Emmerich Aus für Weidisch - Gemeinde im Schock

Emmerich · Pfarrer Karsten Weidisch ist ab heute nicht mehr Pastor in Emmerich, Kaplan Christian Olding wird im Juni abgezogen. Erschütterte Gemeindemitglieder demonstrierten Samstag spontan. Bei den Messen kam es zu bewegenden Szenen.

Bürger fordern Verbleib von Weidisch und Olding
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Über 300 Emmericher haben sich am Samstagabend auf dem Aldegundisvorplatz versammelt — empört, wütend, geschockt und betroffen, unter ihnen besonders viele junge Menschen. "Unfassbar, wie uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird", sagte Kim Laarmann von der Veni-Gruppe erschüttert.

Der Grund: Pfarrer Karsten Weidisch wird nach den Querelen der letzten Wochen aus Emmerich abgezogen. Kaplan Christian Olding folgt im Sommer, voraussichtlich im Juni. Er bleibt nur deshalb noch einige Monate, weil er in Veni-Projekte eingebunden ist, die zu Ende gebracht werden sollen.

 Nach der Kundgebung der Gottesdienst in der überfüllten Liebfrauenkirche: Weidisch zelebriert die Messe.

Nach der Kundgebung der Gottesdienst in der überfüllten Liebfrauenkirche: Weidisch zelebriert die Messe.

Foto: Markus van Offern

Die Demonstranten zeigten ihre Emotionen offen. "Ich könnte weinen, dass eine kleine Gruppe Kritiker so etwas schaffen kann. Man muss sich als Emmericher schon fast schämen, zuerst verließ Pastor Kossen krank unsere Stadt, jetzt gehen Pastor Weidisch und Kaplan Olding", klagte eine Teilnehmerin.

 Hunderte Menschen haben sich auf dem Aldegundiskirchplatz versammelt. Jugendliche appellieren in emotionalen Reden für Olding und Weidisch.

Hunderte Menschen haben sich auf dem Aldegundiskirchplatz versammelt. Jugendliche appellieren in emotionalen Reden für Olding und Weidisch.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Der Aufruf zur Demo war über Facebook verbreitet worden; dort finden sich zudem seitenweise aufgewühlte Kommentare. "Wir wollten ein Statement gegen die Kritiker setzen. So verhält man sich nicht, schon gar nicht, wenn man Christ ist", sagte die Initiatorin des Protestes, Sylvia Evers. "Wir wollen ein Zeichen setzen für Weidisch und Olding: Wir stehen hinter Euch."

Die Gläubigen bliesen in Trillerpfeifen, sangen Lieder, hielten Kerzen in den Händen und sprachen über ihre Gefühle. "Die beiden haben es geschafft, dass ich wieder zur Kirche gehe", erklärte Nadine Peters, die sich jetzt als Katechetin engagiert. "Sie beziehen unsere Kinder mit ein, so macht Kirche wieder Freude."

Dem stimmten Birga Eul-de Vree und Nathalie Hölker zu: Endlich gebe es Geistliche, die den Nachwuchs an die Kirche heranführten, und jetzt, mitten in der Kommunionvorbereitung, müssen sie gehen.

"Gerade getauft und schon so ein Elend", sagte die 30-jährige Cordula Köhn, deren Sohn Carlo vor 14 Tagen von Pastor Weidisch getauft wurde. Und Karin Schmitz meinte: "Wenn über 600 Leute den Veni-Gottesdienst besuchen, dann kann das doch nicht falsch sein."

Auch Kinder waren in der Menge. Alexander Retzlaff und Finn Tiemer, beide neun Jahre alt, trugen ein Plakat: "Herr Weidisch soll bleiben." Mats Jansen und Ole Kaal, beide acht, hatten auf ihr Plakat geschrieben: "Ihr seid die Besten." "Herr Olding ist unser Kommunionlehrer, der macht das klasse. Den wollen wir für immer behalten", sagte Ole.

Sichtlich angegriffen hielten mehrere Leute von der Veni-Gruppe vor den anderen Protestierenden eine emotionale Rede auf dem Kirchplatz. "Wir haben so viel geplant und noch so viele Ideen für Veni, das kann doch jetzt nicht sein, das Christian Olding geht", sagten sie. "Wir haben Kraft, Zeit und viel Herz in das Veni-Projekt gesteckt. Wir lassen uns unseren Kaplan nicht einfach nehmen. Wir werden kämpfen, die Kritiker haben sich definitiv mit den Falschen angelegt."

Anschließend zogen viele zur Liebfrauenkirche, wo Pastor Weidisch den Abendgottesdienst zelebrierte. Bewegende Szenen spielten sich auch dort wieder ab.

(moha)
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