Grevenbroich Ältere Autofahrer im Test

Grevenbroich · Am Computer können Senioren ihre Fahrtüchtigkeit nach dem sogenannten Wiener Testsystem überprüfen lassen. Fahrschulen und Polizei bieten auch Seminare zur Verkehrssicherheit an. Das Ziel: fitte Senioren im Straßenverkehr.

Das Klischee macht es Senioren alles andere als leicht. Die Altersgruppe 65plus sei eine Gefahr im Straßenverkehr, oft unsicher und mitunter nicht reaktionsschnell genug. Aber: Das stimmt so nicht. Statistisch gesehen verursachen 18- bis 24-Jährige deutlich mehr Unfälle. Dennoch herrscht, gerade bei Bürgern jenseits der 70, oft eine Verunsicherung, was die eigene Fahrtüchtigkeit anbelangt. Fahrschul-Inhaber Michael Hoffmann kennt die Problematik und bietet daher seit kurzem ein Verfahren an, dass ebendiese Fahrtüchtigkeit auf die Probe stellt: die "Testbatterie 65plus" nach dem sogenannten "Wiener Testsystem".

In 60 Minuten werden dabei am Computer die Belastbarkeit des Reaktionsvermögens und der Aufmerksamkeit, das Orientierungsverhalten sowie die Reaktionsfähigkeit, die Risikobereitschaft und die Fähigkeit, sich einen Überblick zu verschaffen (Stichwort: vorausschauendes Fahren), bemessen und bewertet. "Danach weiß jeder, welche Stärken und Schwächen er hat. Auf diese Weise lässt sich die individuelle Fahrtüchtigkeit einordnen", sagt Hoffmann.

In Seminaren, wie sie die Fahrschulen, aber auch die Polizei anbieten, werden Senioren zudem darauf hingewiesen, wie sie mögliche körperliche Einschränkungen gegebenenfalls kompensieren können. Denn im Alter lässt häufig nicht nur die Sehstärke, sondern auch die Beweglichkeit nach. Zugleich gibt es Tipps für das Verhalten im Straßenverkehr — eine Auffrischung des vorhandenen Wissens. "Wir bieten solche Seminare regelmäßig an, und gehen damit auch bewusst in die Vereine", sagt Kreis-Polizeisprecher Hans-Willi Arnold.

Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW in Köln hat das Verhalten von Senioren im Straßenverkehr bereits vor fünf Jahren eingehend untersucht. Ihr Bericht betont, dass Senioren zusammen mit Kindern und jungen Erwachsenen als "schwache Verkehrsteilnehmer" angesehen werden. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, können die Beamten neben Informations-Veranstaltungen auch einschreiten: Beobachten sie ein extrem auffälliges, der Situation nicht angemessenes Verhalten eines älteren Autofahrers im Straßenverkehr, so können sie dies der Straßenverkehrsbehörde melden. Es folgt eine amtsärztliche Untersuchung, bei der ein medizinisch-psychologisches Gutachten erstellt wird. Im schlimmsten Fall droht der Entzug der Fahrerlaubnis.

Seit Jahren wird zudem eine Diskussion über Eignungstests für ältere Autofahrer geführt. Die Politik allerdings hält sich zurück: Die Diskussion ist unpopulär und würde Wählerstimmen kosten.

(NGZ)
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