Insolvenz Eine Zukunft für Haus Horst

Kalkar · Erste Interessenten für die Übernahme der Altenheime der Familie Keller haben sich gemeldet, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter. Zwei Kalkarer und ein Klever Heim brauchen einen Investor.

 Wollen dem Idyll Haus Horst die Treue halten: Nils Wulfen (Café), Nicole Klösters (Heimleitung) und Melanie Russo (Pflegedienstleitung).

Wollen dem Idyll Haus Horst die Treue halten: Nils Wulfen (Café), Nicole Klösters (Heimleitung) und Melanie Russo (Pflegedienstleitung).

Foto: Anja Settnik

Die Nachricht von der Insolvenz hatte im März Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige erschüttert, dennoch haben bislang offenbar alle Betroffenen den Altenheimen der Familie Keller (drei in Dorsten, drei im Kleverland) die Treue gehalten. Nicole Klösters, die Einrichtungsleiterin von Haus Horst, dem Haus am Monreberg und der Mühle Keeken, versichert im RP-Gespräch, dass kein Angestellter gekündigt habe. Auch stünden die Bewohner oder deren Angehörige weiterhin hinter dem Haus. „Wir haben nach wie vor eine Warteliste“, sagt Klösters. Rolf Weidmann vom Rechtsanwaltsbüro Görg ist der vorläufige Insolvenzverwalter und froh darüber, dass es gelungen ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das operative Geschäft bereitet ihm keine Probleme bei dem Bemühen um eine zukunftsfähige Lösung.

Dem Charme des alten Rittersitzes in seinem schönen Park kann sich keiner entziehen. Bewohner, die das noch können, genießen im Rollstuhl oder gestützt auf ihren Rollator die Frühjahrssonne. Haus Horst in Kalkar ist für ihren letzten Lebensabschnitt ihr Zuhause, und das soll auch so bleiben. Dass die Besitz- und Betreibergesellschaft nicht mehr zahlungsfähig ist, hat Gründe, die außerhalb des Unternehmensbereichs liegen, sagt Weidmann. Die Eigentümerfamilie betreibt auch ein Hotel, das dem Vernehmen nach nicht gut läuft, und vom erwirtschafteten Geld wurde offenbar zu wenig reinvestiert. In naher Zukunft muss da einiges nachgeholt werden, gibt der Insolvenzverwalter zu. Denn der Gesetzgeber verlangt, dass ab 2023 für 80 Prozent aller Bewohner ein Einzelzimmer zur Verfügung stehen muss. Auch, wenn die Heimaufsicht mit dem „Haus am Monreberg“ und den kleineren Niederlassungen immer zufrieden war: Bauliche Veränderungen sind nötig.

„Es wurden auch längst Gespräche mit dem Kreis geführt, ein Anbau ist ohne weiteres möglich“, erklärt Weidmann. Ebenfalls denkbar wäre natürlich, die Plätze zu beschränken und aus Mehrbettzimmern Einzelzimmer zu machen. Mit entsprechend weniger Personal sei auch so eine wirtschaftliche Betriebsführung zu erreichen. Dies wird ein Thema für den künftigen Eigentümer sein, der nun erst einmal gefunden werden muss. Erste Interessenten sollen sich schon gemeldet haben. Für sie und noch folgende Bewerber werden nun die Geschäftszahlen zusammengestellt. Die anonymisierten Daten werden geeigneten Interessenten zugänglich gemacht und sie können ihre Angebote abgeben.

Hauptgläubiger ist übrigens eine niederländische Sozialbank. Eine andere Bank, spezialisiert auf diese Aufgabe, hat das Insolvenzgeld für die Mitarbeiter bis Mai vorfinanziert. Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, erhält die Bank ihr Geld von der Bundesagentur für Arbeit zurück. „Alle Mitarbeiter verhalten sich super, alle wollen helfen, dass es hier weitergeht“, lobt Nicole Klösters. „Mich hat sogar eine Kollegin aus dem Mutterschutz angerufen und gefragt, ob sie aushelfen soll – so viel Solidarität ist schon toll“, findet die Heimleiterin. Auch das angegliederte Café erfreut sich weiter guten Zuspruchs. Jetzt im Frühjahr wird von Ausflüglern gerne ein Spaziergang mit Kaffee und Kuchen auf Haus Horst verknüpft. Küchenchef Nils Wulfen freut sich, wenn das auch so bleibt.

Melanie Russo als Pflegedienstleiterin und ihre Chefin Nicole Klösters sind froh darüber, dass der Betrieb in aller Ruhe weiter geht. Dass sich etwas ändern muss in den Häusern der Familie Keller scheint klar. Bis zum Sommer, hofft der Insolvenzverwalter, sollte ein Investor gefunden sein. Ob das jemand aus der Region oder eine große Unternehmensgruppe sein wird, ob dieser Unbekannte nur ein Haus oder mehrere übernehmen will und wie er sie modernisiert – das alles weiß noch niemand. Für insgesamt 130 Bewohner in den Kalkarer und Klever Heimen und für 147 Beschäftigte sind die Antworten auf diese Fragen sehr relevant.

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