Seniorin hat lange gekämpft Die Willbecker Straße hat jetzt Rampen

Erkrath · Bislang war es für viele eine Tortur, die Straße nahe der Kirche zu nutzen. Zwei neue Rampen schaffen Abhilfe. Zu verdanken ist das der Hartnäckigkeit einer 96-jährigen Erkratherin.

 Über die neue Rampe für Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen freuen sich Christa Teichmann (96, vorne im Bild) und (hinten, von links) Inge Berkenbusch, Ekkehart Stotz und Regina Wedding.

Über die neue Rampe für Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen freuen sich Christa Teichmann (96, vorne im Bild) und (hinten, von links) Inge Berkenbusch, Ekkehart Stotz und Regina Wedding.

Foto: Koehlen, Stephan (teph)

Seit einigen Monaten lebt Christa Teichmann im Rosenhof, heute kehrt sie das allererste Mal zurück in die Willbecker Straße, in der sie einen Großteil ihres langen Lebens verbracht hat. „Ich habe mich ja so auf diesen Moment gefreut“, strahlt die 96-jährige, äußerst rüstige alte Dame und tut dann ein wenig empört: „Jetzt gibt es hier endlich diese Rampen und ich selbst habe nichts mehr davon. Also sowas!“

Dann fügt sie ein wenig schelmisch hinzu. „Aber wenigstens kommen andere jetzt sicher die Straße hinab und hinauf.“ Sechs Jahre lang hat die kämpferische Oma – wie die beiden ebenfalls anwesenden Enkelinnen Theresia und Sophia sie liebevoll nennen – immer wieder bei der Stadt mal mehr und auch mal weniger Druck gemacht, doch bitte endlich mal etwas zu unternehmen, damit gehbehinderte Menschen und alle anderen, die mit Rollfahrzeugen unterwegs sind, die Möglichkeit haben, den Bürgersteig problemlos und vor allem autark nutzen zu können.

„Durch die eingebauten Stufen kamen hier Rollstuhlfahrer nicht hoch und nicht runter“, erklärt auch Ekkehart Stotz von der CDU, durch seinen Wahlkreis mit dem unteren Bereich der Willbecker Sraße eng verbunden mit den Geschehnissen vor Ort. „Als ich dann unlängst mal gesehen habe, dass Rollstuhlfahrer jetzt sogar die Fahrbahn genutzt haben, da war auch mir klar: So geht es nicht mehr weiter.“

 Christa Teichmann hört ein wenig angestrengt zu, das Gehör ist nicht mehr das beste, dafür ist sie geistig äußert rege und nach wie vor eine Freundin klarer Worte. „Denjenigen muss man mir mal zeigen, der vor Jahrzehnten den Bürgersteig so bescheuert geplant hat. Das ist doch wirklich nicht normal.“ Nun aber ist das Problem gelöst: Parallel zu den Treppenstufen gibt es jetzt die Möglichkeit, die beiden neuen, jeweils rund 20 Meter langen, rampenartigen, neu angelegten Umgehungsstücke zu nutzen.

„Viele Jahre hat die Stadt nichts getan, kein Geld hieß es immer“, schimpft die aufgeweckte alte Dame, „und dabei habe ich unzählige Beschwerdebriefe geschrieben.“ Unterstützung hat sie aber nicht nur von Ekkehart Stotz erfahren, auch die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding hat sich für das Projekt stark gemacht. „Seit einigen Monaten haben wir einen neuen Leiter im Tiefbauamtes, Ralf Hezel“, erzählt sie, „und bei ihm sind wir endlich auf offene Ohren gestoßen. Er hat sich sehr dafür eingesetzt und jetzt ist alles ganz schnell gegangen.“

Seitlich der Rampen soll es künftig blühen. Deshalb wird Inge Berkenbusch als Vorsitzende von „Erkrath blüht“ dafür Sorge tragen, dass dort jetzt erstmal Gras gesät und später im Herbst dann Krokuszwiebeln gepflanzt werden. Christa Teichmann sitzt auf ihrem Rollstuhl, ihre Augen blitzen aus dem faltigen Gesicht hervor. „Ja, man muss den Mund aufmachen, wenn etwas nicht passt. Ich habe auch schon mal dafür gesorgt, dass in Millrath Absperrungen aufgestellt wurden, damit Kinder besser vor der Straße geschützt sind.“ Theresia und Sophia lachen. „Oma“ sei vielleicht manchmal ein wenig unwirsch, sagen sie, aber das Herz habe sie stets am rechten Fleck.

„Oma hat auch lange dafür gekämpft, dass sie eine Bank auf dem Friedhof aufstellen durfte, die sie selbst finanziert hat. Nicht nur für sich, auch für alle anderen Besucher“, erinnert sich Sophia. Es sei ihr immer um das Wohle aller gegangen. Und dann erhebt sich Christa Teichmann von ihrem Rollator: Es ist Zeit zurückzukehren in ihr neues Zuhause, den Rosenhof. „Da ist eine alte Dame auf meiner Station, sie liegt immer im Bett, nach der werde ich jetzt mal schauen. Und wenn sie Rückenschmerzen hat, dann drehe ich sie einfach ein wenig, sie freut sich dann immer so.“

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