Hilden „Großzügig sein und zusammenhalten“

Hilden · Donnerstag ist Valentinstag. Hilde und Norbert Dewitz (beide 88) haben den Krieg überstanden und die Liebe erlebt. Im nächsten Jahr feiern sie das Fest der Diamantenen Hochzeit.

 „Liebe heißt, den anderen verstehen“: Hilde und Norbert Dewitz sind seit fast 60 Jahren ein Paar.

„Liebe heißt, den anderen verstehen“: Hilde und Norbert Dewitz sind seit fast 60 Jahren ein Paar.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vielleicht haben sie sich nicht am romantischsten Ort kennengelernt und vielleicht war die Beziehung der beiden Pragmatiker auch nicht immer die romantischste, aber sie hält – mittlerweile fast 60 Jahre.

Es war an einer Straßenbahnhaltestelle in Hilden im Jahr 1955, als sich Hilde (so wurde sie schon immer gerufen) und Norbert zum ersten Mal trafen. Sie waren beide 25 Jahre alt und kamen ins Gespräch. „Dann haben wir uns verabredet, denn jeder hatte noch irgendetwas anderes zu tun“, erinnert sich Hilde Dewitz. „Ab dann haben wir uns immer öfter mal gesehen.“ Was sie damals aneinander mochten? „Ich war froh, jemanden kennenzulernen, mit dem ich auch mal weggehen konnte“, erinnert sich Hilde. Allein ging das wegen des Geldes nicht. „Das hat uns dann irgendwie zusammengeschweißt.“

Zum Tanzen oder ins Kino gingen die beiden, erzählen sie ohne viel Rührseeligkeit, denn „so war das damals“, weiß Hilde. Tango und Walzer, das waren ihre Tänze – wenn das Geld dafür da war, denn „wir hatten nix“, betont Hilde Dewitz noch einmal, die nach dem Krieg aus Westpreußen floh. Bei der Tante in Hilden hoffte sie auf bessere Zeiten. „Ich bin mit 13 Jahren aus der Schule raus, hatte keinen Beruf.“ Doch sie konnte sich behaupten.

Damals und auch heute sicherlich noch unüblich: Unter anderem 18 Jahre ist Hilde Dewitz bei Mannesmann Kran gefahren. Norbert Dewitz hatte Maschinenschlosser gelernt, wohnte bei seinen Eltern in der Niedenstraße, wenige Häuser weiter wohnte Hilde.

Fünf Jahre lang waren die beiden bereits ein Paar und später auch verlobt, als sie bei der Wohnungssuche feststellten, dass sie keine bekommen würden, solange sie noch nicht drei Jahre verheiratet waren. Also wurde geheiratet und gewartet. Dann kam die erste gemeinsame Wohnung in der Hoffeldstraße. „Ich hatte damals schon ein Auto“, erzählt Norbert.

Ein Foto des gebrauchten Ford Taunus 12 m (Kenner erinnern sich an die eingelassene Weltkugel an der Front) hängt noch heute in der kleinen Wohnung an der Hochdahler Straße. „Wenn das Geld reichte haben wir damit kleine Touren gemacht.“

Ja das Geld, es war knapp, zumindest anfangs. Denn später verdiente Norbert wohl nicht schlecht in seinen 18 Jahren im Außendienst, in denen er Spezial-Papiermaschinen der Hildener Firma Alfred Krupp in aller Herren Länder aufstellte und dort Arbeiter anlernte. Hilde, die zu Hause blieb, bekam dann immer hübsche Mitbringsel – geschnitzte Masken oder Elefanten, ein kleines Regal mit den exotischen Schätzen zeugt von dieser Zeit. In der sich Hilde Dewitz nicht allein aufs Warten beschränkte. „Was sollste zuhause, gehste arbeiten“, war ihre Devise.

Und so „war es gar nicht so schlimm“, denn allein zu Hause, das gibt sie zu, wäre ihr die Decke auf den Kopf gefallen. Das Geld aus zwei Jobs hat ihnen gut getan, erinnern sich die beiden. Vier Schiffskreuzfahrten, mal Richtung Dubai, mal Richtung St. Petersburg „haben wir uns gegönnt“, sagt Hilde Dewitz.

Ein richtiges Geheimnis, wie denn eine Ehe besonders glücklich ist, haben sie nicht. „Großzügig muss man sein und zusammenhalten“, findet Hilde. Gerade auch, wenn die Zeiten mal schwer werden. Gemeinsam haben sie vor Jahren Hilde Dewitz´ Krebserkrankung durchgestanden.

Trotzdem wurde auch mal geschimpft, zum Beispiel wenn der Gatte zu lange in der Kneipe war. Hierfür hatte dieser wiederum Verständnis. Und Liebe? „Das ist den anderen verstehen“, sagt Hilde. Aber darüber haben sie nicht soviel nachgedacht. „Die Zeit läuft schnell, wenn sie arbeiten.“

Kinder hatten die beiden sich gewünscht, geklappt hat es nicht. Jetzt im Alter haben sie vor allem eines: mehr Zeit füreinander. „Wir machen alles zusammen, passen aufeinander auf“, sagt Hilde Dewitz.

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