Lokalsport Vom Fußballplatz auf die Judomatte

Kapellen · Die gebürtige Kapellenerin Claudia Kersten (27) kämpft für den Erst-Bundesligisten 1. JC Mönchengladbach.

 Claudia Kersten (r.) weiß, wie sie bei ihrer Gegnerin die Griffe wirksam anzusetzen hat.

Claudia Kersten (r.) weiß, wie sie bei ihrer Gegnerin die Griffe wirksam anzusetzen hat.

Foto: CLAUDIA PAULUSSEN

Claudia Kersten hätte eine sehr gute Fußballerin werden können, wie andere Mädchen in Kapellen. Dort hätte sie in einer Mannschaft gespielt, die den Verein viele Jahre vor Stolz fast platzen ließ. Der Fußball wäre damit ein Teil ihres Lebens gewesen. Sie ist aber keine Fußballerin geworden, sie interessierte sich als Jugendliche mehr für den Judosport.

Für einen Moment senkt sie die Augen, als müsste sie sich dafür immer noch ein wenig genieren. Es ist aber nur ein sehr kurzer Moment. "Der Kampfsport hat mir einfach mehr Spaß gemacht", sagt sie zu diesem Thema. Zufrieden, unzufrieden, es ist eben alles ein Frage der Erwartungen. Und die waren bei ihr nun mal jenseits des Aschenplatzes angekommen. Fußball und Judoka gleichzeitig wäre auf Dauer sowieso nicht gegangen. Den Jugendtrainern der Arminia war bei dieser Entscheidung damals nicht gerade zum Hüpfen zumute. Sie hatten sich von diesem Talent schließlich was erhofft. Keiner von ihnen konnte also glücklich sein, als sie Claudia Kersten in der Abteilungsliste der Fußballer in Kapellen streichen mussten.

Während sie das sagt, hofft sie, dass dies vieles erklärt. Es dauerte nicht lange, dann ging sie bereits mit großen Erwartungen in die Kämpfe. Auf Kreisebene war sie ganz vorne, und auch im Bezirk besiegte sie die Konkurrentinnen meist ziemlich locker. Vor acht Jahren war der Moment, in dem sie sich aufraffte und ihre ersten wichtigen Wertungen für den Mönchengladbacher Bundesligaclub erzielte. Problemlos ist ihr das gelungen. Claudia Kersten wusste recht schnell, dass man auf der Matte, die im Judo Tatami heißt, aufmerksam sein muss. Oft reicht nur eine einzige Unaufmerksamkeit, meist kaum länger als ein Wimpernschlag, und man liegt auf dem Rücken. Bumms, klatsch. Dann ist alles vorbei.

Heute ist die 27-jährige Erzieherin eine Judoka, die ihre Taktik minutenlang durchziehen kann. Passieren kann aber immer was. "Ich bin überglücklich, dass ich beim Mönchengladbacher Bundesligisten gelandet bin", stellt sie fest. Dort bekommt sie ein perfektes Training, verbessert weiter ihre Techniken, und will natürlich noch lange kämpfen und gewinnen. Mal sehen, wie es dort sportlich weitergeht. Bei diesem Gedanken huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Was ist? Ach nichts, sagt sie, und dann: "Vielleicht reicht es ja mal zu einer Teilnahme an einem ganz großen Turnier." Dann werden sie in Kapellen sicher noch lange von ihr reden.

In der Bundesliga respektieren die Gegnerinnen Claudia Kersten indes schon sehr lange. Richtig glücklich sieht sie aus, ihre Augen strahlen. Und überhaupt: Es ist wichtig, wie man sich präsentiert. Nicht nur auf der Judomatte. Für sie geht es ja schon lange nicht mehr um die Titel auf Kreis- und Bezirksebene. Für sie geht es um Erfolge in der 1. Liga. Jedenfalls steht sie bei den bedeutenden Turnieren auf der Matte. Vielleicht ist sie ja auch mal bei den noch größeren Wettkämpfen dabei.

Dann würde bei ihrem Vater in Kapellen das Handy klingeln. Natürlich auf dem Sportplatz, wo er als Platzwart immer zu finden ist. Der wäre dann glücklich. Und stolz natürlich – auch wenn die Tochter nicht mit dem Ball Karriere gemacht hat.

(hem)
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