Hilden Qiagen stockt in Hilden Belegschaft auf

Hilden · Rund 60 neue Mitarbeiter in den Bereichen Produktion und Informationstechnik sollen 2014 eingestellt werden.

Es braucht nur wenige Handgriffe, und Alexander Vial hat das Analysegerät befüllt. In einem Röhrchen steckt die Probe. In weiteren Röhrchen befinden sich chemische Flüssigkeiten, um diese Probe in ihre Grundbestandteile zu zerlegen. Dabei geht es vor allem darum, die Erbinformation (Desoxyribonukleinsäure, kurz: DNS) herauszutrennen, sie zu reinigen und für den Laboranten identifizierbar zu machen. Diese Ergebnisse dienen beispielsweise der Diagnose von Krankheiten — etwa dem Nachweis von Viren und Bakterien — oder auch der Überführung von Straftätern, die ihre DNS in Form von Hautschuppen, Körperflüssigkeiten oder Haaren am Tatort zurückgelassen haben.

"Das war ein brillanter Schachzug", sagt Alexander Vial, Leiter des Applikationslabors beim Hildener Biotechnologie-Unternehmen Qiagen: Der Test-Automat "QIAsymphony" vollziehe alle nötigen Analyseschritte. "Vorne kommt die Probe rein, hinten kommt das Ergebnis raus", erläutert Vial. Die Befüllung mit den chemischen Flüssigkeiten ist ein Kinderspiel, weil die Firma Qiagen sie in so genannten Blistern liefert: Ein Blister, in dem mehrere Röhrchen zusammengefasst sind, enthält alle nötigen Bestandteile. Und weil das Gerät mehrere Analyseschritte zugleich vollziehen kann, "arbeitet es wirtschaftlich effizienter als andere Systeme", ist Vial überzeugt. Denn die labortechnische Diagnose ist somit fast im Akkord möglich, und dank des standardisierten und damit vereinfachten Verfahrens müssen an den Anlagen nicht mehr unbedingt hochqualifizierte Laboranten eingesetzt werden.

Auf QIAsymphony setzt die Unternehmensleitung von Qiagen daher auch für das laufende Jahr große Hoffnungen. QIAsymphony sei ein Wachstumstreiber, hieß es gestern bei einem Pressegespräch in Düsseldorf, in dem Qiagen-Chef Peer M. Schatz für das vergangene Jahr Bilanz zog und einen Ausblick für das laufende Jahr gab.

Nachdem im vergangenen Jahr 1000 QIAsymphony-Anlagen und damit mehr als geplant verkauft wurden, ist es erklärtes Ziel, 2014 rund 1250 und bis Ende 2015 über 1500 dieser Anlagen zu verkaufen. Außerdem wurde die Zulassung des vollständigen Systems bei der zuständigen Behörde in den USA beantragt, um sich auch dort weitere Märkte zu erschließen.

Der Ausblick für das laufende Jahr sieht trotz des Gewinneinbruchs im Jahre 2013, der insbesondere durch hohe Kosten eines Restrukturierungsprogramms verursacht wurde, durchaus zuversichtlich aus: Steigen sollen sowohl der Konzernumsatz als auch der Gewinn um jeweils einige Prozentpunkte. Dazu werden auch neue Testverfahren beitragen. Eines davon beschäftigt sich mit den gefährlichen, weil multiresistenten und mit herkömmlichen Antibiotika nur schwer oder gar nicht zu bekämpfenden Krankenhauskeimen. Jährlich erkranken rund 5,8 Millionen Patienten in Europa und den USA an diesen Keimen, und laut Weltgesundheitsorganisation sterben 100 000 Menschen daran. Qiagen plant, das umfangreichste Testportfolio für Krankenhausinfektionen in Europa, Nordamerika und dem Rest der Welt zu vermarkten.

Zum Umsatz- und Gewinnwachstum soll auch der Standort Hilden mit seinen 1140 Mitarbeitern beitragen. Laut Unternehmenssprecher Thomas Theuringer wird der Standort gestärkt: Rund 60 neue Beschäftigte in den Bereichen Produktion und Informationstechnik werden im Laufe des Jahres eingestellt. Außerdem hat Qiagen ein Gebäude gekauft, das es bislang nur mietete.

(RP)
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