Handball Torjäger Kleinelützum in der Rolle des Spielgestalters

Aldekerk · Handball-Oberliga: Die Männer des TV Aldekerk bleiben auf Erfolgskurs. Diesmal mit 28:23 (14:11) bei ART Düsseldorf.

Wir schreiben den Abend des Allerheiligen-Feiertages, an dem die Katholiken ihrer Heiligen gedenken. Es ist ein stiller Feiertag, an dem das Wort Arbeit fehl am Platz ist. Doch weil die Aldekerker Oberliga-Handballer an diesem Abend in der Landeshauptstadt gegen den Drittliga-Absteiger ART Düsseldorf anzutreten hatten und dieses Spiel einen gänzlich anderen Charakter hatte, als alle ausnahmslos gewonnenen Spiele des ATV bisher, wird in den folgenden Zeilen häufiger von Arbeit, Kampf und Ärmel aufkrempeln die Rede sein. Der Lohn: Nach 60 Minuten Handball behielt der ATV mit 28:23 (14:11) die Oberhand und führte zum sechsten Mal in Folge den Tanz des Siegers auf. Am Ende fiel das durchaus passende Wort vom "Arbeitssieg".

Und Zoran Cutura, Trainer des Konkurrenten Borussia Mönchengladbach und aufmerksamer Beobachter des Spiels, wischte seinem Aldekerker Trainerkollegen Achim Schürmann ein paar Schweißperlen von der Stirn und fragte schmunzelnd: "Hast du etwa mitgespielt?" Dieser rechtfertigte seine sichtbar gewordene Kraftanstrengung: "Hast doch gesehen, was die Jungs da phasenweise zusammengespielt haben."

Anders als noch vor einer Woche, an dem Schürmann bereits nach 20 Minuten seine Mannschaft sehr entspannt coachen konnte, musste er sie diesmal einige Male zur Ordnung rufen. Dazu nutzte er jede ihm von der Spielordnung an die Hand gegebene Möglichkeit. Die Auszeiten wie auch die Halbzeitpause reizte Schürmann bis auf die letzte Sekunde aus. Denn ihm war klar, dass selbst gegen diese Düsseldorfer Mannschaft, die "alles aufgeboten hatte, was möglich war" der Sieg nicht in Gefahr kommen dürfte, wenn sich jeder an die Absprachen hielte.

Das gelang in der ersten Viertelstunde gut, auch wenn die Aldekerker in der Abwehr gegenüber den ersten Spielen nicht so präsent war. Das Offensivspiel, das über weite Phasen des Spiels auf der Mittelposition von Christoph Kleinelützum (Schürmann: "Der hat wirklich ein starkes Spiel gemacht: sachlich, nüchtern, geradlinig, mit den richtigen Entscheidungen zu nahezu jedem Zeitpunkt des Spiels. Großes Kompliment!") gestaltet wurde. Wenn es nötig wurde, schraubte er sich zudem in die Höhe und jagte die Kugel ins Netz. Mit dem erstmaligen Wechsel auf Lukas Hüller kam das Aldekerker Spiel ein bisschen aus dem Tritt. Die Grün-Weißen verloren ihre Linie und damit auch ihre Stärke der sicher vorgetragenen und zu Ende gespielten Konzepte.

Allerdings trafen sie auf eine körperlich sehr große, robust spielende und sich gut bewegende Düsseldorfer Abwehr, die bestens eingestellt war und die Aldekerker zwang, entgegen deren bisheriger Gewohnheit mit hohem Aufwand die Tore zu erzielen. Gut war jedoch, dass Tore fielen, so dass der ATV mit einer 14:11-Führung in die Pause ging. Allen voran marschierte Schürmann, der in der Kabine seine Mannschaft ins Gebet nahm. Das machte er nach eigenem Bekunden so intensiv und wortgewaltig, dass man das eigentlich in der Halle hätte hören müssen, wie der Aldekerker Coach fand. Dieses Spiel durfte aus Schürmanns Sicht im negativen Sinn keinen wegweisenden Charakter bekommen. So wie in der vergangenen Saison die Niederlage in Mönchengladbach. Dazu passte ganz einfach zu viel, lag die Mannschaft nur ganz zu Anfang einmal im Rückstand, sie musste halt nur noch stärker aus der lethargischen Haltung in den Kampfmodus gezwungen werden.

Oder aber zur Sorgfalt, wie es auch zu Beginn der zweiten Halbzeit Kleinelützum wieder verkörperte. Doch auch der mittlerweile 33-Jährige konnte nicht verhindern, dass auch bedingt durch eine Reihe unverständlicher Schiedsrichterentscheidungen, in deren Folge schnelle Gegentore fielen, die Düsseldorfer in der 40. Minute das Spiel zum 18:18 ausglichen. Das war die Phase, in der die Begegnung in der Graf-Recke-Sporthalle Spitz auf Knopf stand, und ATV-Keeper Florian Lindenau mit klugem Auge und Stellungsspiel drei, vier Würfen der Düsseldorfer Angreifer die Wirkung nahm. Und im Spiel nach vorne hatte sich mittlerweile Hüller berappelt, machte das Wenigere weitaus besser und glänzte mit einigen wunderbaren Anspielen auf Norbert Dickel, Thomas Jentjens und Jonas Mumme, die auch prompt trafen.

"Na, also, geht doch", hellte sich nun auch die Miene von Trainer Schürmann auf. Der ATV setzte sich wieder ab und lag acht Minuten nach dem Ausgleich beim 24:19 mit fünf Toren vorne. Egal, was die Düsseldorfer jetzt anstellten, bis zur doppelten Manndeckung gegen Kleinelützum und Hüller ließen sich die Aldekerker den Sieg nicht mehr nehmen. Da brauchte es auch nicht mehr der mahnenden Worte von Schürmann in der Schlussphase: "Männer, noch ist es nicht vorbei." Nichts brannte mehr an. Und auch der Aldekerker Coach fand danach seine Ausgeglichenheit schnell wieder, die dann in dem Satz mündete: "Beim ART zu gewinnen, ist so schlecht nun auch nicht." Dafür hat sich dann aber auch jeder Schweißtropfen gelohnt.

(RP)
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