Erkelenz Die Schule brennt

Erkelenz · Zunächst glaubten viele an einen Scherz, aber die Gemeinschaftshauptschule an der Westpromenade stand am 24. Juni 1988 tatsächlich in Flammen. Eine Million Mark Sachschaden richtete der Brand an. Schulfrei gab’s nicht.

Rektor Theodor Kiel hielt gerade seine Rede zur Abschlussfeier der Entlassschüler in der Turnhalle, als gegenüber auf der anderen Straßenseite die Flammen ausbrachen. Wie ein Lauffeuer zog sich die Neuigkeit durch die Reihen der Schüler, Eltern, Lehrer und Gäste: „Die Schule brennt.“ Die meisten hielten das zunächst noch für einen Scherz.

Feuer entstand beim Schweißen

Es war am 24. Juni 1988 um 11.30 Uhr, als Kulturamtsleiter Heino Knippertz und seine Mitarbeiter von ihrem Büro im Dachgeschoss der neuen Bücherei aus die Rauchentwicklung an der alten Volksschule, wo ein Teil der Gemeinschaftshauptschule untergebracht ist, bemerken. Zu dieser Zeit versucht ein Dachdecker, das Feuer, das beim Verschweißen von Teerpappe ausgebrochen war, zu löschen. Aber vergeblich. Der Mann erleidet Brandverletzungen an Hand und Bein. Dichte Rauchschwaden steigen wie ein riesiger Pilz über dem Erkelenzer Stadtkern auf, kurze Zeit später heulen die Sirenen, Feuerwehrautos, Polizeifahrzeuge und Krankenwagen rasen mit Blaulicht und Martinshorn zur Ecke Zehnthofweg / Westpromenade, wo der Dachstuhl bereits in Flammen steht. Die Hilfe kommt schnell, erste Wassermassen prasseln auf das Dach in Richtung Bücherei, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Die Bücherei wird vorsichtshalber geräumt. Der betroffene Teil der Hauptschule steht wegen der Abschlussfeier ohnehin leer. Dennoch durchsuchen die Männer der Erkelenzer Wehr und der zwischenzeitlich zur Verstärkung ausgerückten Wegberger Feuerwehr mit schwerem Atemschutz die Räume. Dachziegel bersten in der Hitze und donnern zu Boden. Draußen hat die Polizei alle Hände voll zu tun, um hunderte Schaulustige vom brennenden Gebäude fernzuhalten.

Die Arbeit der Feuerwehr gestaltet sich schwierig wegen der verwinkelten Dachgauben und den verschiedenen Wärmedämmungen zwischen den Decken. Endlich, um 12.30 Uhr, scheint die Lage im Griff. Doch bis in die Nachmittagsstunden flackert immer wieder Feuer im Dachstuhl auf, Stadtbrandmeister Willi Falkenberg kündigt an, die Brandwache bis zum nächsten Tag einzusetzen. Neben den über 40 Feuerwehrmännern sind auch 20 Mitarbeiter vom Bauhof im Einsatz: an Absperrungen, beim Bergen von Einrichtungsgegenständen sowie Beseitigen des Wassers aus Klassenräumen, Fluren und dem Keller.

Hauptgebäude bleib heil

Rund eine Million Mark Sachschaden ist bei dem Brand entstanden. Unterrichtsfrei gab es für die Schüler deshalb aber nicht. Das Hauptgebäude war nicht beschädigt worden, und die Unterrichtsräume der gerade verabschiedeten Entlassklassen konnten die fünften und sechsten Klassen aus dem verbrannten Nebengebäude bis zur Renovierung aufnehmen.

(RP)
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