Kreis Heinsberg Fachkräfte gefragt

Kreis Heinsberg · Eine positive Entwicklung zeichnet sich auf dem handwerklichen Lehrstellenmarkt ab. Bei der Handwerkskammer gibt es 535 Ausbildungsverträge mehr als im Vorjahr. Dem steht ein akuter Mangel an Fachkräften gegenüber.

Die Zahl ist beachtlich und steht in erster Linie für den wirtschaftlichen Aufschwung: 535 Ausbildungsverträge mehr als im Vorjahr wurden zum Stichtag 31. Juli bei der Handwerkskammer Aachen eingetragen. „Die Zahl kann natürlich bis zum Jahresende nicht gehalten werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralf W. Barkey gestern. Sie relativiere sich, weil nicht nur mehr Betriebe bereit sind auszubilden, sondern diese sich besonders frühzeitig dazu entscheiden. Trotzdem rechnet Barkey damit, „die Schallmauer von 3000 neuen Lehrverträgen im Handwerk deutlich zu durchbrechen“.

Verstärkt Gymnasiasten werben

Grund allein dafür sei aber nicht nur der Konjunkturaufschwung, sondern auch die Anstrengung aller Kräfte bei der Lehrstellen-Akquise. „Offensichtlich funktioniert der Ausbildungspakt in unserem Kammerbezirk“, sagte Barkey.

Nach wie vor entscheiden sich hauptsächlich Haupt- und Realschüler für den Handwerksberuf, in Zukunft sei es aber wichtig, auch Schulabgänger mit höheren Bildungsabschlüssen zu gewinnen, weil die Anforderungen in vielen Branchen steigen. Barkey nannte das Beispiel Kfz-Werkstatt: „Hier liegt der Lehrling heutzutage nicht mehr nur unter dem Auto, sondern muss auch Ersatzteile im Internet auf Englisch bestellen.“ Deshalb gehe die Kammer verstärkt auf die Gymnasien zu. Für Jugendliche auf Lehrstellensuche gibt es noch gute Chancen: 229 Unternehmen bieten freie Ausbildungsplätze in der Internet-Börse www.hwk-aachen.de, außerdem besteht die Möglichkeit der einjährigen beruflichen Einstiegsqualifikation.

Der positiven Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt steht ein wachsender Mangel an Fachkräften gegenüber. „Bei Neueinstellungen im regionalen Handwerk spielt das Alter der Bewerber zunehmend keine Rolle mehr“, sagte Ralf W. Barkey. Bei der Fachkräftevermittlung der Qualitec GmbH, einer Tochtergesellschaft der Handwerkskammer, sind derzeit 810 offene Stellen gemeldet. Die Zahl der Bewerber mit Vermittlungsgutschein der Arbeitsagenturen ist stark gesungen. In dem Zusammenhang übte Barkey scharfe Kritik an den Modalitäten zur Ausgabe und Gültigkeit des Vermittlungsgutscheines. Die sechswöchige Sperrzeit, der fehlende Rechtsanspruch für Hartz-IV-Empfänger und für Arbeitnehmer, die kurz vor der absehbaren Erwerbslosigkeit stehen, sowie die zu kurze Gültigkeit würden die Vermittlung unnötig erschweren, sagte Barkey: „Hier liegt sicher ein großes Fachkräftepotenzial brach.“

(RP)
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