Arbeiten am Vorderhaus Schwanenstraße 16 beginnen Bäckerei Look wird im ursprünglichen Stil wieder aufgebaut

Hilden · Investor musste seinen Bauantrag überarbeiten und die letzte noch stehende Giebelwand abstützen. Seitdem sind alle Vorschriften eingehalten worden, sagt die Stadt.

Das Bauprojekt Schwanenstraße 16 schreitet voran. Der Rohbau der Wohnhäuser im hinteren Teil des Grundstücks steht bereits. Jetzt haben die Arbeiten am Vorderhaus, der ehemaligen Bäckerei Look, begonnen. Im Juli vergangenen Jahres wurde die Fassade ohne Abrissgenehmigung fast vollständig entfernt. „Bei Abbrucharbeiten stellte sich heraus, dass das ganze Vorderhaus akut einsturzgefährdet war“, sagte der beauftragte Unternehmer Hans Blank damals unserer Zeitung: „Die Balken waren alle locker. Und die Steine in den Mauern waren nicht mit Zement, sondern mit Kalk vermauert.“ Man habe sie mit bloßen Händen aus dem Mauerwerk ziehen können. Über das Wochenende abzuwarten, sei nicht möglich gewesen. Deshalb sei die Fassade aus Sicherheitsgründen abgetragen worden.

 Die Wohnhäuser hinten sind im Rohbau fertig. Im Vorderhaus sind im Erdgeschoss eine Gewerbeeinheit und im Obergeschoss eine Wohnung vorgesehen.

Die Wohnhäuser hinten sind im Rohbau fertig. Im Vorderhaus sind im Erdgeschoss eine Gewerbeeinheit und im Obergeschoss eine Wohnung vorgesehen.

Foto: RP/Christoph Schmidt

Deshalb musste der Investor seinen Bauantrag überarbeiten und die letzte noch stehende Giebelwand abstützen. Trotz der ungeplanten Mehrkosten muss das Vorderhaus im ursprünglichen Stil so wiederaufgebaut werden, wie es von der Stadt genehmigt worden war. Das schreibt die neue Bauerlaubnis vor. „Seitdem sind alle bau- und planungsrechtlichen Vorschriften eingehalten worden“, versichert Karin Herzfeld, stellvertretende Leiterin des Bauverwaltungs- und Bauaufsichtsamtes und Denkmalschutzbeauftragte der Stadt. „Der dreistöckige Neubau hält die genehmigten Höhenlagen und den vorgeschriebenen Abstand zum Nachbargebäude Eisengasse 1 ein.“ Wie vor dem Abriss müssen die Hauswände an der Gasse 40 bis 50 Zentimeter voneinander entfernt sein, damit das historische, in Altstadtkernen übliche „Traufgässchen“ erhalten bleibt. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit dienten diese Gässchen sowohl als Abfluss für Schmutz- und Regenwasser als auch der Belüftung der Giebelwand. „Ziel der Stadt war und ist es, die Ensemblewirkung im Altstadtkern zu erhalten“, erklärt Karin Herzfeld. Sowohl die städtische Bauaufsicht als auch die Untere Denkmalbehörde und das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland haben der Bebauung zugestimmt.

 Die geschützte Fassade wurde aus Sicherheitsgründen abgetragen.

Die geschützte Fassade wurde aus Sicherheitsgründen abgetragen.

Foto: Christoph Schmidt

„Wir sind seit 40 Jahren in Hilden als Familie ansässig“, sagt der Eigentümer: „Wir sind uns über die Bedeutung unseres historischen Stadtkerns sehr bewusst und werden das neue Gebäude in enger Abstimmung mit der Stadt Hilden in gleicher Kubatur wieder aufbauen.“ Hintergrund: Das Fachwerkgebäude sei zwar ein „bereichsprägendes Objekt“, aber selbst kein Denkmal. Das hatte das Amt für Denkmalpflege im Rheinland bereits im Jahr 2005 festgestellt. Die Bausubstanz sei über die Jahre gravierend verändert worden. Deshalb sei allein die Gebäudehülle schützenswert.

Böse Zungen behaupten, sie hätten schon vorher gewusst, dass die alte Fassade nicht stehenbleibt. Und verweisen auf ähnliche Fälle in der Vergangenheit. Etwa auf die Fassade des „Rathskellers“ an der Mittelstraße, die 2006 einstürzte. Nach wie vor steht für viele fest, dass dies mit Absicht geschah. Dagegen spricht, dass der Bauherr mehr als 75.000 Euro allein in die Sicherung der Fassade steckte und diese rekonstruiert wurde. Das macht keinen Sinn, wenn man sie nicht wirklich erhalten will. Gerne angeführt wird auch die „Alte Messingstange“ an der Mittelstraße 79. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hatte das Gebäude lediglich als bereichsprägend eingestuft. Nach einem Kellerbrand im Oktober 1997 waren die alten Mauern durch das Löschwasser marode. Die „Messingstange“ wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

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