Duisburg Protest gegen den Jobabbau bei Huntsman

Duisburg · Es war eine der größten Demonstrationen in der Geschichte Hombergs und seit dem Krupp-Arbeitskampf 1987/88 im Duisburger Westen. Rund 1000 Menschen, die Belegschaft, Sachtleben-Rentner, Senioren, Anwohner - protestierten bei kalten Temperaturen gestern Mittag in Homberg-Essenberg gegen die Pläne des neuen Sachtleben-Eigentümers Huntsman, insgesamt rund 527 Arbeiter und Angestellte in den Werken Homberg und Krefeld-Uerdingen zu entlassen.

Rund 500 Meter lang war der Demonstrationszug, der an der alten Sachtleben-Verwaltung startete, über der Duisburger Straße zwischen den beiden Werksgeländen verlief und an der Hauptverwaltung an der Rudolf von Sachtleben-Straße endete. Vor der Menge bekundete OB Sören Link seine Solidaritat mit der Belegschaft: "Jetzt ist die Verhandlungskommission, die Tarifpartnerschaft gefragt, Betriebsrat, Gewerkschaft und Unternehmensführung. Mir geht es darum, heute hier ein Zeichen zu setzen: Der Oberbürgermeister steht an der Seite der Belegschaft. Wir kämpfen hier gemeinsam um jeden Arbeitsplatz und jeden Ausbildungsplatz, um die Zukunft der Menschen am Standort Homberg und Duisburg. Ich erwarte, dass jetzt Verhandlungen aufgenommen werden und dabei nicht nur um jeden Arbeitsplatz kämpft, sondern dass man auch würdevoll, mit Anstand miteinander umgeht. Da drüben (vor dem Eingang der Hauptverwaltung, die Red.) steht "We are family!?" Ich erwarte, dass dieser Gedanke auch in kritischen Situationen gelebt wird. Das bedeutet: Das oberste Ziel ist, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt, sondern ein sozialverträglicher Arbeitsplatzabbau am Ende von Verhandlungen steht. Daher war das Zeichen, was ich hier und heute mit rund 1000 anderen Menschen gesetzt habe, wichtig. Hier demonstriert nicht nur die Belegschaft, sondern auch ältere Menschen, Rentner und Anwohner aus Homberg."

Der Betriebsratsvorsitzender Klaus Pilger sagte: "Gestern war ein schwarzer Tag für Sachtleben. Da wurde uns gesagt, dass im Werk Homberg rund 350 Leute abgebaut werden sollen. Das ist für uns und für Euch unerträglich! Das ist eine ganz, ganz arme Nummer! Da haben sie die Sachtleben-Schilder weggemacht und Huntsman geflaggt, haben tolle Farbpräsentationen gezeigt. Und jetzt wollen sie uns verar...! Sie haben nur den Zeitpunkt abgewartet, wann sie mit der Wahrheit herauskommen. Wir fordern eine Beteiligung an den Entscheidungen und natürlich, dass die Leute hier bleiben."

Der Betriebsrat habe die Unterlagen zu den Plänen und zur Unternehmenslage, die ihm die Geschäftsführung am Montag gerade mal eine Stunde vor der Betriebsversammlung überreichte, jetzt den Fachanwälten der Gewerkschaft übergeben. Pilger: "Wir erwarten bei den Verhandlungen einen fairen Umgang - und nicht, dass sie uns wie bisher erst anlächeln und kurz darauf die Schüppe ins Kreuz hauen!"

In den vergangenen 20 Jahren habe Sachtleben bereits rund 700 Arbeitsplätze abgebaut, aber immer sozialverträglich. "Das war auch nicht lustig. Aber die Älteren sagten: "Ich mache Platz und dann können die Jüngeren bleiben." Das ist auch unsere Forderung! Die jüngeren Mitarbeiter müssen bleiben, die Alten können in den Vorruhestand gehen. Das ist kein Thema!" Die 86-jährige Hombergerin Emmi Pilger, deren halbe Familie bei Sachtleben arbeitet(e) sagte in ihrer Rede, die viele bewegte: "Früher wurde bei Sachtleben immer zusammengehalten und sozialverträglich entschieden. Ich rufe euch heute auf: Haltet zusammen, wie in den früheren Jahren!"

(mo)
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