Fußball Ronny macht wieder ernst

Fußball · Monatelang arbeitete der Abwehrspieler des SV Straelen nach seinem Kreuzbandriss an seiner Genesung. Beim Ligastart am 26. Februar will er wieder in der Startelf stehen. Trainer Kreß setzt große Hoffnungen in seine Rückkehr.

 Ehrgeizig und um keinen Zweikampf verlegen: Der ehemalige Profifußballer Ronny Ernst hat auch beim SV Straelen nichts von seiner professionellen Einstellung eingebüßt. Mit eisernem Willen bewältigte er nach seinem Kreuzbandriss die monatelange Reha und kehrte topfit ins Team zurück.

Ehrgeizig und um keinen Zweikampf verlegen: Der ehemalige Profifußballer Ronny Ernst hat auch beim SV Straelen nichts von seiner professionellen Einstellung eingebüßt. Mit eisernem Willen bewältigte er nach seinem Kreuzbandriss die monatelange Reha und kehrte topfit ins Team zurück.

Foto: siwe

Manchmal reicht es, einfach nur zuzuhören. Es bedarf ohnehin kaum einer Nachfrage, wenn Ronny Ernst spricht. Als ehemaliger Profifußballer weiß er, was seine Gesprächspartner von ihm erwarten. Wenn es um Ziele seiner Mannschaft – des SV Straelen – geht, um Analysen oder die Aufarbeitung von Niederlagen. In solchen Situationen weiß Ernst die richtigen Worte.

Einer wie er hat die professionelle Einstellung verinnerlicht und macht auch mit 35 Jahren noch vor, wie man sich als Sportler selbst oder gerade nach Rückschlägen wie nach seinem Kreuzbandriss zu verhalten hat. Wohl auch deshalb trifft es innerhalb seiner Mannschaft offenbar stets den richtigen Ton. Ernst ist Führungsspieler. Einer, dessen Meinung zählt. Auch bei den Trainern, was ihn nicht zuletzt aufgrund dessen als Kapitän, Sprachrohr, Vorbild für den Nachwuchs und als Spieler für den SVS so schwer verzichtbar macht.

Letztes Spiel vor einem Jahr

Vor fast genau einem Jahr stand der 35-Jährige zum letzten Mal für die Grün-Gelben in der Niederrheinliga auf dem Rasen. "Ich habe es vor Augen, wie wenn es gestern gewesen wäre", sagt Ernst. "Es war der 13. Februar." Wie könnte er diesen Tag vergessen. Ein sonniger Tag, zu Gast war der SC Düsseldorf-West, und Straelen lag 1:0 in Führung, als Ernst plötzlich Schmerzen im Knie spürte. Ohne gegnerische Einwirkung riss er sich das Kreuzband. Schon nach 53 Minuten war Schluss. "Und ich wusste sofort, dass es was Schlimmeres sein musste", erinnert sich Ernst.

Mit 34 Jahren wurde der Fußballer mit der ersten schweren Verletzung seiner Karriere konfrontiert. "Das musste ich erstmal verdauen, denn in all den Jahren als Profi blieb ich bis auf ein paar kleinere Bänderanrisse verschont", erklärt Ernst.

Inzwischen hat er die Zeit an Krücken, die Monate währende Reha und die einsamen Stunden des Aufbautrainings mit den immer gleichen Übungen überstanden, die für den Mannschaftssportler Ernst "Katastrophe waren". Aber er kann viel erzählen wie es ist, plötzlich auf Hilfe angewiesen zu sein. Wenn die Familie ihren Tagesablauf auf die täglichen Reha-Besuche umstellen muss, nicht mehr Auto fahren zu können – und wie es sich anfühlt, erstmals wieder Fahrrad zu fahren.

Da schlägt der gestandene Sportler plötzlich ganz andere Töne an. Einfühlsam berichtet er über die Zeit nach der Operation im März 2011 in Wuppertal – und den Moment, "den wohl viele in meiner Situation ähnlich erlebt haben. Nach der OP, wenn man glaubt, das Knie aufgrund der Schmerzen nie mehr bewegen zu können", sagt Ernst. "Dann kommen die Tage, an denen man stundenlang einfach nur aus dem Fenster schaut, weil man nichts mit sich anzufangen weiß."

Und viel mehr ohnehin nicht machen kann. "Da habe ich mir geschworen, so lange zu warten, bis ich wirklich fit bin. Eine voreilige Rückkehr und die Gefahr einer erneuten Verletzung wollte ich vermeiden. Denn das war eine Zeit, die ich nie mehr brauche."

Wahrscheinlich wäre dem damals 34-Jährigen niemand wirklich böse gewesen, wenn er seine Fußball-Schuhe danach an den Nagel gehängt hätte. "Doch der Sport macht mir noch viel zu viel Spaß. Ich bin noch nicht so weit, sonntags nur am Rand zu stehen und zuzuschauen. Letztlich habe ich für meine Rückkehr aufs Fußballfeld wohl ein, zwei Monate länger gebraucht als jemand in der ersten oder zweiten Liga, aber diese Kicker werden ja auch von früh bis spät bemuttert", sagt einer mit breitem Grinsen, der in punkto Einstellung scheinbar nichts von seiner Professionalität eingebüßt hat. Und der sich selbst am meisten beweisen wollte, dass er zu alter Fitness zurückfinden kann.

Fast täglich hat Ernst in der Anfangszeit mit Marcel Verstappen, dem ehemaligen Physiotherapeuten des SV Straelen, zusammengearbeitet. Nach der Rückkehr in den Arbeitsalltag waren es drei wöchentliche Besuche. Zusätzlich hat Ernst selbstständig Kondition aufgebaut. Erst auf dem Laufband, dann beim Joggen. "Das ist absolut professionell, was Ronny gemacht hat", sagt sein Trainer Georg Kreß. "Als ehemaliger Profi weiß er, um was es geht. Wenn wir mehr solche Typen in Straelen hätten, würde ich mir um die Oberliga-Qualifikation keine Sorgen machen."

"Arbeit" in den Wäldern

Auch im Winter war Ernst fleißiger als andere im Team und hat in den Wäldern Straelens an seiner Fitness gearbeitet. "Ich glaube, es liegt an jedem selbst, was er für seinen Körper an Zeit investiert. Mein Spiel lebt davon, dass ich fit bin, deshalb habe ich alles dafür getan." Einmal 45 und zweimal 90 Minuten kam er bislang in den Testspielen zum Einsatz. Morgen (11 Uhr) steht auf der Anlage des SSV Lüttingen eine weitere Partie gegen den SV Hö./Nie. an. Nächsten Sonntag dann geht's – so das Wetter mitspielt – wieder um Punkte.

Und dann will Ronny ernst machen. "Ziel ist die Rückkehr in die Startelf", sagt der Abwehrspieler. "Aber das muss der Trainer entscheiden." Die Chancen dafür stehen gut. Denn Ernst fehlte dem SVS und der zuletzt anfälligen Straelener Hintermannschaft nicht zuletzt aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten. "Ronny ist in jeder Hinsicht ein belebendes Element im Team", fügt Kreß an. "Er ist einer, der auf dem Feld den Ton angeben und klare Ansagen machen kann. Das hat uns zuletzt gefehlt."

(RP)
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