Prävention und Nachsorge Haan will den Umgang mit Graffiti ändern

Haan · Die Stadtverwaltung hat eine Graffti-Strategie für den zukünftigen Umgang mit dem Problem entwickelt. Nun soll die Politik darüber beraten.

Die Schule für öffentliche Verwaltung in Hilden hat ihre Mauern entlang der Hochdahler Straße schon seit Jahren für Sprüh-Kunst zur Verfügung gestellt.

Die Schule für öffentliche Verwaltung in Hilden hat ihre Mauern entlang der Hochdahler Straße schon seit Jahren für Sprüh-Kunst zur Verfügung gestellt.

Foto: Alexandra Rüttgen

Es gibt sie auf Leinwand oder ausgewählten Innenstadtflächen als geachtete und geschätzte Kunst – aber eben genauso auf Eisenbahnwaggons oder Brückenpfeilern als gefürchtetes Geschmiere: Wohl kaum eine andere Ausdrucksform polarisiert so stark wie Graffiti. Auch in Haan lassen sich beide Ex­treme finden.

„Als öffentliches Statement kommt es immer wieder zur missbräuchlichen Nutzung von Gebäude- und Mauerwerksflächen als Graffitiuntergrund“, berichtet die Stadt jetzt in einer Vorlage für die politischen Fachausschüsse – die Folgen seien unkontrollierbare und unabsehbare Verschmutzungen und Beschädigungen in und an städtischen Liegenschaften und Gebäuden“.

Wörtlich heißt es da: „Die Entfernung der Graffiti-Schmierereien ist mit einem Personal- und Kostenaufwand verbunden, der in der Regel von der Stadt Haan mangels zu identifizierender Täter*innen übernommen werden muss.“ Je nach  beschmiertem Untergrund und der Größe des Motivs variierten die Kosten. Aufgrund der gewählten Aussagen der Motive (rechtsradikal, antisemitisch, diskriminierend) bestehe teilweise ein erhöhter Handlungsdruck, die Graffitis so zeitnah wie möglich entfernen zu lassen.

 Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, hat sich die Stadtverwaltung eine neue Strategie ausgedacht. Sie fußt auf den beiden Säulen „Prävention“ und „Nachsorge“ und umfasst folgende Elemente:

1. Bereitstellung von Graffitiflächen In Kooperation mit Künstlern und Jugendlichen sollen Wand- und Mauerflächen gemeinsam gestaltet werden, sodass ein flächendeckendes Graffiti-Gemälde entsteht. Die Verwaltung hat geeignete Flächen ausgemacht, an denen das Projekt gesteuert umgesetzt werden soll. Genannt sind unter anderem der untere Gebäude Zugang zum Schulzentrum Walder Straße, die Südwestseite der Sporthalle Adlerstraße sowie die Parkplatzseite des Jugendhauses an der Alleestraße.Als Kunstprojekt könnten dort gemeinsam vorab definierte Motive aufgetragen werden. „Ein derartiges Projekt wurde an der GGS Bollenberg bereits erfolgreich umgesetzt“, betont die Stadt.

Als Flächen, die für ungesteuertes „Graffiti Tagging“ freigegeben werden können, sind unter anderem Wände an mehreren Flüchtlings- und Übergangsheimen vorgesehen, aber auch der Materialcontainer gegenüber dem Neandertalweg 4.

Mit Angeboten wie diesem haben andere Kommunen bereits gute Erfahrungen gemacht, heißt es aus dem Rathaus. In Abstimmung mit dem Jugendparlament soll anhand zweier noch auszuwählender Standorte als Pilotprojekt getestet werden, ob dies auch für Haan ein gangbarer Weg wäre. Sollte dieser Ansatz vielversprechend sein, könnten sukzessive weitere Flächen freigegeben werden.

2. Entfernen von Graffiti-Tags

Nicht autorisierte Graffitis sollen nach festgelegten Parametern entfernt werden. Unverzüglich müssen beispielsweise sämtliche Graffitis mit extremistischen und menschenfeindlichen Inhalten verschwinden. Dabei geht die Stadt davon aus, „dass der Großteil von Graffitis durch eine versierte Reinigung entfernt werden kann.“ Nur in Ausnahmefällen müsse ein Malerbetrieb hinzugezogen werden. Im neuen Rahmenvertrag für einen externen Dienstleister soll ab 2023 die Position Graffiti-Entfernung mit aufgenommen werden. Die Ausschreibung beziehungsweise das Leistungsverzeichnis ist laut Stadtverwaltung zurzeit in Vorbereitung.

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