, wo wir ein Jahr lang stationiert sind."

(RP)
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