Emmerich Vögel und ihre Eigenheiten

Emmerich · Für die einen braucht es einen Gentest, um herauszufinden, welchen Geschlechts sie sind, die anderen tragen eine Krone. Die Redaktion hat bei der Vogelausstellung im Saal Slütter das Extreme gesucht und gefunden.

 Für Laien sind die Vögel einfach hübsch oder schlicht, bizarr oder grazil. Kenner wissen ihre Besonderheiten zu schätzen. Hier betrachtet Aussteller Frans Raaijman die exotischen Tiere hinter Gittern.

Für Laien sind die Vögel einfach hübsch oder schlicht, bizarr oder grazil. Kenner wissen ihre Besonderheiten zu schätzen. Hier betrachtet Aussteller Frans Raaijman die exotischen Tiere hinter Gittern.

Foto: Markus van Offern

Mehr als 340 Kanarienvögel, Wellensittiche und Großsittiche tummelten sich am Wochenende im Saal Slütter, einer hübscher als der andere. Die Suche nach dem schönsten, größten, buntesten und schrillsten bei der Schau des Vereins der Farbkanarien Emmerich brachte Erstaunliches zutage über die kleinen Flieger und Sänger.

Nach der Wertung der Preisrichter war der schönste Vogel ein Border-Kanarienvogel von Gerd Koster, dem Vorsitzenden des Vereins. Das Tier bekam für Haltung, Körper, Farbe, Gefieder und Gesamteindruck 93 Punkte — stolz saß der gelbe Vogel in seinem Käfig.

Mosaik aufs Gefieder gemalt

Ein weiterer Titel passt auch noch zum Border-Kanarienvogel: Er ist der größte unter den Farbkanarien. Im Gegensatz dazu kann man den "Raza Espanol" als "Twiggy unter den Kanarien" bezeichnen, er ist der schmächtigste. "Während die Briten den Border immer größer züchteten, wurde der spanische immer schmaler", erzählte Gerd Koster. "Der Größenunterschied ist wie bei Dackel und Dogge."

Kanarienvögel füllen eine Farbpalette von weiß, gelb, orange, rot, grün und grau, und auch darüber hinaus unterscheiden sie sich im Aussehen. Der schrillste Vogel ist wohl der "Gloster Corona", der eine Krone trägt. Sie hat etwas von einer wilden Beatle-Frisur. Am buntesten ist die Gouldamadine: Erstaunlich, wie das farbenfrohe Mosaik aus türkis- und lilafarbenen, grünen, gelben und weißen Flecken aufs Gefieder gemalt ist.

Der Braunohrsittich war nach der wohl seltenste Vogel, der in der Ausstellung, zu sehen sei, sagte der Vizevereinsvorsitzende Werner Stevens. Sittiche wie dieser oder auch der so genannte Steinohrsittich seien schwer zu züchten. Das fängt bei elementaren Fragen an: "Zur Geschlechtsbestimmung muss der Tierarzt einen DNA-Test machen."

Am leichtesten kann man das Geschlecht bei Zebrafinken feststellen, weshalb sie gut für Nachwuchszüchter geeignet sind. Großsittiche sind in der Haltung wohl am aufwändigsten. Sie langweilen sich schnell, brauchen einen großen Käfig mit Ästen, und ein spezielles Futter ist für sie auch nötig. Generell sei kaum ein Vogel so vielseitig wie der Kanarienvogel, erläuterte Werner Stevens. Und er hat eine besondere Geschichte als Nutztier.

Heller in den dunklen Gruben

"Die Züchtung begann im 15. Jahrhundert", erzählte Stevens. "Die Vögel waren damals grün und wurden in Mienen eingesetzt. Wenn sie aufhörten zu singen, wusste man, dass sich irgendwo gefährliche Gase gebildet hatten." Man habe die Vögel zunächst nur heller gezüchtet, weil man sie dadurch in den dunklen Gruben besser sehen konnte.

(moha)
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