Handball Teamgeist als Pluspunkt

Handball · Die Mannschaften aus dem Osten Deutschlands mögen in ihren Sportinternaten und -schulen intensiver trainieren. Dem setzen die B-Jugendlichen des ATV einen Spirit entgegen, der Nachteile im Trainingspensum ausgleicht.

 Während des Abschlusstrainings folgen die Aldekerker Spielerinnen aufmerksam, aber entspannt den Worten ihres Trainers Jörg Hermes (r.).

Während des Abschlusstrainings folgen die Aldekerker Spielerinnen aufmerksam, aber entspannt den Worten ihres Trainers Jörg Hermes (r.).

Foto: Jürgen Venn

Die Ansage an die Mädels ist klar und deutlich: "Ganz normales Spiel, ohne zweite Chance." Schnelle Pässe, Wurf, Tor. Nach noch nicht einmal einer Minute fällt ein Tor, 1:0 für die B-Jugend des TV Aldekerk. Trainer Jörg Hermes spornt seine Mädchen weiter an. Es ist das letzte Training und das letzte Testspiel vor den beiden Spielen am Wochenende. Es geht um die Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft gegen Frankfurt am Samstag und Leipzig am Sonntag. "Ihr werdet jedes Gramm Kraft brauchen", prophezeit Hermes seinen Spielerinnen. Andererseits dürfe der Heimvorteil, die Unterstützung der heimischen Fans, die die Mädchen zum Sieg schreien können, nicht unterschätzt werden.

Nach dem Training und dem Testspiel gegen die A-Jugend des TV Aldekerk ruft Hermes die Mädchen zu einem Gespräch zusammen. "Mädels, also", beginnt er seine kleine Ansprache. "Ich freue mich auf das Wochenende", stellt er klar. Um dem Ganzen die Spitze zu nehmen, schließt er ein: "Wir denken von Spiel zu Spiel" an. Immerhin warten zwei harte Gegner auf die Mädchen. Es folgt viel Lob. "Ich war mit der Trainingswoche sehr zufrieden und imponiert hat mir, dass nach dem Tanz in den Mai alle beim Training waren."

Das Lob geben die Mädchen artig zurück. "Er macht so ein tolles Training", sagt Jessica Jochims. Die 16-Jährige spielt auch in der Nationalmannschaft ihrer Jahrgangsklasse. Ebenso Annika Ingenpaß, Kapitänin der Gruppe. Die Zwillinge Angelina und Fabienne Huppers spielen in der Niederrheinauswahl.

"Wir vertrauen ihm blind", sagt Katharina Dellbrügge. "Und er kann das bei uns aber auch", ergänzt Pia Rütten. Eigentlich hätten sie sich unter Hermes einfach nur weiter entwickeln wollen. Und deshalb musste der Trainer schon ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, damit die Mädchen sich trauten, um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen.

Die Entscheidung brachte für Trainer Hermes die Rückrunde der vergangenen Saison und der Sieg über den TV Biefang. "Da habe ich gemerkt, dass die Mädchen mit dem Leistungsdruck umgehen können." Mittlerweile trainieren drei starke Spielerinnen aus Biefang, die ehemaligen Gegnerinnen, in der Aldekerker B-Jugend mit. Dafür fahren die Jugendlichen zweimal in der Woche von Oberhausen nach Aldekerk. Andere Spielerinnen kommen aus Grefrath oder Neuss.

Da ist die Mithilfe der Eltern gefragt, die ihre Schützlinge fahren. Die funktionierende Elternarbeit sei ein Teil des Erfolgs und des Aufstiegs der B-Jugend, sagt Hermes. Dahinter stecke auch die gute Logistik des Vorstands, zum Beispiel was Hallenzeiten angeht, und natürlich der Ehrgeiz der Mädels. "Sie stellen ihre individuellen Fähigkeiten in den Dienst der Mannschaft."

Wer im Endeffekt das Tor mache, ist unerheblich. "Für mich ist das Team nur so gut, wie das schwächste Glied." Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe werde groß geschrieben. Hermes: "Jeder ist bereit für den anderen zu laufen."

Besonders stolz ist er auch auf die "extra starke Abwehr". Nur mit diesem Gesamtpaket hätten sie eine Chance gegen die Mannschaften, die aus Sportinternaten stammen, zu bestehen. Die Chancen sieht Hermes bei 50:50. "Am Ende werden Kleinigkeiten entscheiden", ist er überzeugt und gibt seinen Mädchen noch ein paar Tipps mit auf den Weg. "Keine Süßigkeiten, keine Cola, keinen Alkohol", zählt Jessica Jochims auf. "Nicht zu lange feiern", fällt Nadine Franke ein. Worauf die Mädels auf keinen Fall verzichten werden, ist sich zu schminken. "Sonst kann unser Trainer nicht mehr sagen, wir sind die schönste Mannschaft", sagt Pia Rütten lachend. Das mit dem Schminken müsse er sich erst von Co-Trainerin Stephanie Penzenstadler erklären lassen, so Hermes.

Das Geheimnis des Erfolgs fasst der Aldekerker Jugendcoach, der auch noch das Frauen-Oberligateam betreut, folgendermaßen zusammen: "Leistungssport machen wollen, Spaß haben und sich zielgerichtet vorbereiten."

Heute treffen sie sich erst einmal zum Pasta-Essen, um ausreichend Kohlenhydrate für das straffe Programm zu sammeln. Anschließend geht es in die Halle — zum ersten Teil eines vielleicht großen Sport-Wochenendes, wie es die Handballerinnen in ihrer noch jungen Karriere in dieser Form wohl kaum schon einmal erlebt haben dürften.

(bimo)
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