Rees Ein Ort, der Kraft gibt

Rees · In einer neuen Serie stellt die RP die Kirchen in Rees und den Ortsteilen vor – und Menschen, die sich in das Gemeindeleben einbringen. Heute ist die evangelische Kirche in Rees an der Reihe.

 Küsterin Gabi Drießen vor der evangelischen Kirche. Früher stand hier ein Haus, durch das die Gottesdienstbesucher laufen mussten.

Küsterin Gabi Drießen vor der evangelischen Kirche. Früher stand hier ein Haus, durch das die Gottesdienstbesucher laufen mussten.

Foto: A. Breuer

In einer neuen Serie stellt die RP die Kirchen in Rees und den Ortsteilen vor — und Menschen, die sich in das Gemeindeleben einbringen. Heute ist die evangelische Kirche in Rees an der Reihe.

Sie ist nicht sofort zu erkennen, liegt eher ein wenig versteckt. Ihren Turm kann man kaum von weitem sehen. Die evangelische Kirche in Rees ist alles andere als ein prunkvoller Prachtbau. Und doch ist das 1623 erbaute Gotteshaus ein Kleinod — mit einer durchaus lebendigen Gemeinde.

Gabi Drießen arbeitet hier seit neun Jahren als Küsterin. Eine Aufgabe, die sie mit ganzem Herzen angeht. Zwar hat sie nur eine halbe Stelle, aber: "Streng auf die Uhr schauen kann man bei einer solchen Arbeit nicht", sagt sie mit einem Lächeln.

Für andere da sein, immer ein offenes Ohr haben — das sind Dinge, die Gabi Drießen an ihrem Beruf sehr schätzt. Sie sagt: "Ich habe gerne mit Menschen zu tun." Und die sind in der evangelischen Gemeinde recht aktiv: 17 verschiedene Gruppen gibt es, viel ehrenamtliches Engagement ist im Spiel. Im Gemeindehaus ist fast immer was los. "Bis auf samstags kommen hier täglich ein bis drei Gruppen zusammen", berichtet die Küsterin.

In früheren Jahrhunderten führte die evangelische Kirche in Rees ein Randdasein im wahrsten Sinne des Wortes. Wer sie betreten wollte, musste erst durch ein Privathaus laufen, das es allerdings heute nicht mehr gibt. Grund war, dass eine evangelische Kirche in Rees nicht direkt an einer Straße stehen durfte. Sie ist deshalb von Wohnhäusern umgeben. "Das sollte die Menschen davon abhalten, die Kirche aufzusuchen", sagt Gabi Drießen.

Doch das ist längst alles Vergangenheit. Heute finden neben den Kirchgängern auch regelmäßig größere Besuchergruppen den Weg zu dem weiß getünchten Backsteinbau, der unter Denkmalschutz steht. Und die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde ist vorbildlich. Beide erhielten vor einigen Jahren deshalb den "Dialogpreis" des Bistums Münster.

Rund 2000 Gemeindeglieder gibt es derzeit in Rees. Dabei besonders erfreulich: Pfarrer Norbert Stephan hat zur nächsten Konfirmation 46 Jugendliche eingeladen — so viele wie schon lange nicht mehr.

Wenn sie ihren Unterricht antreten, werden sie sich in einem Gebäude befinden, das — wie so viele Kirchen in der Region — eine wechselhafte Geschichte hinter sich gebracht hat. Von der ersten evangelischen Kirche, die am rechten Niederrhein entstand, hatte der Zweite Weltkrieg nicht viel übrig gelassen.

Erst im Oktober 1954 stand sie wieder für den Gottesdienst zur Verfügung. Eine Säulenreihe wurde zugemauert und teilt seitdem das Gebäude in zwei Hälften: in das Kirchenschiff und einen Raum, der für Gemeindearbeit genutzt werden kann. Der Gemeindesaal befindet sich in der ersten Etage, der über einen gläsernen Aufzug erreicht werden kann.

Der nüchtern gehaltene, aber freundlich-hell eingerichtete Kirchraum ist nicht nur der Arbeitsplatz von Gabi Drießen, hier tankt die Küsterin dann und wann auch mal Kraft. "Ich halte mich hier sehr gerne auf. Dieser Saal strahlt eine unglaublich schöne Ruhe aus", sagt sie.

(RP)
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