Hilden Anwohner machen Druck: Sperrmüll weg

Hilden · Wochenlang ärgerte Gerümpel an der Baustraße die Bürger. Gestern transportierten es die Müllwerker endlich ab.

Wenn Wolfgang Koll aus seinem Fenster schaute, dann blickte er auf einen Sperrmüllhaufen, der sein Aussehen fast täglich veränderte. Ursprünglich standen auf der Baustraße in Höhe der Hausnummern 30 bis 32 einmal Polstermöbel und Kartons. Es waren Hinterlassenschaften einer Familie, die weggezogen ist. Später kamen ein Katzenkratzbaum, Hausmüll, Scherben und anderes "Gedöhne", wie der 64-Jährige sagt, hinzu. Seit gefühlten vier Wochen, so berichtete Koll, habe der Müllhaufen sein Ausmaß auf 20 Meter nahezu verdoppelt. "Neulich habe ich sogar Unterhosen da liegen sehen", empörte sich der Hildener.

Mehrfach habe er sich bei der Stadtverwaltung beschwert, die jedoch nicht reagiert habe. Die RP fragte nach. Das half: Die Stadt ließ den Unrat gestern abtransportieren. Ulrich Hanke, Amtsleiter des Zentralen Bauhofs der Stadt Hilden, betonte, das Problem sei ihm erst seit gestern bekannt gewesen. "Wir können nur da reagieren, wo wir auch etwas wissen."

Tatsächlich sei die Abholung von Sperrmüll für diese Adresse bereits am 14. Januar beantragt worden, weiß Hanke. Die Stadtverwaltung habe daraufhin einen Termin für den 3. Februar eingeräumt. Das Problem war, dass der Sperrmüll offensichtlich schon am Tag der Anmeldung auf die Straße geräumt worden und dort wochenlang liegengeblieben sei. Das ist nicht in Ordnung: "Wir bitten alle Bürger, ihren Sperrmüll frühestens am Abend vor dem Abholtermin rauszustellen."

Denn ein zunehmendes Problem für die Stadt Hilden ist nicht nur, dass Nachbarn ihren eigenen Müll hinzustellen. Es gibt auch professionelle Sammler, die sich am Sperrmüll anderer illegal bedienen – und damit viel Geld einnehmen: "Vor drei bis vier Jahren haben wir im Jahr rund 300 Tonnen Metallschrott und weiße Ware wie Kühlschränke und Waschmaschinen gesammelt", berichtet Frank Berndt, Abfallberater der Stadt Hilden. Jetzt seien es nur noch 150 Tonnen. Das bringt die Stadt Hilden um ihre Erlöse, denn für Altmetall sind je nach Marktwert zwischen 100 und 200 Euro die Tonne zu erzielen. "Diese Verwertungserlöse fließen in die Preiskalkulation", erklärt Amtsleiter Hanke. Das heißt, sie bestimmen damit auch letztlich über die Höhe der Müllgebühren. Abfallberater Berndt spricht in diesem Zusammenhang bereits von einem "Berauben von Sperrmüllstellen" und "organisierten Banden", die regelmäßig durch Hildens Straßen fahren.

Tatsächlich sieht es die Stadt als Diebstahl an, wenn sich jemand am angemeldeten und auf die Straße gestellten Sperrmüll vergreift. Sie drückt inoffiziell zwar ein Auge zu, wenn Bedürftige darin etwas Nützliches für ihren eigenen Haushalt entdecken. "Da würde niemand was sagen, das ist ja sogar noch sinnvoll", sagt Berndt. Doch die Toleranz hört auf, wenn gewerbliche Sammler Sperrmüllklau betreiben. Dabei gibt es genaue Bestimmungen, was die gewerblichen Sammler mitnehmen dürfen und was nicht. Defekte Elektrogeräte sind zum Beispiel tabu, denn sie sollen fachgerecht und umweltfreundlich entsorgt werden, erläutert Abfallberater Berndt.

Um dem zunehmenden Sperrmüllklau Herr zu werden, will sich Hilden jetzt mit anderen betroffenen Kommunen im Kreis verbünden. Noch nicht terminiert sei ein Treffen, das auf Betreiben der Stadt in den kommenden Wochen mit Vertretern des Kreises, der Polizei und der Städte stattfinden soll, berichtet Berndt. Und für die Bürger gebe es genügend Möglichkeiten, ihren Müll legal zu entsorgen: "Man muss vielleicht nur mal ein paar Meter weiter bis zur Sammelstelle fahren", sagt Ulrich Hanke.

www.hilden.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort